Segeln im Sonnenwind
meinem Leben. Die ganze Zeit über sprudelte ich fast über vor Glück, mal abgesehen davon, daß mein Gatte häufiger fort war, als es mir gefiel. Selbst das hatte allerdings Vorzüge, zum Beispiel den, daß aus unserer Ehe eine Abfolge immer neuer Flitterwochen wurden. Wir hatten geschäftlich Erfolg, und die Tatsache, daß Briney immer dann am längsten weg war, wenn das Geschäft am besten lief, ersparte es uns, einander jemals überdrüssig zu werden.
Briney versuchte stets, mich telefonisch vom Zeitpunkt seiner Rückkehr zu unterrichten, was jedoch nicht immer klappte. Ich tat Tag und Nacht mein Bestes, seinen Anweisungen zu folgen, und erwartete ihn so beispielsweise selbst im Schlaf mit geöffneten Beinen, damit er mich auf die bestmögliche aller Arten wecken konnte. Stets badete ich vorsichtshalber, bevor ich mich ins Bett legte, und mein Schlaf bestand manchmal nur darin, daß ich die Augen schloß und mich nicht mehr bewegte, sobald ich hörte, wie er die Haustür aufschloß. Wenn er sich dann zu mir ins Bett legte, rief er mich mit irgendeinem komischen Namen wie »Mrs. Krausemeyer« oder »Schlachtschiff Kate« oder »Lady Plushbottom« – woraufhin ich so tat, als erwache ich jetzt erst, und ihn mit allen möglichen Namen bedachte – außer Brian –, wie »Hubert« oder »Giovanni« oder »Fritz«. Vielleicht fragte ich ihn sogar mit weiterhin geschlossenen Augen, ob er auch fünf Dollar auf die Kommode gelegt hätte – woraufhin er mich dafür tadelte, daß ich die Preise in Missouri hochtriebe, und ich mich noch mehr ins Zeug legte, um zu beweisen, daß ich die fünf Dollar wert war.
Wenn wir dann zufrieden, aber noch miteinander verbunden waren, stritten wir uns darüber, ob ich nun eine Fünf-Dollar-Leistung geboten hätte oder nicht. Dabei konnte es passieren, daß wir einander kitzelten, bissen, miteinander rangen, uns verhauten, lachten oder einen erneuten Versuch unternahmen, wobei wir in einem fort recht derbe Scherze austauschten. Ich ergötzte mich daran, im Salon die Herzogin zu spielen, in der Küche die Wirtschafterin und im Schlafzimmer die Hure – die klassische Definition der idealen Ehefrau. Vielleicht war ich nie perfekt darin, aber ich erlebte das größte Glück in dem hartnäckigen Bestreben, allen drei Aspekten gerecht zu werden.
Brian hatte auch Spaß daran, beim Geschlechtsverkehr derbe Lieder zu singen, möglichst welche mit kräftigem Rhythmus, der zum Rhythmus der Kopulation paßte und den man nach Bedarf beschleunigen oder verlangsamen konnte, also zum Beispiel:
Bang away, my Lulu!
Bang away good and strong!
Oh, what 'll I do for a bang away
When my Lulu's dead and gone!
Dazu kamen dann endlose Strophen wie:
My Lulu had a chicken,
My Lulu had a duck.
She took them into bed with her
And taught them how to…*
BANG! away my Lulu!
Bang away good and strong!
Das ging so lange, bis Briney es nicht mehr länger hinauszögern konnte.
Während er sich dann ausruhte, verlangte er von mir schon mal, daß ich ihm eine Bettgeschichte erzählte, da er schließlich wissen wollte, wie ich mir meine Stunden mit ein bißchen kreativem Ehebruch versüßt hatte.
Er bezog sich dabei nicht auf Dinge, die ich vielleicht mit Nelson und/oder Betty Lou angestellt hatte; beide gehörten praktisch zur Familie und zählten damit nicht. »Was ist los, Mo? Kriegst du auf deine alten Tage noch lahme Hüften? Du, der wandelnde Skandal von Thebes County? Sag, daß das nicht wahr ist!«
Der geneigte Leser kann mir wirklich glauben, daß ich zwischen Geschirr und Windeln, Nähen und Stopfen, den Kindern die Nase wischen und ihnen bei ihren Tragödien beistehen nicht genug Zeit hatte, um so viel Ehebruch zu begehen, daß es auch nur einen jungen Priester interessiert hätte. Nach dem albernen und peinlichen Zwischenfall mit Reverend Zeke kann ich mich zwischen 1906 und 1918 an keinerlei illegale Bettgymnastik erinnern, die nicht von meinem Gatten selbst herbeigeführt und im voraus abgesegnet worden wäre. Auch in dieser Hinsicht gibt es nicht viel zu berichten, da Briney eher noch beschäftigter war als ich.
* Bums drauflos, meine Lulu, bums drauflos, fest und stark! O wie krieg' ich nur 'nen guten Bums, wenn's meine Lulu nicht mehr gibt?
Meine Lulu hat 'n Hühnchen, meine Lulu hat 'ne Ente. Sie nahm sie mit ins Bett ganz fix, und lernte sie zu…
Für Leute, die gerne ihre Nasen in ihrer Nachbarn Angelegenheiten stecken (wir hatten einige davon in unserer Gegend und unserer
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