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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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als Taur Urgas, mein unbetrauerter Vater, an den Möbelstücken zu kauen begann, sobald er den neuesten Vorschlag von Ran Borune erhielt.«
    »Ich möchte betonen, Majestät«, fuhr Javelin fort, »daß es keineswegs bedeuten soll, daß Kaiser Varana persönlich darin verwickelt ist, aber einige sehr hohe tolnedrische Edelleute haben Verbindung mit Mal Zeth aufgenommen.«
    »Das ist wirklich beunruhigend, da habt Ihr recht. Aber Varana befehligt die Legionen. Solange er gegen Zakath ist, sind wir sicher.«
    »Das stimmt – solange Varana am Leben ist.«
    »Denkt Ihr an die Möglichkeit eines Staatsstreichs?«
    »Es wäre nichts Ungewöhnliches, Eure Majestät. Euer eigenes Reich ist Beweis genug dafür. Die großen Familien in Nordtolnedra sind immer noch erzürnt über die Weise, wie die Borunes und Ana-diles gegen sie vorgingen und Varana auf den Kaiserthron gehoben haben. Falls Varana etwas zustoßen und sein Nachfolger ein Vordue oder ein Honeth oder ein Horbit sein sollte, sind alle Zusicherungen einen Pfifferling wert. Ein Bündnis zwischen Mal Zeth und Tol Honeth könnte sich als eine absolute Katastrophe sowohl für Murgos wie Alorner erweisen. Schlimmer noch, falls ein solcher Pakt ge-heimgehalten würde und Ihr hättet größere tolnedrische Streitkräfte hier in Cthol Murgos und sie erhielten plötzlichen Befehl, die Seiten zu wechseln, würdet Ihr in der Zange zwischen einer tolnedrischen und einer malloreanischen Armee sein. Das ist nicht gerade meine Vorstellung, wie man einen Sommer verbringt.«
    Urgit schauderte.
    »Bevor wir weitersprechen, Eure Majestät«, fuhr Javelin glatt fort,
    »gestattet, daß ich kurz zusammenfasse.« Er begann an den Fingern abzuzählen. »Erstens, hier in Cthol Murgos halten sich nur noch geringe malloreanische Truppenverbände auf. Zweitens, eine alornische Streitmacht innerhalb Eurer Grenzen wäre weder notwendig noch ratsam. Ihr verfügt über ausreichend eigene Truppen, die Malloreaner zu verjagen, und es wäre unklug, zufallsbedingte Konfron-tationen zwischen Eurem Volk und unseren Völkern herauszufordern. Drittens, die ziemlich undurchsichtige politische Lage in Tolnedra macht es äußerst riskant, Legionen hierherzubringen.«
    »Einen Moment, Khendon«, protestierte Urgit. »Ihr seid mit gro-
    ßen Worten über Bündnisse und gemeinsame Interessen nach Rak Urga gekommen, doch jetzt, da es Zeit ist, Truppen ins Feld zu schicken, macht Ihr einen Rückzieher. Warum habt Ihr meine Zeit vergeudet?«
    »Die Lage hat sich verändert, seit wir mit unseren Unter-
    handlungen begannen, Eure Majestät«, erwiderte Javelin. »Wir hatten nicht mit einem malloreanischen Truppenabzug dieser Größen-ordnung gerechnet, und ganz gewiß hatten wir keine solche unvorhersehbare politische Situation in Tolnedra erwartet.«
    »Und was springt für mich heraus?«
    »Was wird Kal Zakath höchstwahrscheinlich unternehmen, wenn er erfährt, daß Ihr gegen seine Stützpunkte marschiert?«
    »Er wird kehrtmachen und seine ganze verfluchte Armee nach Cthol Murgos zurückschicken.«
    »Mitten durch eine cherekische Flotte?« gab Javelin zu bedenken.
    »Er hat das nach Thull Mardu versucht, wenn Ihr Euch erinnert.
    König Anheg und seine Berserker haben den Großteil seiner Schiffe versenkt und seine Truppen Regiment für Regiment ertränkt.«
    »Das ist wahr«, überlegte Urgit. »Meint Ihr, Anheg wäre bereit, die Ostküste abzuriegeln, um so zu verhindern, daß Zakaths Armee zurückkehren kann?«
    »Ich glaube, er wäre begeistert. Chereker haben eine kindische Freude daran, anderer Leute Boote zu versenken.«
    »Er würde Karten brauchen, damit er die Südspitze von Cthol Murgos umschiffen kann«, überlegte Urgit laut.
    Javelin hüstelte. »Ah – wir haben sie bereits, Eure Majestät«, sagte er ein wenig verlegen.
    Urgit schmetterte eine Faust auf die Armlehne des Throns. »Verdammt, Khendon! Ihr seid als Gesandter hier, nicht als Spion!«
    »Ich versuche nur, in Übung zu bleiben, Eure Majestät.« Hastig kehrte er wieder zum ursprünglichen Thema zurück. »Zusätzlich zu einer cherekischen Flotte im Meer des Ostens sind wir bereit, an der Nord- und Westgrenze von Goska sowie der Nordwestgrenze von Araga algarische Reiterei und drasnische Lanzer aufzustellen. Das würde den Malloreanern, die in Cthol Murgos geblieben sind, den Fluchtweg in diese Richtungen abschneiden, Kal Zakaths bevorzug-te Invasionsroute durch Mishrak ac Thull blockieren und die tolnedrischen Legionen absperren,

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