Segeln im Sonnenwind
Raten, in ›laufender Rechnung‹, wie du das nennst, auszahlen sollst?«
»Ja. Sollte das Geschäft mehr Gewinn abwerfen als im Durchschnitt der letzten Jahre, steigt damit auch sein Anteil.«
»Und wenn der Gewinn zurückgeht – geht dann auch sein Anteil zurück?«
»Nicht unter den Nennwert der laufenden Rechnung.«
»Selbst wenn du Geld verlierst?«
»Selbst dann. Ja, das gehört zu seinem Vorschlag.«
»Briney, was genau verkauft er dir eigentlich? Wenn du das akzeptierst, verpflichtest du dich, ihn für alle Zeit zu unterhalten…«
»Nein, nur für zwölf Jahre. Seine Lebenserwartung.«
»Und mit seinem Tod endet der Vertrag? Hmm! Kennt Mr. Fones vielleicht meine Großtante Borgia?«
»Nein, der Vertrag endet nicht mit seinem Tode, also brauchst du gar nicht so gierig zu schauen. Wenn er stirbt, gehen die Zahlungen an seine Erben.«
»In Ordnung. Zwölf Jahre also. Du unterhältst ihn zwölf Jahre lang. Was kriegst du dafür?«
»Na ja… Ein gutgehendes Geschäft. Alle Unterlagen und Konten und vor allem den guten Ruf. Dazu das Recht, weiter den Namen ›Fones und Smith, Bergbauberater‹ zu führen.« Er brach ab.
»Was noch?« hakte ich nach.
»Die Büroausstattung und den Pachtvertrag. Du hast das Büro ja schon mal gesehen.«
Das hatte ich. Unten im Westen, gegenüber International Harvester. Während der Frühjahrsflut 1903, als der Missouri wieder mal nicht die Kurve gekriegt und versucht hatte, den Kaw direkt bis hinauf nach Lawrence zu fließen, hatte Briney seinen Arbeitsplatz mit einem Ruderboot aufsuchen müssen. Ich hatte mich gefragt, was eine Bergbaugesellschaft eigentlich da unten zu suchen hatte, wo es ja gar keinen Bergbau gab, nur schwarzen Schlamm bis nach China. Und den durchdringenden Gestank der Viehhöfe.
»Brian, wieso habt ihr euer Büro eigentlich dort?«
»Geringe Pacht. An der Walnut oder Main müßten wir für dieselbe Fläche das Vierfache hinblättern, sogar dort, wo man schon ein gutes Stück von der Fünfzehnten entfernt ist. Ich übernehme natürlich den Pachtvertrag.«
Ich überlegte mehrere Minuten lang intensiv. »Sir, wie viele von den Geschäftsreisen hat Mr. Fones selbst erledigt?«
»Ursprünglich oder in letzter Zeit? Zu Anfang gingen er und Mr. Davis noch vor Ort arbeiten, während ich im Büro blieb. Schließlich erklärte er mir, was er von solchen Kontrolluntersuchungen erwartete… Das war, bevor Mr. Davis in den Ruhestand ging. Dann…«
»Entschuldige. Ich meinte, wie oft war Mr. Fones im letzten Jahr für die Firma unterwegs?«
»Wie? Er war schon seit zwei Jahren nicht mehr vor Ort. Er war dreimal in Geldsachen unterwegs, zweimal nach St. Louis, einmal nach Chicago.«
»Während du immer mit den Stiefeln durch den Schlamm gewatet bist?«
»So könnte man es nennen.«
»So nennst du es, Briney. Schatz, du möchtest das Geschäft gern übernehmen, nicht wahr?«
»Das weißt du doch! Es geht nur alles schneller, als ich für möglich gehalten hätte.«
»Und du möchtest meine ehrliche Meinung dazu hören? Oder benutzt du mich gerade nur als Resonanzboden, um deine eigenen Gedanken zu ordnen?«
Er schenkte mir sein gewinnendes Lächeln. »Vielleicht trifft beides zu. Ich werde die Entscheidung treffen, aber ich möchte, daß du mir sagst, was ich tun soll, als läge es ganz bei dir.«
»Sehr schön, Sir. Dazu brauche ich allerdings mehr Informationen. Ich kenne dein bisheriges Gehalt nicht und möchte es auch gar nicht kennen – das ziemt sich für eine Ehefrau nicht –, aber sage mir eins: Liegen die Monatsraten für Mr. Fones darüber oder darunter?«
»Wie? Darüber. Ein ganzes Stück darüber. Selbst wenn man die Boni mitrechnet, die ich für manche Geschäftsabschlüsse erhalten habe.«
»Ich verstehe. In Ordnung, Briney – ich werde mich deutlich ausdrücken. Lehne das Angebot ab. Gehe gleich morgen hin und sage es ihm. Bitte ihn gleichzeitig um eine Gehaltserhöhung. Bitte ihn um – nein, fordere ein Gehalt in Höhe der Monatsrate in laufender Rechnung, die er aus dem Geschäft abschöpfen möchte.«
Briney machte erst ein erschrockenes Gesicht, aber dann lachte er. »Ihn wird der Schlag treffen!«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ganz bestimmt wird er böse sein. Bereite dich lieber darauf vor. Laß dich von ihm aber nicht wütend machen, nicht das kleinste bißchen. Sage ihm in aller Ruhe, daß fair nun einmal fair ist. Während der letzten beiden Jahre hast du die ganze harte und schmutzige Arbeit
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