Seherin von Kell
sich und machten einen Bogen um den fressenden Drachen, bis sie zu beiden Seiten von ihm standen. Zakath tippte zweimal mit seiner Lanze auf den Boden, um Garion anzudeuten, daß er bereit war. Garion holte tief Atem, da bemerkte er, daß seine Hände leicht zitterten. Er bemühte sich, an nichts anderes mehr zu denken als an einen bestimmten Punkt hinter der vorderen Schulter des mächtigen Tieres. Dann pfiff er schrill.
Sie stürmten los.
Soweit funktionierte Garions Strategie recht gut. Doch der Schuppenpanzer des Drachen war viel zäher, als er erwartet hatte, und ihre Lanzen drangen nicht so tief wie erwartet ein. Er riß Chretienne herum und preschte davon.
Der Drache kreischte, spie Feuer und versuchte sich nach Garion umzudrehen. Wie erhofft, behinderten die aus beiden Seiten ragenden Lanzen seine Bewegungen. Da schossen Belgarath und die Wölfin herbei, bissen wild in den schuppigen Schwanz und zerrten heftig daran. Verzweifelt flatterte der Drache mit den gigantischen Schwingen, hob sich schwerfällig in die Luft und spie wieder Feuer.
Er entkommt! dachte Garion heftig an seinen Großvater gerichtet.
Er wird zurückkommen! Er ist eine sehr rachsüchtige Bestie!
Garion ritt an den Resten des Pferdekadavers vorbei zu Zakath.
»Die Verletzungen, die wir ihm zugefügt haben, sind doch tödlich, was denkst du?« fragte der Malloreaner hoffnungsvoll.
»Darauf würde ich mich nicht verlassen«, entgegnete Garion. »Wir konnten die Lanzen nicht tief genug hineinstoßen, fürchte ich. Wir hätten einen längeren Anlauf nehmen sollen, dann wäre die Wucht größer gewesen. Aber Großvater hat gesagt, daß er bestimmt zu-rückkommen wird.«
Garion, hörte der rivanische König den rufenden Gedanken Belgaraths. Ich werde etwas tun. Sag Zakath, er soll nicht erschrecken.
»Zakath«, wandte Garion sich an den Freund. »Großvater wird irgendwelchen Zauber einsetzen. Erschrick nicht.«
»Was hat er vor?«
»Weiß ich nicht. Er hat es mir nicht gesagt.« Da spürte Garion das vertraute Tosen und ein Rauschen. Die Luft um sie färbte sich blaß-
blau.
»Hübsch«, sagte Zakath, »was soll es bewirken?« Das klang nervös.
Belgarath kam auf leisen Pfoten aus der Dunkelheit gelaufen.
»Müßte genügen«, sagte er in der Wolfsprache.
»Was ist es?« fragte Garion.
»Eine Art Schild. Er wird euch vor dem Feuer schützen – wenigstens teilweise, den Rest übernimmt eure Panzerrüstung. Möglicherweise könntet ihr ein bißchen angesengt werden, doch wirklich etwas anhaben kann euch das Feuer nicht. Aber werdet nicht zu wagemutig, der Drache hat immer noch seine Klauen und Fänge.«
»Es ist so etwas wie ein Schild«, erklärte Garion Zakath. »Er müßte uns vor den Flammen schützen.«
Da kreischte es aus östlicher Richtung, und rußige Flammen Schossen durch den Himmel. »Mach dich bereit!« warnte Garion.
»Er kommt zurück!« Er ermahnte das Auge, sich zu benehmen, und zückte Eisenfausts Schwert. Auch Zakath zog sein Breitschwert mit stählernem Scharren aus der Scheide. »Schnell, halte genug Abstand, daß er uns nicht gleichzeitig angreifen kann. Wenn er auf dich losgeht, greif ich ihn von hinten an. Wenn er sich auf mich stürzt, dann sieh du zu, daß du ihn dir von hinten vornehmen kannst. Falls es sich machen läßt, hau auf seinen Schwanz ein. Das mag er absolut nicht. Er wird versuchen, sich umzudrehen, um ihn zu schützen. Dann hätte der am vorderen Ende vielleicht eine gute Chance, seinen Hals treffen.«
»Einverstanden«, sagte Zakath.
Sie entfernten sich ein Stück voneinander und warteten angespannt auf den Angriff des Drachen.
Garion bemerkte, daß ihre Lanzen gebrochen waren und nur noch kurze Stümpfe aus den Seiten des Drachen ragten. Das Ungeheuer entschied sich für Zakath und schlug ihn aus dem Sattel. Er bemüh-te sich, wieder auf die Füße zu kommen, während ihn der Drache in Flammen hüllte.
Immer wieder versuchte Zakath hochzukommen, zuckte jedoch instinktiv vor jedem Feuerstoß zurück, und die scharfen Klauen krallten nach ihm und stießen ihn nieder, wenn er sich aufrichten wollte. Wie ein Schlangenkopf schnellte der Drachenschädel vorwärts und die gräßlichen Fänge scharrten über die Rüstung.
Da gab Garion seine Strategie auf. Sein Freund benötigte soforti-gen Schutz. Er rutschte aus dem Sattel, um Zakath zu Hilfe zu eilen.
»Ich brauche Feuer!« schrie er dem Auge zu, und sogleich erstrahlte sein Schwert in leuchtenden blauen Flammen. Er wußte, daß Torak
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