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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Weise anders als bei ihren bishe-rigen Begegnungen. Garion hatte das beklemmende Gefühl, daß die Seherin mit mehr als einer Stimme redete, und die Folge war, daß es sich anhörte, als spräche sie im Chor.
    »Ihr habt gewußt, daß wir kommen würden?« fragte Polgara sie.
    »Natürlich, es war nur eine Frage der Zeit, wann Ihr Eure dreifa-che Aufgabe beenden würdet.«
    »Aufgabe?«
    »Es war eine einfache für jemanden, der so mächtig ist wie Ihr es seid, Polgara, trotzdem war es ein notwendiger Test.«
    »Ich kann mich nicht erinnern…«
    »Wie ich sagte, war sie einfach, so einfach, daß Ihr sie zweifellos vergessen habt.«
    »Ruft sie uns in Gedächtnis zurück!« sagte Beldin barsch.
    »Selbstverständlich, sanfter Beldin.« Sie lächelte. »Ihr habt diesen Ort gefunden; ihr habt euch die Elemente unterworfen; und Polgara hat die richtigen Worte gesprochen, die euch den Einlaß sicherten.«
    »Weitere Rätsel«, sagte er sauer.
    »Ein Rätsel ist manchmal der sicherste Weg, den Geist empfänglich zu machen.«
    Er brummelte.
    »Es war notwendig, daß das Rätsel gelöst und die Aufgaben be-wältigt waren, ehe ich euch das offenbaren kann, was offenbart werden muß.« Sie erhob sich. »So wollen wir denn aufbrechen und uns nach Kell begeben. Mein Führer und teurer Gefährte wird das große Buch tragen, das dem Ehrwürdigen Belgarath übergeben werden muß.«
    Der stumme Hüne trat an ein Regal an der hinteren Wand des schwach erhellten Gemachs und holte ein großes, in schwarzes Leder gebundenes Werk heraus. Er klemmte es sich unter den Arm, nahm seine Gebieterin bei der Hand und führte sie alle aus dem Haus.
    »Warum diese Geheimnistuerei, Cyradis?« fragte Beldin das Mädchen mit der Binde vor den Augen. »Weshalb verstecken die Seher sich hier im Berg, statt unten in Kell zu wohnen?«
    »Aber dies ist Kell, sanfter Beldin.«
    »Was ist dann die Stadt da unten im Tal?«
    »Ebenfalls Kell.« Sie lächelte. »Es ist schon immer so bei uns gewesen. Im Gegensatz zu den Städten anderer liegen unsere Gemeinden weit verteilt. Dies ist der Ort der Seher. Es gibt noch andere Orte in diesem Berg – den der Zauberer, den der Nekromanten, den der Leser – und alle gehören zu Kell.«
    »Nur einem Dalaser kann so etwas Umständliches einfallen!«
    »Die Städte anderer sind zu verschiedensten Zwecken erbaut, Beldin. Manche für den Handel, andere zur Verteidigung. Unsere dient dem Studium.«
    »Wie könnt Ihr studieren, wenn Ihr den ganzen Tag laufen müßt, um mit Euren Kollegen zu reden?«
    »Laufen ist nicht nötig, Beldin. Wir können miteinander sprechen, wann immer wir es wollen. Ist das nicht auch die Weise, auf die Ihr und der Ehrwürdige Belgarath Euch verständigt?«
    »Unsere Gespräche sind privat.«
    »Wir bedürfen keiner persönlichen Geheimnisse. Die Gedanken jedes einzelnen sind die Gedanken aller.«
    Es war kurz vor Mittag, als sie aus der Höhle wieder in den warmen Sonnenschein traten. Cyradis behutsam bei der Hand haltend, führte Toth sie zu dem Spalt im Kamm zurück und den steilen Pfad quer durch die Wiesen hinunter. Nach einer Stunde Abstieg gelangten sie in einen kühlen Wald, wo die Vögel in den Bäumen sangen und Insekten wie Fünkchen in der schräg einfallenden Sonne tanz-ten.
    Der Pfad war sehr steil, und Garion bekam bald eine Auswirkung des längeren hangab Marschierens zu spüren. Eine große, schmerzhafte Blase bildete sich auf einer Zehe des linken Fußes, und ein schwaches Stechen verriet ihm, daß er bald eine dazu passende am rechten Fuß haben würde. Er biß die Zähne zusammen und humpelte weiter.
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie die schimmernde Stadt im Tal. Garion bemerkte mit einiger Befriedigung, daß auch Beldin hinkte, während sie der Marmorstraße zu dem Haus folgten, in dem Dallan sie einquartiert hatte.
    Die anderen aßen gerade, als sie eintraten. Zufällig blickte Garion in dem Moment in Zakaths Gesicht, als der Malloreaner sah, daß Cyradis bei ihnen war. Sein braunes Gesicht erbleichte ein wenig, und der kurze schwarze Bart, den er sich hatte wachsen lassen, damit er nicht erkannt wurde, betonte die Blässe noch. Er erhob sich sofort und verbeugte sich knapp. »Heilige Seherin«, grüßte er re-spektvoll.
    »Kaiser von Mallorea«, erwiderte sie. »Wie ich Euch im wolken-dunklen Darshiva versprach, gebe ich mich Euch nun als Geisel.«
    »Es ist nicht nötig, von Geiseln zu sprechen, Cyradis«, antwortete er verlegen und errötete leicht. »Ich sprach

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