Segnet die Tiere
den Kopf gingen. Doch die Intensität seines Blicks, der die ganze Zeit über auf den Monitor gerichtet blieb, verriet Besorgnis.
Borizus log. Davon war Tuvok inzwischen überzeugt. Er hatte sich nicht annähernd so lange mit den Sardalianern beschäftigen können wie mit den Menschen. Dennoch glaubte er, Gemeinsamkeiten in Hinsicht auf Temperament und
Emotion zu erkennen. Für den erfahrenen – und geduldigen –
Beobachter waren diese Dinge sehr aufschlußreich.
Die Logik legte den Schluß nahe, daß Borizus mit anderen Personen zusammenarbeitete. Es mußte also die Identität seiner Komplizen festgestellt werden. Er behauptete, seine Anweisungen von Kolias zu empfangen, aber in den Worten und Taten des Obersten Rats gab es keine Bestätigung dafür.
Nach einer Weile glaubte Tuvok, durch weitere
Beobachtungen keine zusätzlichen Daten gewinnen zu können.
Er beschloß, direkt zu handeln.
Der Vulkanier stand auf, nickte dem Wächter zu und
deaktivierte das Kraftfeld im Eingang der Arrestzelle.
»Kommen Sie«, sagte er. »Ich möchte mit Ihnen reden.«
Der Sardalianer wirkte noch immer mürrisch und
verschlossen. Er schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben – ein schlechtes Zeichen.
»Sie wissen sicher, daß die Tochter des Obersten Rats vermißt wurde«, sagte Tuvok ohne Einleitung.
»Was?« Borizus musterte ihn unsicher, den Kopf halb
zwischen den Schultern.
»Man hat sie gefunden. Sie ist wohlauf und derzeit auf dem Rückweg nach Vandorra, wo ihr Vater auf sie wartet.«
»Entschuldigung…« Die Nasenschlitze des Sardalianers
vibrierten immer schneller. »Was haben Sie gesagt?«
Als Mensch hätte sich Tuvok vielleicht über Borizus’
plötzliches Unbehagen gefreut. Mit einer gewissen
Zufriedenheit sah er, wie sich das sardalianische Gesicht verfärbte, einen deutlichen purpurnen Ton gewann.
»Man hat Kolias’ Tochter gefunden.«
Borizus starrte sprachlos.
»Sie lebt«, fügte Tuvok mit besonderem Nachdruck hinzu.
»Es geht ihr gut.«
»Sie lebt?«
»Vor einer Stunde erhielten wir die Nachricht von ihrer Rettung.«
»Aber sie war schwerkrank«, erwiderte Borizus. In seinen Augen flackerte es. »Sie hätte eigentlich nicht überleben dürfen, ebensowenig wie die beiden von Ihnen vermißten Besatzungsmitglieder.«
»Eine interessante Situationsbewertung«, kommentierte Tuvok und sah, wie sich Borizus’ Pupillen weiteten – der Sardalianer begriff nun, daß er sich gerade selbst belastet hatte.
Er schloß die Augen und zog den Kopf wieder ganz zwischen die Schultern. »Das habe ich irgendwo gehört«, fügte er hinzu, doch es klang nicht sehr überzeugend.
Der Vulkanier gab keine Antwort und klopfte auf seinen Insignienkommunikator. »Tuvok an Janeway. Captain, würden Sie bitte in den Arrestbereich kommen? Ich glaube, Borizus hat uns etwas mitzuteilen.«
Der holographische Arzt warf einen letzten Blick auf den Datenschirm, bevor er einen internen Kom-Kanal öffnete. Er wirkte noch verdrießlicher als sonst. »Krankenstation an Brücke.«
»Hier Chakotay. Worum geht’s?«
Der Doktor seufzte. Er hätte lieber direkt mit Captain Janeway gesprochen und nicht mit dem rätselhaften Ersten Offizier. Vermutlich kümmerte sich Janeway gerade um
irgendwelche sehr wichtigen Dinge. Und vielleicht wurde dabei ein Schaden angerichtet, den er später reparieren mußte.
»Commander, ich möchte darauf hinweisen, daß Lieutenant Paris’ Medo-Dateien fehlen.«
»Ich verstehe.« Chakotay schien nicht sehr beeindruckt zu sein. »Glauben Sie, jemand hat sie mit Absicht gelöscht?«
»Das ist mir nicht bekannt. Ich habe die Lücke in den Aufzeichnungen erst vor kurzer Zeit bemerkt.«
»Verzeihen Sie bitte, Doktor: Handelt es sich um eine dringende Angelegenheit?«
Der Holo-Arzt schnaufte beleidigt. »Ich gebe meine
Feststellung deshalb offiziell zu Protokoll, damit das Fehlen der medizinischen Daten der Nachlässigkeit meines
verstorbenen Vorgängers zugeschrieben wird und nicht etwa einem Fehler in meinem Programm.«
»Zur Kenntnis genommen. Chakotay Ende.« Nicht zum
erstenmal dachte der Doktor, daß Commander Chakotay
ungewöhnlich angespannt und abrupt klang. Vielleicht litt er zunehmend unter Streß – was bei einem Kommandooffizier sehr gefährlich werden konnte. Der holographische Arzt fügte der Datei für anstehende Aufgaben einen weiteren Vermerk hinzu: Er wollte empfehlen, daß sich der Erste Offizier so bald wie möglich in der Krankenstation einfand, um sich
Weitere Kostenlose Bücher