Seherin von Kell
Der Zauberer Vard auf der Insel Verkat veranlaßte sie zu warten, bis ihre Aufgabe in Ashaba erfüllt war.«
»Vard ist ein Zauberer«, staunte Polgara. »Ich erkenne Zauberer gewöhnlich, aber in seinem Fall habe ich es nicht gefühlt.«
»Er geht ungemein behutsam vor«, erklärte Cyradis. »So, wie die Dinge in Cthol Murgos stehen, müssen wir bei der Ausübung unserer Gaben allergrößte Vorsicht walten lassen. Die Grolims im Lande der Murgos erkennen die kleinsten Störungen, zu denen es dabei unweigerlich kommt.«
»Wir waren sehr wütend auf Euch in Verkath«, gestand Durnik.
»Das war, ehe wir den Grund für Euer Eingreifen kannten. Ich fürchte, ich habe Toth eine Zeitlang sehr schlecht behandelt. Er war jedoch so großherzig, mir zu verzeihen.«
Der stumme Hüne lächelte und machte ein paar Gesten.
Durnik lachte. »Das hast du nicht mehr nötig, Toth«, erklärte er seinem Freund. »Ich habe endlich ergründet, wie du dich mit mir verständigst.«
Toth senkte die Hände.
Durnik lauschte offenbar. »Ja«, bestätigte er. »So ist es viel einfacher – und schneller obendrein; dieses Händefuchteln hat doch sehr aufgehalten. Übrigens, Eriond und ich haben einen Bach gefunden, ein Stück unterhalb dieser Stadt. Es gibt dort prächtige Forellen.«
Toth grinste breit.
»Dachte ich mir doch, daß du so darüber denkst!« Durnik grinste zurück.
»Ich fürchte, Durnik hat einen schlechten Einfluß auf Euren Führer ausgeübt, Cyradis«, entschuldigte sich Polgara.
»Nein, Polgara.« Die Seherin lächelte. »Diese Leidenschaft hat bereits in seiner Kindheit von ihm Besitz ergriffen. Oft hat er während unserer Reisen Ausreden erfunden, um bei einem Bach oder Weiher Rast machen zu dürfen. Ich rüge ihn deshalb nicht, denn ich esse gerne Fisch, und er bereitet ihn vorzüglich zu.«
Sie beendeten ihr Mahl und unterhielten sich dann mit gedämpften Stimmen, um Belgarath und Beldin nicht zu stören, die ganz in die Malloreanischen Evangelarien vertieft waren.
»Wie wird Zandramas herausfinden, wohin wir alle unterwegs sind?« fragte Garion die Seherin. »Da sie eine Grolim ist, kann sie ja nicht hierherkommen.«
»Das darf ich Euch nicht sagen, Kind des Lichtes. Doch wird sie zur vorbestimmten Zeit am vorbestimmten Ort sein.«
»Mit meinem Sohn?«
»Wie es vorbestimmt ist.«
»Ich kann diese Begegnung kaum noch erwarten«, sagte er düster.
»Zwischen Zandramas und mir gibt es vieles, was bereinigt werden muß.«
»Laßt Euch nicht durch blinden Haß von Eurer Aufgabe ablenken«, sagte sie sehr ernst.
»Und was ist meine Aufgabe, Cyradis?«
»Das werdet Ihr wissen, wenn sie sich Euch stellt.«
»Nicht eher?«
»Nein. Eure Ausführung dieser Aufgabe würde beeinträchtigt, wenn Ihr zu lange darüber nachdenken könntet.«
»Und was ist meine Aufgabe, heilige Seherin?« fragte Zakath sie.
»Ihr habt gesagt, Ihr würdet mir hier in Kell Anweisungen erteilen.«
»Das werde ich Euch sagen, wenn wir allein sind, Kaiser von Mallorea. Wisset jedoch, daß Eure Aufgabe beginnt, wenn Eure Gefährten ihre beendet haben, und Ihr werdet sie den Rest Eures Lebens durchführen müssen.«
»Solange wir von Aufgaben reden«, warf Sadi ein, »vielleicht könntet Ihr mir meine erklären?«
»Ihr habt mit Eurer bereits begonnen, Sadi.«
»Mache ich sie gut?«
Sie lächelte. »Durchaus zufriedenstellend.«
»Ich könnte sie vielleicht noch besser machen, wenn ich wüßte, was sie ist.«
»Nein, Sadi. Wie Belgarion würdet auch Ihr dadurch bei der Ausführung beeinflußt werden.«
»Ist dieser Ort, zu dem wir uns begeben müssen, noch sehr weit?«
fragte Durnik.
»Viele, viele Meilen, und es muß noch sehr viel getan werden.«
»Dann werde ich mit Dallan über Proviant für unterwegs sprechen. Und die Hufe unserer Pferde lasse ich lieber auch noch überprüfen, ehe wir aufbrechen. Es ist eine günstige Gelegenheit, sie neu beschlagen zu lassen.«
»Das ist unmöglich!« platzte Belgarath plötzlich heraus.
»Was ist unmöglich, Vater?« fragte Polgara.
»Korim! Die Begegnung soll in Korim stattfinden!«
»Wo ist das?« fragte Sadi verwirrt.
»Es ist keine Ortschaft«, brummte Beldin. »Es ist überhaupt nicht mehr da! Es war ein Gebirgszug, der im Meer versank, als Torak die Welt spaltete. Das Buch der Alorner erwähnt ihn als ›die Höhen Korims, die nicht mehr sind‹.«
»Es liegt eine Art abwegige Logik darin«, fand Silk. »Das also haben die verschiedenen Prophezeiungen alle gemeint, wenn
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