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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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Lichtung an der Quelle. Das Gesicht verzerrt, schlägt Amédé de Troyenne auf zerlumpte Söldner ein, die ihn attackieren. Sein Pferd tänzelt, scheut. Der Baron brüllt auf, stürzt, verliert sein Schwert und landet im Morast. Das Johlen der Zerlumpten geht in Mathis’ eigenem Brüllen auf. Er hört seine Stimme, sieht sich selbst, wie er zwischen den Bäumen hindurchbricht. Die Sichel zum Schneiden der Ähren, die Mathis zieht, ist klein, lächerlich klein gegen die Schwerter, die die Söldner mit sich führen. Söldner, die niemand mehr braucht. Die umherziehen und sich gewaltsam nehmen, was sie zum Überleben benötigen. Mathis trifft einen von ihnen an der Schulter und sticht, ohne zu zögern, auf einen zweiten ein. DieSichel versinkt in verschmutzter Haut, direkt am Hals. Die letzten Worte des Getroffenen, gebrüllt in einer Sprache, die Mathis nicht versteht, gehen im Gurgeln des Blutes unter, das aus der Stichwunde quillt.
    Mathis reißt den Kopf herum. Direkt vor ihm braunes Fell, dicht und glänzend. Er sieht die Beine des Pferdes einknicken, spürt die Wärme des schweren Leibes, der zusammensackt und neben ihm aufschlägt. Der Boden bebt unter dem Aufprall. Der Pferdeleib so dicht neben ihm lässt Mathis einen Wimpernschlag lang erstarren. Erst die Axt im Bein, die unter seinem Knie herausragt, holt ihn zurück. Zurück in den Kampf. Das Rot des Blutes, das seine Hose färbt, und der grellweiße Schmerz in seinem Kopf gehen über in erlösendes Schwarz. In eine beruhigend stille Dunkelheit.
    »Mathis?«
    Er fühlte die weiche Hand auf seiner. Catheline zwang ihn stehen zu bleiben und sah ihn an. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    Sein Bein schmerzte noch immer nicht, aber der Druck in seinem Kopf war unerträglich. Er schwitzte trotz der Kälte und des strengen Windes so stark, dass der Kittel an seinem Körper klebte. Doch die Dunkelheit war ihm gnädig und schien vor Catheline zu verbergen, dass er seine Sinne nicht mehr beieinanderhatte.
    »Diese kleinen Händchen«, fuhr sie fort, »mir wurde ganz warm ums Herz, als ich diese Fingerchen gesehen habe. Es ist einfach immer wieder ein Wunder, wenn so ein kleines Menschenkind auf die Welt kommt. Denkst du, dass unsere Kinder auch so hinreißend werden?«
    Du bist eine wunderbare Frau, aber du hast etwas Besseres verdient als mich! Wenn ich das sage, lacht sie mich aus. Gott hat einen anderen Plan mit uns, das hat er uns gezeigt, indem er mich zum Krüppel gemacht hat. Ob dieser Anfang besser ist?»Mathis? Was ist denn los? Hörst du mir eigentlich zu?«
    »Natürlich höre ich dir zu«, sagte er.
    Sie lachte, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. »Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast.«
    Inzwischen hatten sie das Pfarrhaus erreicht, und Catheline öffnete die Tür. Wärme schlug ihnen entgegen, auch wenn die Feuer und Lichter im Pfarrhaus bereits gelöscht waren. Kurz glitten ihre Finger über seine Wange.
    »Schlaf schön«, sagte sie leise und zog seinen Kopf zu sich heran. Küsste ihn nochmals, weich und fordernd. Mathis fühlte ihre Zunge, die sanft seine Lippen berührte. Er schloss die Augen und erwiderte ihren Kuss. Hörte, dass sein Atem schneller ging, umarmte Catheline und spürte ihre Brüste trotz der unzähligen Lagen Stoff, die sie von ihm trennten.
    »Wir müssen damit aufhören«, flüsterte er heiser.
    »Warum?«, gurrte Catheline und fuhr mit den Lippen seinen Hals entlang. »Vater Jeunet schläft.«
    »Wir müssen damit aufhören, weil wir nicht heiraten werden.« Er schluckte, und in seinem Kopf war eine Leere, die einer blitzblank gewischten Tischplatte glich. »Es tut mir leid, aber wir werden nicht heiraten«, stieß er noch einmal hervor, so als hätte Catheline ihn nicht verstanden.
    Mathis hörte nur ihren Atem und den eigenen Herzschlag, der bis in seine Ohren dröhnte. »Ich kann dich nicht ernähren, erst recht keine Familie, genau genommen nicht einmal mich selbst. Ich bin«, er brach ab und setzte erneut an, »nein, du … du bist zu gut für mich.«
    »Seit wann weißt du, dass du mir das sagen willst?«, fragte sie, und ihre Stimme klang seltsam beherrscht.
    »Ich weiß es nicht genau, aber ich habe schon länger darüber nachgedacht.«
    »Ist das dein letztes Wort?«
    »Ja, Catheline, das ist mein letztes Wort«, flüsterte er und suchte ihre Hand in der Dunkelheit. Er ertastete ihre Finger, die sie ihm entzog, hörte, dass sie einen Schritt zurücktrat. Dann schloss sie die

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