Segnet die Tiere
eine vernünftige Annahme, weiter nichts.« Sie verabscheute es, im Dunkeln zu tappen. »Eins steht fest: Die Sardalianer sind ziemlich versessen darauf, Gebrauch von unserer medizinischen Ausrüstung zu machen.«
»Medizinische Hilfe ist kein direkter Verstoß gegen die Erste Direktive«, sagte Tuvok. »Aber in diesem Fall besteht die Möglichkeit, daß es dadurch zu einer Veränderung des
Machtgleichgewichts auf dem Planeten käme.«
Janeway nickte. »Ich behalte diesen Punkt im Auge.«
Torres wirkte kummervoll. »Bitte verzeihen Sie, Captain, aber mir scheint, daß nur Starfleet die Gewährung
medizinischer Hilfe für Einmischung halten kann.«
»Das ist verräterisches Gerede, Lieutenant«, warnte Tuvok.
B’Elanna warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wollen Sie mich deshalb zu Borizus in die Arrestzelle sperren? In dem Fall gäbe es niemanden mehr, der die Reparaturarbeiten beaufsichtigt.«
»Während Sie Mitglied dieser Crew sind, werden Sie sich an die Starfleet-Vorschriften halten.«
»Sie stehen rangmäßig nicht über mir, Vulkanier! Sie
brauchen mir nicht zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.«
»Schluß damit, und das gilt für Sie beide«, warf Janeway ein.
»Ich erwarte keinen Zank von Ihnen, sondern Informationen und Meinungen.« Sie wandte sich an den Sicherheitsoffizier.
»Haben Sie etwas zu berichten, Tuvok?«
Der Vulkanier beugte sich vor. »Es scheint tatsächlich eine Art illegaler Fischfang stattzufinden. Wir haben das recht primitive sardalianische Massenkommunikationssystem
angezapft und in Erfahrung gebracht, daß Kolias
Ratsmitglieder eines anderen Stadtstaates namens Micasz bedrohte. Mehr noch: Der Oberste Rat – oder jemand in seinem Büro – steht in geheimer Verbindung mit Leuten, die sich als ›Piraten‹ definieren lassen. In diesem Zusammenhang gibt es verschiedene Fraktionen, und der Konflikt zwischen ihnen scheint immer stärker zu werden. Noch ist unklar, welcher Fraktion Kolias angehört.«
»Piraten?« Janeway erinnerte sich an die primitiven Bilder, an fischartige Geschöpfe mit langen, sehr gefährlich
aussehenden Zähnen. »Konnten Sie feststellen, worauf genau sich die illegalen Aktivitäten bezogen?«
»Darüber fanden leider keine Diskussionen statt. Dafür erfuhr ich etwas anderes: Kolias’ Tochter Marima wird ebenfalls vermißt.«
»Ja«, murmelte Janeway. »Ich weiß.«
Torres schlug mit der flachen Hand auf den lisch. »Das dürfte wohl genügen, oder? Die Tochter des Obersten Rats, Kim und Paris – alle verschwunden. Wir sollten mit Kolias reden. Und zwar an Bord der Voyager, ohne den ganzen Etikettenkram.«
»Schlagen Sie eine Entführung vor?« fragte Chakotay. »Das wäre ein Verbrechen.«
Janeway hob die Hände. »Wir haben nicht die Absicht, den Boden der Legalität zu verlassen und uns die Feindschaft der Sardalianer zuzuziehen. Allerdings hat B’Elanna diesmal nicht ganz unrecht.«
»Captain?« Tuvok starrte sie so an, als sei ihr gerade ein zweiter Kopf gewachsen.
»Wir laden Kolias zu einem Empfang ein…«
»Nicht schon wieder so ein gräßlicher Empfang!« entfuhr es Torres. »Captain, für so einen Unsinn haben wir überhaupt keine Zeit…«
Janeway überhörte den Einwand. »Allerdings kommt es zu einer Fehlfunktion des Transporters, die uns daran hindert, auch die Begleiter des Obersten Rats an Bord zu beamen, was wir natürlich sehr bedauern. Ebenso wie den Umstand, daß sich dadurch Kolias’ Rückkehr auf den Planeten verzögert.«
Torres lächelte erfreut.
Chakotay schmunzelte. »Wir sollen lügen, Captain?
Widerspricht das nicht den Starfleet-Vorschriften?«
»Es handelt sich um ein taktisches Täuschungsmanöver.«
Janeway zwinkerte und wandte sich an Tuvok. »Übermitteln Sie Kolias eine Nachricht. Teilen Sie ihm mit, daß ich ihn zu einer privaten Party einlade.«
Der Vulkanier nickte und griff nach dem Kommunikator.
Janeway sah B’Elanna an. »Nun zur entwendeten Ligatur…«
Torres streckte die Hand aus. »Ich glaube, ich habe eine Lösung gefunden, Captain.« In der Hand ruhte ein kleines, mattschwarzes Gerät mit einem grün-weißen Display. »Ich habe einen molekularen Indikator auf die exakten
Spezifikationen der fehlenden Komponente programmiert.«
»Ausgezeichnet. Wann können Sie ihn mit den
Hauptsensoren des Schiffes verbinden?«
B’Elannas Lächeln wuchs in die Breite. »Ich fürchte, vom Orbit aus läßt sich hiermit nichts anfangen, Captain. Die Atmosphäre sorgt für zu starke
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