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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
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waren.
    Na schön, sie ist attraktiv, Thomas. Nicht zum erstenmal begegnest du einer Frau, die hinreißend aussieht. Aber sie hat uns auch ohne jede Warnung in Lebensgefahr gebracht. Das solltest du nicht vergessen. Wie dem auch sei… Sie sieht toll aus, nicht wahr?
    »Wie meinen Sie das, Tom?« fragte Marima. »Was soll ich auspacken?«
    »Entschuldigen Sie. Es ist eine in meiner Heimat
    gebräuchliche Redensart. Sie bedeutet so viel wie ehrlich sein, offen Auskunft geben. Genau darum geht es. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie mir gegenüber ehrlich sind. Was hat es wirklich mit den Darra auf sich? Warum führt Ihr Volk in dieser Hinsicht einen so verzweifelten Kampf? Begreifen Sie denn nicht, daß die Darra intelligent sind?«
    Marima hob die Hand und winkte ab. Es fiel Paris sehr schwer, angesichts dieser geschmeidigen Schönheit an eine schwere Krankheit zu glauben. Wenn sich die Sardalianer derart schnell erholten – wieso galt die graue Pest dann als so schlimm?
    »Es sind Fische«, sagte Marima. »Große dumme Fische,
    deren Blut eine für uns wichtige Substanz enthält. Mehr steckt nicht dahinter. Aber für manche Leute ist ihr Leben mehr wert als unseres.«
    Paris stöhnte innerlich, als sich Harry Kim ausgerechnet in diesem Augenblick näherte. »Nur Fische?« erwiderte er. »Ich glaube, sie sind viel mehr.«
    Marima zuckte mit den Schultern – hatte sie sich das von den beiden Menschen abgeguckt? »Über viele Jahre hinweg hat man sie romantisiert.« Sie lächelte betont spöttisch. »Vor allem in Kinderreimen.«
    Paris warf Kim einen warnenden Blick zu, aber ebensogut hätte man versuchen können, einen Tsunami mit einem
    Schmetterlingsnetz aufzuhalten. Fähnrich Harry Kim ritt jetzt auf den Wogen moralischer Entrüstung.
    »Ich halte unsere bisherigen Erfahrungen mit den Darra nicht für romantisch«, sagte Kim. »Sie waren eher praktischer Natur.
    Die Geschöpfe retteten uns das Leben.«
    »Solche Geschichten erzählen sich alte Fischer«, erwiderte Marima und fügte mit veränderter Stimme hinzu: »Darra, Sänger der Tiefe, die edlen Bewohner des Ozeans. Ich glaube nicht eine Sekunde daran. Und zwei erfahrene Reisende wie Sie sollten so etwas ebenfalls sofort als Unsinn erkennen.«
    »Ich weiß nur eins«, betonte Kim. »Ohne die Hilfe der Darra wären wir jetzt tot. Sie trugen mich absichtlich zur Wasseroberfläche empor, damit ich nicht ertrinke.«
    Marima gähnte übertrieben. Paris fand ihre Reaktion
    zunächst amüsant, doch dann begriff er, daß sie es mit einer Verzögerungstaktik versuchte. Aber sie irrte sich, wenn sie glaubte, daß Kim einfach so die Puste ausging.
    Das Gesicht des jungen Fähnrichs glühte. »Sie sollten endlich damit aufhören, die Wahrheit zu ignorieren!«
    »Woher wollen Sie wissen, was geschehen ist?« erwiderte Marima. »Sie haben selbst gesagt, daß es mitten in der Nacht war und ein Sturm wütete. Natürlich gerieten Sie vollkommen durcheinander und wußten überhaupt nicht mehr, was
    eigentlich passierte. Bestimmt hatten Sie einfach nur Glück.
    Ich vermute, eine Welle hat Sie ins Rettungsboot
    zurückgeworfen. Bei der Sache mit den Darra handelt es sich nur um Halluzinationen.«
    Kim bedachte sie mit einem enttäuschten Blick. »Ich wußte nicht, daß Sie so stur und dickköpfig sein können.«
    Paris legte ihm den Arm um die Schultern. »Die Dame
    möchte gar nicht hören, was Sie ihr zu sagen haben, Harry.«
    »Wir haben uns die Darra nicht nur eingebildet, Tom.«
    »Das will ich auch stark hoffen. Nun, normalerweise kann ich nicht so gut mit Tieren umgehen. Wer weiß? Vielleicht entwickle ich neue Talente.«
    »Ich meine es ernst!« Kim wich zur Seite.
    »Ich ebenfalls.« Das Lächeln verschwand von Paris’ Lippen, und sein Tonfall veränderte sich. Marimas Weigerung, Kim zuzuhören, wurmte ihn. »Und ich bin wie Sie davon überzeugt, daß wir nicht an Halluzinationen leiden. Die Darra sind tatsächlich intelligent. Außerdem glaube ich, daß Sie das ganz genau wissen, Marima. Aber Sie befürchten, daß es allgemein bekannt werden könnte – dann verlören Sie Ihre einzige Möglichkeit, die Krankheit wirkungsvoll zu behandeln.«
    Die Sardalianerin starrte ihn an und erblaßte. »Sie verstehen nicht… Die Darra sind Tiere. Sie haben überhaupt keine besondere Intelligenz. Es sind einfach nur Tiere. Und aufgrund des Enzyms in ihrem Blut stellen sie unsere einzige
    Überlebenschance dar. Ohne sie müßten wir alle sterben!«
    Sie wandte sich zornig

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