Segeln im Sonnenwind
geleistet. Wenn das Geschäft also die Auszahlungsraten für Mr. Fones abwirft, ohne daß er überhaupt dafür arbeitet, kann er dir sicher dieselbe Summe für deine wirklich geleistete harte Arbeit zahlen. Stimmt's?«
»Nun… ja. Aber es wird ihm nicht gefallen.«
»Es braucht ihm auch nicht zu gefallen. Er versucht, dich reinzulegen, und da wird er natürlich keine Freude empfinden, wenn du dasselbe mit ihm probierst. Briney, Vater hat mir mal einen Prüfstein für faire Geschäfte genannt: Klingt das Ganze auch dann noch gut, wenn man die Partner, die das Geschäft abschließen, spiegelbildlich vertauscht? Frage Mr. Fones mal danach.«
»In Ordnung. Wenn er wieder von der Decke herunterkommt, Mo, wird er mir sicher nicht soviel zahlen. Wäre es da nicht besser, wenn ich kündige?«
»Briney, das finde ich nun wirklich nicht. Wenn du einfach kündigst, wird er über deine fehlende Loyalität mek-kern und dir damit kommen, wie er dich als unerfahrenen Grünschnabel eingestellt und dir alles über dieses Geschäft beigebracht hat…«
»Was nicht ganz falsch ist. Als er mich einstellte, hatte ich zwar praktische Erfahrung unter Tage, was Blei und Zink und Kohle angeht, weil ich während des Studiums im Sommer gearbeitet habe. Was ich über Edelmetalle wußte, stammte allerdings nur aus Büchern. Ich habe also bei ihm eine ganze Menge gelernt.«
»Deshalb darfst du ja auch nicht selbst kündigen. Statt dessen bittest du ihn einfach um das Geld, das du wert bist, um die Summe, nach der sein Angebot geradezu lauthals schreit. Fair ist fair. Er kann ruhig in den Ruhestand treten und dir ein höheres Gehalt dafür zahlen, daß du den Betrieb weiterführst, während er den Nettogewinn selbst einstreicht.«
»Er wird eher ein Stachelschwein auf die Welt bringen. In Steißlage.«
»Nein, er wird dich feuern. Oh, vielleicht macht er dir einen Gegenvorschlag, aber das kann einige Zeit dauern. Feuern wird er dich aber auf jeden Fall. Briney, würde es dir etwas ausmachen, auf dem Heimweg bei Wyandottes Bürobedarf vorbeizuschauen und eine gebrauchte Oliver-Schreibmaschine zu kaufen? Eine hübsche, bitte? Nein, miete sie lieber für einen Monat mit der Möglichkeit, die Mietsumme später auf den Preis zu verrechnen. Ich sollte sie erst ausprobieren, ehe wir soviel Geld investieren. In der Zwischenzeit entwerfen wir mal Briefköpfe. ›Brian Smith & Co.‹, denke ich. Bergbauberater. Nein, Firmenberater. Gruben, Farmen, Abbaurechte. Ölrechte. Wasserrechte.«
»Hey, mit all den Sachen kenne ich mich gar nicht aus!«
»Das wirst du noch.« Ich tätschelte meinen Bauch. »In drei Monaten wird dies kleine Ferkelchen für uns die Kasse klingeln lassen.« Mir fiel wieder die Zwanzig-Dollar-Gold-münze ein, die Vater an unserem Hochzeitstag in meine Geldbörse gesteckt hatte. Ich war mir ziemlich sicher, daß Briney nichts von ihr wußte. Vaters offizielles Hochzeitsgeschenk hatte in einem Scheck bestanden, mit dem wir das Mobiliar der Keksdose bezahlten, in der wir zu Anfang wohnten. »Schatz, ich garantiere dir, daß wir nicht verhungern werden, bis du Judge Sperling dieses Baby melden kannst. Dann wird uns der Stiftungsbonus für dieses Kind eine Zeitlang über Wasser halten. Darüber hinaus können wir beide versuchen, die Kasse ein fünftes Mal zum Klingeln zu bringen, ehe das Geld vom vierten Mal ausgeht.
Sollte das Geschäft bis dahin nichts abwerfen, könnte es für dich an der Zeit sein, dir wieder eine Stellung zu suchen. Ich wette allerdings, daß du von jetzt an immer dein eigener Herr bleiben wirst und wir schließlich sogar reich werden. Ich habe Vertrauen zu dir, Sir. Deshalb habe ich dich auch geheiratet.«
»Tatsächlich? Ich dachte, du hättest einen anderen Grund gehabt. Jenes kleine Stück stolzes Fleisch nämlich.«
»Deshalb auch; das muß ich zugeben. Aber wechsle nicht das Thema. Du hast Mr. Fones mehr als sechs Jahre harter Arbeit gewidmet und warst häufig unterwegs, und jetzt möchte er dich für einen Hungerlohn an die Kette legen. Er möchte dich wie eine Kuh melken. Soll er ruhig erfahren, daß du dir dessen bewußt bist und er keine Chance hat, damit durchzukommen.«
Mein Gatte nickte ernst. »Das werde ich. Liebes, ich wußte, was er im Schilde führt, aber ich mußte auch an dich und unsere Kinder denken.«
»Das hast du getan und wirst du immer tun.«
Brian kam am nächsten Tag früh nach Hause und hatte eine ramponierte Oliver-Schreibmaschine unterm Arm. Er stellte sie ab und küßte
Weitere Kostenlose Bücher