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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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aufhört!« rief er zu dem Stein.
    »Der Wind und der Regen…«
    Es war wie eine Brandung, als das Auge seine Kraft einsetzte, und sie warf ihn wie ein welkes Blatt durch die Luft. Er flatterte verzweifelt, um das Gleichgewicht zu halten. Die Luft um ihn war plötzlich leuchtend blau.
    Und dann hörten der heftige Wind und der peitschende Regen auf, die warme Strömung kehrte zurück und floß unbehindert aufwärts.
    Garion war durch den Abwind gut tausend Fuß gesunken, und er sah Tante Pol und Beldin je eine gute Meile von ihm entfernt in entgegengesetzten Richtungen. Als er wieder spiralenförmig aufstieg, bemerkte er, daß sie ebenfalls hochflogen und auf ihn zukamen. »Sei wachsam«, riet Tante Pols Stimme ihm. »Benutz das Auge, um von vornherein abzuwehren, was sie uns sonst noch entgegensetzen.«
    Sie brauchten nur wenige Minuten, um die verlorene Höhe zu-rückzugewinnen, und stiegen weiter aufwärts über Wälder und Ge-röllhalden, bis sie die Region der Steilhänge oberhalb der Baum-und unterhalb der Gletschergrenze erreichten. Es war ein Gebiet steiler Wiesen, deren Gras und Blumen im Bergwind nickten.
    »Dort!« Beldins Stimme schien zu knistern. »Das ist ein Pfad.«
    »Bist du sicher, daß es nicht hur ein Wildwechsel ist?« fragte Polgara.
    »Dazu ist er zu gerade, Pol. Kein Tier könnte eine so gerade Richtung einhalten, nicht einmal wenn sein Leben davon abhinge. Es ist ein von Menschen getretener Pfad. Schauen wir nach, wohin er führt.« Er kippte über einen Flügel und stieß hinunter zu dem fest-getretenen Pfad, der durch eine Wiese hinauf zu einem Spalt in einem Felsenkamm führte. Am oberen Ende der Wiese flatterte er mit den Flügeln. »Landen wir«, schlug er vor. »Es ist ratsamer, wenn wir den Rest des Weges zu Fuß gehen.«
    Tante Pol und Garion folgten ihm hinunter, dann nahmen die drei wieder ihre eigene Gestalt an. »Das war verdammt knapp da unten«, knurrte Beldin. »Fast wäre ich mit meinem Schnabel im Geröll gelandet.« Er blickte Polgara zweifelnd an. »Bist du immer noch sicher, daß die Dalaser niemandem etwas antun würden?«
    »Wir werden sehen.«
    »Ich wollte, ich hätte mein Schwert dabei«, sagte Garion. »Wenn wir in Schwierigkeiten geraten, können wir uns nicht einmal wehren.«
    »Ich weiß nicht, ob dein Schwert bei der Art von Schwierigkeiten viel nutzen würde, mit der wir es möglicherweise zu tun kriegen«, entgegnete Beldin. »Aber verlier deine Verbindung zum Auge nicht!
    Vorwärts, wir wollen sehen, wohin dieser Pfad führt.« Er folgte dem steilen Weg zur Höhe.
    Der Spalt im Kamm war ein schmaler Durchgang zwischen zwei gewaltigen Felsblöcken. Toth stand in der Mitte und versperrte ihnen stumm den Weg.
    Polgara blickte ihm kühl ins Gesicht. »Wir werden auf jeden Fall zum Ort der Seher gehen, Toth. Es ist vorherbestimmt!«
    Toths Augen wirkten flüchtig abwesend. Dann nickte er und trat zur Seite.

    7

    ieHöhle war gewaltig, und in ihr stand eine Stadt. Sie sah dem Dtausend Fuß tiefer liegenden Kell sehr ähnlich, nur daß hier natürlich die Gärten und Anlagen fehlten. Es war dämmerig – die Seher mit den verbundenen Augen benötigten kein Licht, und die Augen ihrer stummen Führer hatten sich, wie Garion annahm, ge-wiß längst an das schwache Licht gewöhnt.
    Auf den dunklen Straßen war kaum jemand unterwegs und die wenigen Personen, die sie sahen, als Toth sie in die Stadt führte, achteten nicht auf sie. Beldin brummelte vor sich hin.
    »Was hast du denn, Ohm?« fragte ihn Polgara.
    »Ist dir je aufgefallen, wie sehr Menschen Gewohnheitstiere sind?«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.«
    »Diese Stadt befindet sich in einer Höhle, trotzdem haben sie Dä-
    cher auf ihren Häusern. Ist das nicht lächerlich? Schließlich kann es hier doch nicht regnen!«
    »Aber es wird kalt, vor allem im Winter. Ein Haus ohne Dach ist schwer warm zu halten, meinst du nicht auch?«
    Er runzelte die Stirn. »Daran hatte ich nicht gedacht«, gestand er.
    Das Haus, zu dem Toth sie führte, stand in der Mitte dieser seltsamen Stadt im Berg. Es unterschied sich nicht von den anderen Häusern ringsum, doch seine Lage deutete darauf hin, daß sein Bewohner eine höhergestellte Persönlichkeit war. Toth trat ein, ohne zu klopfen, und führte sie in ein einfaches Gemach, in dem Cyradis auf sie wartete. Eine Kerze erhellte ihr bleiches junges Gesicht.
    »Ihr habt uns schneller erreicht, als wir erwartet hatten«, sagte sie.
    Ihre Stimme war auf merkwürdige

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