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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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aber ihre Architektur war von einer ESchönheit, wie Garion sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie kauerte in einer Mulde, dicht am Fuß des weißen Berggiganten und erweckte den Eindruck, als ruhe sie auf dem Schoß des Riesen. Es war eine Stadt schlanker weißer Rundtürmchen und Marmorsäu-lengänge. Viele der niedrigen Häuser zwischen den Türmen hatten ganze Wände aus Glas, und alle waren von weiten Rasen umgeben, die von Hainen und Hecken und Blumenbeeten mit weißer Einfas-sung und Springbrunnen aufgelockert wurden, und überall luden Marmorbänke zum Ausruhen ein.
    Zakath blickte staunend und fast benommen auf Kell. »Ich hatte keine Ahnung, daß es so etwas gibt!«
    »Du hast von Kell nichts gewußt?« fragte Garion.
    »Natürlich habe ich von Kell gewußt, aber nicht, daß es so aussieht!« Zakath verzog das Gesicht. »Damit verglichen wirkt Mal Zeth wie eine Ansammlung von Elendshütten, nicht wahr?«
    »Tol Honeth ebenfalls – sogar Melcene«, pflichtete ihm Garion bei.
    »Ich dachte, die Dalaser verstünden nicht einmal ein richtiges Haus zu bauen, und jetzt zeigen sie mir so was!«
    Toth hatte zu Durnik gestikuliert.
    »Er sagt, daß es die älteste Stadt der Welt ist«, übersetzte der Schmied. »Sie wurde schon lange Zeit vor der Spaltung der Welt erbaut. Sie hat sich seit fast zehntausend Jahren kaum verändert.«
    Zakath seufzte. »Dann haben sie inzwischen wahrscheinlich längst vergessen, wie. Ich hatte schon vor, einige ihrer Baumeister in meinen Dienst zu verpflichten. Mal Zeth hätte eine Verschönerung nö-
    tig!«
    Toth deutete wieder, und Durnik runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht richtig verstanden haben«, murmelte er.
    »Was hat er gesagt?«
    »So, wie ich es verstanden habe, meint er, daß nichts, was die Dalaser je taten, je vergessen wurde.« Durnik blickte seinen Freund fragend an. »Hast du das gemeint?«
    Toth nickte und deutete aufs neue.
    Durniks Augen weiteten sich. »Er sagt, daß jeder jetzt lebende Dalaser alles weiß, was jeder Dalaser, der je gelebt hat, wußte.«
    »Dann müssen sie sehr gute Schulen haben«, sagte Garion.
    Darüber lächelte Toth nur. Es war ein eigenartiges Lächeln, in dem ein Hauch Mitleid unverkennbar war. Dann winkte er Durnik, glitt vom Pferd und schritt los.
    »Wohin geht er?« fragte Silk.
    »Zu Cyradis«, antwortete Durnik.
    »Sollten wir ihn nicht begleiten?«
    Durnik schüttelte den Kopf. »Sie wird zu uns kommen, wenn sie dazu bereit ist.«
    Wie alle Dalaser, denen Garion je begegnet war, trugen auch die Bewohner von Kell einfache weiße Gewänder mit weiten Kapuzen.
    Sie wandelten gemessen über die Rasenflächen oder saßen in ein Gespräch vertieft auf den Bänken. Einige trugen Bücher oder Schriftrollen. Andere nicht. Es erinnerte Garion an die Universität von Tol Honeth und auch an die Schule in Melcene. Er war jedoch überzeugt, daß diese Gelehrten sich mit Studien befaßten, die viel tiefgründiger waren als die häufig engstirnigen Forschungen, denen die Professoren an jenen berühmten Lehranstalten ihr Leben widmeten.
    Die Dalaser, die sie in dieses Juwel von Stadt geleitet hatten, führten sie nun auf einer in sanften Kurven verlaufenden Straße zu einem einfachen Haus hinter einem der gepflegten Gärten. Ein weiß-
    gewandeter Greis stand auf seinen Stock gestützt unter der Tür. Er hatte leuchtend blaue Augen und schneeweißes Haar. »Wir haben lange auf Euch gewartet«, sagte er mit altersschwacher Stimme,
    »denn das Buch der Zeitalter hat vorhergesagt, daß das Kind des Lichtes sich mit seinen Gefährten im Fünften Zeitalter nach Kell begeben würde, um unseren Rat zu suchen.«
    »Und das Kind der Finsternis?« fragte ihn Belgarath und saß ab.
    »Wird es ebenfalls hierherkommen?«
    »Nein, Ehrwürdiger Belgarath«, antwortete der Greis. »Das kann es nicht, aber es wird anderswo und anderswie seine Anleitungen erhalten. Ich bin Dallan, und ich bin hier, Euch zu begrüßen.«
    »Herrscht Ihr hier, Dallan?« fragte Zakath, der ebenfalls absaß.
    »Niemand herrscht hier, Kaiser von Mallorea«, erwiderte Dallan,
    »nicht einmal Ihr.«
    »Ihr kennt uns offenbar«, bemerkte Belgarath.
    »Wir kennen Euch, seit uns zum erstenmal ein Blick in das Buch des Himmels vergönnt war, denn Eure Namen stehen groß in den Sternen geschrieben. Und nun werde ich Euch zu einem Ort führen, wo Ihr ausruhen und auf die heilige Seherin warten könnt.« Er blickte auf die erstaunlich ruhige Wölfin an Garions Seite und den aufgeregten Welpen

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