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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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allerdings schon gelesen. Was ist das für ein dicker Band dort?«
    »Der ist nicht von Mark Twain; das ist eines von Vaters medizinischen Büchern.« Ich reichte es ihm und las dann im Prinz und Bettelknabe weiter.
    Einige Augenblicke später blickte ich auf, als Brian sagte: »Hey, diese Tafel stimmt nicht.«
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Mir ist schon klar, welche Tafel du dir anschaust. Vater sagte, jeder Laie, der dieses Buch zur Hand nimmt, würde sich unweigerlich als erstes diese Tafel ansehen. Soll ich meinen Schlüpfer ausziehen, damit du es nachprüfen kannst?«
    »Versuche nicht, mich abzulenken, Frauenzimmer. Ich habe ein ausgezeichnetes Gedächtnis.« Er blätterte weiter. »Faszinierend. Man könnte sich diese Tafeln stundenlang betrachten.«
    »Ich weiß. Ich habe es schon.«
    »Erstaunlich, was alles in die Haut eines Menschen paßt.« Er blätterte noch eine Zeitlang weiter, bis ihn ein Artikel über Geburtshilfe gefangennahm. Ihn schauderte bei gewissen Abschnitten (er war eine brauchbare Ersatzhebamme, konnte aber kein Blut sehen), so daß er das Buch schließlich zur Seite legte und ein anderes zur Hand nahm. »Mann!«
    »Was hast du diesmal, Schatz? Oh! Was jedes junge Mädchen wissen sollte. «(Er hatte die Radierungen von Forberg erwischt, Figuris Veneris. Auch ich hatte mich erschrocken, als ich sie das erste Mal geöffnet hatte.)
    »So hieß das Buch aber nicht. Hier, lies die Titelseite: Figuren der Venus .«
    »Es war ein Scherz. Ein Scherz von Vater. Er gab mir das als Sex-Handbuch. Wir diskutierten über jedes Bild, und er beantwortete alle meine Fragen dazu. Was bedeutet, daß es eine ganze Menge Fragen waren. Er sagte, Mr. Forbergs Bilder wären anatomisch korrekt - was man von der zensierten Tafel, über die du dich beschwert hast, nicht behaupten kann. Vater sagte, man sollte diese Bilder in der Schule verwenden, denn sie wären weit besser als die heimlichen Karikaturen oder Fotos, die die jungen Leute sonst als einziges zu sehen bekommen, bis sie irgendwann mit der Realität konfrontiert werden, sich dabei erschrecken und manchmal sogar verletzt werden.« Ich seufzte. »Vater meint, die sogenannte Zivilisation wäre durch und durch krank, aber in keinem Bereich mehr als im Sex, jedem Aspekt des Sex.«
    »Dein Vater hat vollkommen recht, finde ich. Aber habe ich richtig verstanden, Maureen, daß Dr. Johnson dir das als Handbuch gegeben hat? Mein verehrter Schwiegervater hat allem seinen Segen gegeben, was diese Bilder zeigen? Allem? «
    »Himmel, nein! Nur den meisten Sachen. Er war ganz allgemein der Auffassung, daß alles, was zwei oder mehr Leute machen möchten, in Ordnung geht, vorausgesetzt, es führt nicht zu Verletzungen. Er fand, daß es lächerlich ist, bei sexuellen Beziehungen mit Begriffen wie ›moralisch‹ und ›unmoralisch‹ zu hantieren. Die korrekten Begriffe wären ›richtig‹ und ›falsch‹, wenn man sie genauso benutzte wie in allen anderen zwischenmenschlichen Beziehungen.«
    »Mon beau-père a raison. Und meine Frau hat auch ein ganz schön cleveres Köpfchen.«
    »Ich konnte mein Leben lang bei einem weisen Mann lernen, bis er mich an dich übergab. Zumindest glaube ich, daß mein Vater weise ist. Komm, rück mal ein Stück zur Seite, dann setze ich mich zu dir und zeige dir, womit er einverstanden war und womit nicht.«
    Ich setzte mich neben ihn; er legte den Arm um mich, und ich hielt das Buch auf seinem Schoß. »Beachte das Datum auf der Titelseite, 1824, aber die Bilder sind im Stil überwiegend klassisch griechisch oder römisch, von einem ägyptischen abgesehen. Vater sagte, daß sie, obwohl weniger als hundert Jahre alt, den Wandmalereien in Hurenhäusern in Pompeji entsprechen, ihnen aber künstlerisch weit überlegen sind.«
    »Dr. Johnson war in Pompeji?«
    »Nein. Glaube ich wenigstens nicht. Bei Vater fällt es einem manchmal schwer, sicher zu sein. Er erzählte mir, er hätte Fotos der Pompeji-Wandgemälde in Chicago gesehen. An der Northwestern oder in irgendeinem Museum.«
    »Aber wie ist er nur an diese Bilder hier gekommen? Ich sage es nicht gerne, aber ich bin überzeugt, daß sie uns nach dem Comstock-Gesetz einen langen Urlaub auf Bundeskosten einbringen würden, falls man uns damit erwischen würde.«
    »›Falls man uns damit erwischen würde.‹ Falls ist in diesem Zusammenhang das Schlüsselwort. Vater hat mich gedrängt, mir solide Gesetzeskenntnisse anzueignen, um nicht erwischt zu werden, wenn ich mal eins breche. Er

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