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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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wolltet es wissen.«
    »Gut«, sagte sie stumpf.
    »Ein Bote ist aus dem Westen eingetroffen«, fuhr der Erzpriester fort. »Er berichtet, daß ein westlicher Grolim, ein Hierarch, an der kahlen Westküste von Finda an Land gegangen ist und sich nun durch Dalasien auf Kell zubewegt.«
    Plötzlich verspürte Zandramas eine Spur Befriedigung. »Willkommen in Mallorea, Agachak«, schnurrte sie fast. »Ich habe auf dich gewartet.«

    Es war nebelig an diesem Morgen an der Südspitze der Insel Verkat, aber Gart war Fischer und vertraut mit diesen Gewässern. Er ruderte schon im Morgengrauen hinaus und steuerte hauptsächlich nach dem Geruch des Landes hinter ihm und dem Gefühl, das ihm die Strömung vermittelte. Hin und wieder hörte er zu rudern auf, um sein Netz einzuziehen und die zappelnden Fische in den Kasten unter seinen Füßen zu leeren. Dann warf er das Netz aufs neue aus und ruderte weiter.
    Es war ein schöner Morgen zum Fischen. Der Nebel störte Gart nicht. Es waren auch andere Boote ausgefahren, das wußte er, aber der Nebel erweckte den Eindruck, als hätte er das Meer ganz für sich allein, und das gefiel Gart.
    Der leicht veränderte Zug der Strömung an seinem Boot warnte ihn. Hastig zog er die Riemen ein, beugte sich vor und läutete die Glocke, die im Bug befestigt war, um das näherkommende Schiff auf ihn aufmerksam zu machen.
    Und dann sah er es. Ein solches Schiff war Gart noch nie unterge-kommen. Es war lang und gewaltig und schmal. Das hohe Bugspriet war kunstvoll geschnitzt. Dutzende von Riemen trieben es zischend durch das Wasser. Es bestand kein Zweifel, zu welchem Zweck dieses Schiff erbaut war. Gart erschauderte, als dieses unheildrohende Ungeheuer an ihm vorüberfuhr.
    Nahe dem Heck lehnte sich ein hünenhafter Rotbärtiger in Ketten-rüstung über die Reling. »Guter Fang?« rief er Gart zu.
    »Es geht so«, antwortete Gartvorsichtig. Er wollte ein Schiff mit so großer Besatzung nicht ermutigen, seine Fische zu fangen.
    »Sind wir bereits vor der Südküste der Insel Verkat?« erkundigte sich der rotbärtige Riese.
    Gart sog die Luft ein und witterte den schwachen Landgeruch.
    »Ihr seid schon fast daran vorbei. Die Insel macht hier eine Nordost-biegung.«
    Ein Mann in einem glänzenden Panzer stellte sich zu dem Rotbärtigen an die Reling. Er hatte seinen Helm unter den Arm geklemmt, so war zu sehen, daß er schwarzgelocktes Haar hatte. »Eure Kennt-nisse diese Gewässer scheinen beachtlich zu sein, Freund«, sagte er in seltsam gestelzter, archaischer Sprache, wie Gart sie selten je ge-hört hatte, »und Eure Bereitwilligkeit, Euer Wissen mit anderen zu teilen, beweist geziemende Höflichkeit. Könntet Ihr uns vielleicht auch den kürzesten Weg nach Mallorea beschreiben?«
    »Dazu müßt Ihr mir aber sagen, wohin in Mallorea Ihr wollt«, erwiderte Gart.
    »Zum nächstgelegenen Hafen«, sagte der Rotbärtige.
    Gart blinzelte und versuchte sich die Einzelheiten der Karte vorzustellen, die er zu Hause auf einem Wandbrett liegen hatte. »Das wäre Dal Zerba im Südwesten von Dalasien«, sagte er schließlich.
    »Ich an eurer Stelle würde noch zehn bis zwanzig Seemeilen den Kurs beibehalten und dann erst nach Nordosten abbiegen.«
    »Und wie lange, glaubt Ihr, werden wir bis zu dem von Euch ge-nannten Hafen brauchen?« fragte der Schwarzgelockte in der Panzerrüstung.
    Gart betrachtete nachdenklich das riesige Schiff neben sich. »Das hängt davon ab, wie schnell ihr seid. Es sind ungefähr dreihundert-fünfzig Seemeilen, aber ihr müßt einmal einen Bogen seewärts machen, um dem Turim-Riff nicht zu nahe zu kommen. Es ist sehr ge-fährlich, habe ich gehört, und niemand wagt sich hindurch.«
    »Vielleicht werden wir die ersten sein«, wandte der Schwarzlocki-ge sich abenteuerlustig an seinen rotbärtigen Freund.
    Der Riese seufzte und legte eine Prankenhand vor die Augen.
    »Nein, Mandorallen«, sagte er mit Trauerstimme, »wenn wir den Boden meines Schiffs am Riff aufreißen, müßten wir den Rest des Weges schwimmen, und dazu bist du wahrhaftig nicht richtig gekleidet.«
    Das mächtige Schiff begann in den Nebel zu gleiten.
    »Was ist das eigentlich für ein Schiff, das Ihr da habt?« rief Gart ihm nach.
    »Ein cherekisches Kriegsschiff.« Stolz schwang aus der tiefen Stimme des Antwortenden. »Es ist das größte überhaupt!«
    »Wie heißt es?« brüllte Gart durch die zum Trichter geformten Hände.
    »Seevogel«, kam die bereits gedämpfte Antwort.

    5

    s war keine große Stadt,

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