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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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anhielten.
    »Drei, nicht wahr?« wandte ein Soldat sich an den zweiten.
    »Ich habe nicht mehr mitgezählt.« Der andere Soldat zuckte mit den Schultern. »Für mich sehen sie alle gleich aus. Drei oder vier.
    Ich habe es vergessen.«
    »Ist er momentan beschäftigt?« erkundigte sich Yarblek.
    »Er ruht sich aus.«
    »Dann wird er wohl alt. Nach nur drei hat er sich früher nie aus-geruht. Würdet ihr ihm ausrichten, daß ich hier bin? Ich möchte ihm ein Geschäft vorschlagen.« Yarblek schüttelte bedeutungsvoll an Vellas Kette.
    Ein Soldat beäugte Vella vom Kopf bis zu den Füßen. »Sie könnte ihn wahrscheinlich aufwecken«, erklärte er mit lüsternem Kenner-blick.
    »Und genauso schnell wieder in den Schlaf schicken.« Vella öffnete ihren zerlumpten Umhang und legte die Hände um die Dolchgriffe.
    »Du bist wohl eine dieser Wilden aus den Wäldern oben?« fragte der andere Soldat. »Mit diesen Dolchen sollten wir dich wirklich nicht hineinlassen.«
    »Möchtest du versuchen, sie mir wegzunehmen?« duzte auch sie ihn.
    »Ich bestimmt nicht, Mädchen.«
    »Gut. Einen Dolch neu zu wetzen ist mühsam, und ich habe meine in letzter Zeit allzuoft an den Knochen schartig gemacht.«
    Der andere Soldat öffnete die Tür. »Dieser Yarblek ist wieder mal da, Majestät«, meldete er. »Er hat ein Mädchen dabei, das er Euch verkaufen möchte.«
    »Ich habe gerade erst drei gekauft«, erwiderte eine schrille Stimme mit obszönem Kichern.
    »Aber keine wie die, Majestät.«
    »Es ist so schön, wenn man geschätzt wird«, murmelte Vella.
    Der Soldat grinste sie an.
    »Yarblek, kommt rein!« befahl König Drosta mit seiner unangenehm hohen Stimme.
    »Sofort, Majestät. Hinein mit dir, Vella.« Yarblek zog an ihrer Kette und führte sie in die Kammer.
    Drosta lek Thun, König von Gar og Nadrak, lag halb bekleidet auf einem zerwühlten Bett. Er war bei weitem der häßlichste Mann, den Vella je gesehen hatte. Sogar der bucklige Zwerg Beldin war schön, verglichen mit ihm. Er war dürr und hatte hervortretende Augen, ein pockennarbiges Gesicht und einen Bart, der wie mottenzerfres-sen aussah. »Ihr Idiot!« fauchte er Yarblek an. »Yar Nadrak wimmelt von malloreanischen Agenten. Sie wissen, daß Ihr Fürst Kheldars Partner seid und daß Ihr schon fast ein Dauerquartier in Porenns Schloß habt.«
    »Niemand hat mich gesehen, Drosta«, versicherte ihm Yarblek.
    »Und selbst wenn, ich habe einen für jedermann erkennbaren Grund, hier zu sein.« Er schüttelte Vellas Kette.
    »Wollt Ihr sie wirklich verkaufen?« Drosta beäugte das Mädchen.
    »Wohl kaum. Aber wir können allen Neugierigen weismachen, daß wir uns nur nicht auf den Preis einigen konnten.«
    »Warum seid Ihr dann wirklich hier?«
    »Porenn interessiert, was Ihr im Schild führt. Javelin hat ein paar Spione in Eurem Palast, aber Ihr seid zu gerissen, als daß sie dahinterkämen. Ich dachte, ich spare Zeit, wenn ich mich direkt an die Quelle begebe.«
    »Wie kommt Ihr auf den Gedanken, daß ich was im Schild führe?«
    »Tut Ihr das denn nicht fast immer?«
    Drosta lachte schrill. »Da habt Ihr wahrscheinlich recht, aber weshalb sollte ich es Euch verraten?«
    »Weil ich mich bei Euch im Palast einquartieren werde, wenn Ihr es mir nicht sagt. Und dann werden die Malloreaner glauben, daß Ihr sie hintergeht.«
    »Das ist Erpressung, Yarblek!« beschwerte sich Drosta.
    »Manche nennen es wohl so.«
    Drosta seufzte. »Also gut, Yarblek«, sagte er. »Aber es ist nur für Porenns Ohren, ich möchte nicht, daß ihr, du und Silk, daraus Vorteil schlagt. Ich will meine Beziehung zu Zakath verbessern. Er war sehr zornig, als ich bei Thull Mardu die Seiten wechselte. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er ganz Cthol Murgos unter seiner Knute hat, und ich möchte nicht, daß er auf die Idee kommt, in den Norden zu marschieren und nach mir zu suchen. Ich habe mit Brador, seinem Innenminister, verhandelt, und wir sind uns ziemlich einig geworden. Ich behalte meine Haut, wenn ich Bradors Agenten unbehindert durch Gar og Nadrak ziehen lasse, damit sie den Westen infiltrieren können. Zakath ist glücklicherweise pragmatisch genug, daß er auf das Vergnügen verzichtet, mir lebenden Leibes die Haut abziehen zu lassen, wenn ich ihm von Nutzen bin.«
    Yarblek blickte ihn skeptisch an. »Also gut, Drosta, was noch? Das allein würde Zakath bestimmt nicht davon abhalten, Euch wie einen Apfel zu schälen.«
    »Manchmal seid Ihr schlauer, als gut für Euch ist,

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