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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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schlimmer. Gold hat auf das menschliche Urteilsvermögen ähnliche Wirkungen wie Heroin oder Kokain.
    Man traf allerdings auch ein paar vernünftige Investoren an – Spieler zwar, aber solche, die ihre Chancen realistisch einschätzten. Bot man ihnen Gelegenheit, die Anfangskosten zu reduzieren, indem sie spätere Gewinnprozente abtraten, dann taten sie das auch. Die von solchen Leuten ausgesuchten Gruben fanden auch häufiger Brians Zustimmung.
    Selbst die lohnenden Schürfrechte führten jedoch auf lange Sicht gewöhnlich zu Verlusten, meist, weil Besitzer oder Betreiber die Gruben nicht rechtzeitig schlossen, sobald sie nicht mehr kosteneffektiv waren. (Für Brian bedeutete das keine Einbußen; er bezog einfach keine weiteren Einnahmen aus seinem Nettogewinnanteil.) Trotzdem – ein paar Gruben warfen Geld ab, einige wenige sogar einen ganzen Haufen Geld, ein Teil von denen sogar noch vierzig Jahre später. Brians Bereitschaft, diese Erfolge durch zurückhaltende Forderungen zu unterstützen, ermöglichte es unseren Kindern, die besten Schulen zu besuchen, und seine frühere Sekretärin, Mama Maureen, konnte große, dicke Smaragde tragen. (Ich mag keine Diamanten. Zu kalt, die Dinger.)
    Ich stelle gerade fest, daß ich noch nicht von Nelson und Betty Lou und Random Numbers und Mr. Renwick berichtet habe. Das hat man davon, wenn man Agentin beim Zeitkorps ist. Alle Zeiten wirken auf so jemanden gleich, und die Abfolge der Dinge wird unwichtig. In Ordnung, füllen wir also die Lücken.
    Random Numbers war vielleicht die albernste Katze, mit der ich je gelebt habe – obwohl alle Katzen einzigartig sind und auch Pixel seine Anhänger hat, was den Titel der absolut witzigsten Katze aller Zeiten und Universen angeht. Ich bin allerdings sicher, daß Betty Lou für Random Numbers stimmen würde. Theoretisch gehörte Random meinem Göttergatten Brian, da die Katze das Hochzeitsgeschenk von seiner Frau war, wenn es auch ein bißchen verspätet kam. Es ist allerdings albern, von Besitzrechten an einer Katze zu sprechen. Im Gegenteil. Randie hielt Betty Lou für seine Leibsklavin, die jederzeit präsent zu sein hatte, um ihm den Kopf zu kraulen, ihn zu hätscheln und Türen für ihn zu öffnen, eine Überzeugung, die Betty durch ihren sklavischen Gehorsam gegenüber allen seinen Launen noch unterstützte.
    Betty Lou war für, oh, annähernd drei Jahre Brians bevorzugte Geliebte. Als die Umstände es erlaubten, waren sie dann für viele Jahre sogar ganz eng zusammen. Betty Lou war mit Nelson verheiratet, meinem Vetter, der mir mal den Zitronenkuchen untergeschoben hatte. Die Vergangenheit war zurückgekehrt, um mich heimzusuchen.
    Nelson tauchte im Dezember 1906 auf, kurz nach Brians Entschluß, sich selbständig zu machen. Brian hatte Nelson bislang nur einmal gesehen – auf unserer Hochzeit –, und seitdem hatte keiner von uns beiden etwas über den Verbleib meines Vetters gewußt.
    Er war damals fünfzehn gewesen und nicht größer als ich. 1906 trat er mir als großer, gutaussehender junger Mann von dreiundzwanzig vor die Augen, der ein landwirtschaftliches Diplom an der Kansas State Universität in Manhattan erworben hatte. Er gab sich so charmant wie eh und je, wenn nicht sogar charmanter. Ich spürte wieder das alte Prickeln in mir, die kalten Blitze am unteren Ende der Wirbelsäule. Ich sagte mir: Maureen, du bist in Schwierigkeiten. Es geht dir wie dem Hund, der zu seinem Erbrochenen zurückkehrt. Das einzige, was dich schützt, ist die Tatsache, daß du im siebten Monat bist und die körperlichen Konturen eines Elefanten hast, mit denen du so verführerisch wirkst wie ein schwarzweiß geflecktes Hausschwein. Erzähle Briney heute abend im Bett davon und sage ihm, er soll dich scharf im Auge behalten.
    Superidee! Nelson tauchte am Nachmittag auf, und Brian lud ihn zum Abendessen ein. Als er erfuhr, daß Nelson sich kein Hotelzimmer genommen hatte, lud er ihn auch ein, bei uns zu übernachten. Das überraschte niemanden; damals und in dieser Gegend ging kein Mensch in ein Hotel, der Verwandte am Ort hatte. Selbst in unserer ersten Keksdose hatten wir mehrfach Gäste über Nacht gehabt. Wer kein Bett mehr frei hatte, improvisierte eines auf dem Fußboden.
    Ich erzählte Brian an diesem Abend überhaupt nichts. Obwohl ich genau wußte, daß er die Geschichte mit dem Zitronenkuchen kannte, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich Nelson dabei namentlich erwähnt hatte. Falls nicht – oder falls Brian den Zusammenhang

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