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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Vorstellung.
    Allmählich ließ die Grelle des Lichtes nach, und das Glühen des Sardions wurde schwach und fahl. Im Augenblick der Wahl durch die Seherin von Kell war Zandramas zurückgewichen, und die Lichtpünktchen unter ihrer Haut schienen zu flackern. Doch nun begannen sie noch heftiger zu wirbeln und zusehends heller zu glü-
    hen. »Nein!« schrie sie. »Nein!«
    »Vielleicht sind diese Lichter in deinem Fleisch deine Erhebung, Zandramas«, sagte Poledra. »Selbst jetzt noch könnte es sein, daß du heller leuchten wirst als jedes Sternbild.« Und nun ging Garions Großmutter auf die Zauberin im Satingewand zu.
    Zandramas wich weiter zurück. »Rühr mich nicht an!« warnte sie.
    »Nicht dich will ich berühren, Zandramas, sondern dein Gewand.
    Ich möchte Zeuge deiner Belohnung und Erhebung sein.« Poledra riß ihr den schwarzen Kapuzenumhang vom Leib. Zandramas
    machte keinen Versuch, ihre Blöße zu bedecken, denn wahrhaftig, sie war nun nicht mehr denn ein schwacher Umriß, eine Hülle, die mit wirbelndem, funkelndem Licht gefüllt war, das heller und heller wurde.
    Geran rannte auf stämmigen kleinen Beinen zu seiner Mutter, und vor Glück weinend schloß ihn Ce'Nedra in die Arme und drückte ihn an sich. »Wird ihm etwas geschehen?« fragte Garion Eriond. »Er ist doch das Kind der Finsternis.«
    »Es gibt kein Kind der Finsternis mehr, Garion«, beruhigte ihn Eriond. »Deinem Sohn wird nichts geschehen.«
    Garion erfüllte unendliche Erleichterung. Und dann drängte sich etwas, das er seit Cyradis' Wahl gespürt hatte, immer mehr in sein Bewußtsein. Es war dieses überwältigende Gefühl, sich in jemandes Gegenwart zu befinden, die sich seiner in Anwesenheit eines Gottes immer bemächtigte. Er blickte Eriond näher an, und dieses Gefühl wurde stärker. Sein junger Freund sah anders aus. Zuvor war er ganz offenbar ein Jüngling von etwa zwanzig Jahren gewesen. Nun konnte man ihn für ebenso alt wie Garion halten, obwohl sein Gesicht eigenartig zeitlos wirkte. Der Ausdruck jugendlicher Unschuld war nun Ernst und Weisheit gewichen. »Wir müssen hier noch etwas erledigen, Belgarion.« Auch seine Stimme klang ernst. Er winkte Zakath herbei, dann drückte er ihm die immer noch weinende Cyradis in die Arme. »Kümmere dich bitte um sie«, sagte er.
    »Für den Rest meines Lebens, Eriond«, versprach ihm Zakath und führte das schluchzende Mädchen zurück zu den anderen.
    »Nun, Belgarion«, fuhr Eriond fort, »Nimm den Stein meines Bruders von Eisenfausts Schwert und gib ihn mir. Es ist Zeit, zu beenden, was wir hier begonnen haben.«
    »Ja, natürlich.« Garion langte über seine Schulter und legte die Hand um den Knauf seines Schwertes. »Löse dich«, wies er das Aldursauge an. Der Stein fiel in seine Hand, und Garion reichte ihn dem jungen Gott.
    Eriond nahm den glühenden blauen Stein und wandte sich dem Sardion zu, dann blickte er auf das Auge in seiner Hand. Sein Ge-sichtsausdruck war nicht zu deuten, während er die beiden Steine betrachtete, die der Mittelpunkt aller Teilung waren. Einen Moment hob er mit nun friedlicher Miene das Gesicht. »So sei es denn«, sagte er schließlich.
    Zu Garions Entsetzen umklammerte er das Auge und schob seine Faust damit entschlossen in den glühenden Sardion.
    Der rötliche Stein schien zurückzuzucken. Wie Ctuchik in seinem letzten Augenblick schwoll er zunächst an, dann zog er sich zusammen. Schließlich schwoll er ein letztes Mal an. Und genau wie Ctuchik explodierte er daraufhin. Doch diese Explosion fand auf engstem Raum statt, eingeschlossen in einer unvorstellbaren Macht-sphäre, die vielleicht durch Erionds Willen oder die Kraft des Aldursauges oder eine andere Quelle entstanden war. Garion wußte, daß ohne diese Sphäre die ganze Welt zerrissen worden wäre durch das, was in diesem eng begrenzten Raum geschah.
    Obwohl sie Erionds unsterblicher und unzerstörbarer Körper dämpfte, war die Erschütterung ungeheuerlich, und ihre Gewalt warf sie alle zu Boden. Felsbrocken und Steine nagelten von der Decke, und die gesamte Pyramideninsel, dieser letzte Überrest Korims, erschauderte in einem Beben, 1; das jenes noch übertraf, das Rak Cthol vernichtet hatte. In der Grotte war der Krach unbeschreiblich. Ohne zu überlegen hatte sich Garion über Ce'Nedra und Geran auf den schwankenden Boden geworfen, um sie mit seinem Körper zu schützen, und da fiel ihm auf, daß seine Gefährten es bei jenen, die sie liebten, ebenfalls so machten.
    Die Erdstöße

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