Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)
Atemzügen. Hier saß er, der Mann, der zudem Schatzmeister, Generalsteuerpächter und Kanzler Herzog Johanns war und seinen Palast prächtig ausgestattet hatte. Das handbreite Zingulum, das in einem kräftigen Violett glänzte, hatte er eng um den Leib gebunden. Schmal, fast mager war der Leib des Bischofs geblieben, obwohl er die fünfzig weit überschritten haben musste.
Abrupt schaute er zu Julien auf, der neben den Schreibtisch getreten war und darauf wartete, angesprochen zu werden.
»Nehmt doch Platz, Magister Lacante. Und lasst uns gleich anfangen. Wie seid Ihr vorangekommen?«
Verärgert spürte Julien, dass seine Hände noch feuchter wurden. Er öffnete die Tasche und blätterte in seinen Unterlagen, um ein Anschreiben hervorzuziehen. »Eure Exzellenz, der Baron Amédé de Troyenne hat bestätigt, dass wir den Vertrag nun endgültig zu den ausgehandelten Bedingungen abschließen können. Ich reise dafür zum Schloss, sobald mir ein Datum seitens des Barons genannt wird.«
»Vorzüglich, vorzüglich!« Der Bischof rieb sich die Hände. »Auf welchen Preis habt Ihr Euch geeinigt?«
»Auf zehntausend Gold-Ecus«, sagte er. Er ist sicherlich ein guter Christ, dachte Julien, aber wenn er nicht aus einer Adelsfamilie stammen würde, hätte er ebenso gut Kaufmann werden können. Er ist geschäftstüchtig, wie es wenige Männer sind.
»Das habt Ihr gut gemacht, sehr gut sogar. Es dürfte wohl das Vierfache wert sein.« Wohlwollend schaute Bischof du Clergue ihn an, das erste Mal schien er ihn wahrzunehmen. »Ja, ich muss sagen, dass ich beeindruckt bin. Sehr sogar.«
Julien senkte den Kopf, da er fürchtete, der Bischof könne ihm das Wohlgefühl vom Gesicht ablesen.
»Seine Hoheit Herzog Johann ist sehr an diesem Erwerb interessiert«, setzte der Bischof nach, faltete erneut die Hände und ließ wieder die Daumen kreisen.
Schlagartig löste sich das Wohlgefühl in Juliens Innerem auf. »Verzeiht mir«, wandte er behutsam ein, »aber soweit ich informiert bin, ist es Seiner Hoheit untersagt, von seinen Vasallen Land zu erwerben.«
Die Stirn seines Gegenübers legte sich in Falten. »Nein, es ist nicht untersagt, und gelegentlich sind solche Ankäufe durch den Herzog sogar sehr sinnvoll, wenn es einem Vasallen an Geld mangelt. Der Herzog möchte dieses Stück Land aber ohnehin für seinen Sohn Pierre erwerben.« Der Bischof schüttelte leicht den Kopf. »Ich ging davon aus, dass Euch Euer Studium zu einem Fachmann für vertragliche Finessen gemacht hat. Jedenfalls wurdet Ihr mir aus diesem Grund empfohlen. Aber schon öfter vernahm ich, dass das Studium der Rechte in Bologna nachgelassen hat. Vielleicht wäret Ihr mit dem Studium in Orléans besser aufgehoben gewesen.«
»Selbstverständlich, Eure Exzellenz, so werden wir es machen. Der Vertrag für Port Boureton wird auf den Sohn des Herzogs ausgestellt.« Julien wischte die nassen Hände über den Stoff seiner Schecke.
Der Kopf des Bischofs fuhr herum, dass das goldene Brustkreuz ruckartig von seinem Platz gerissen wurde. »Ihr redet doch jetzt von Saint Millieux, dem Anwesen rechtsseitig der Loire?«
Julien suchte nach Worten, suchte nach Erklärungen, die es nicht gab. Niemals hatte der Bischof erwähnt, dass Saint Millieux erworben werden sollte. Und nun saß er hier mit der Aussicht auf einen Vertrag für ein Stück Land, das niemand haben wollte. Was sollte er diesem Mann entgegnen, der nur mit der Hand zu winken brauchte, um ihn seines Amtes zu entheben und nach Paris zurückzuschicken?
Der Bischof schüttelte den Kopf. »Da nützt kein Studium der Welt, wenn es einem an Verhandlungsgeschick mangelt. Aber vielleicht könnt Ihr ja in der praktischen Tätigkeit Euer Gespür für diese Angelegenheiten schärfen. Noch habe ich Nachsicht mit Euch, Magister Lacante. Sicher ist Port Boureton für diesen Preis ebenfalls interessant, und wir werden es auch gern erwerben. Aber hier geht es um Saint Millieux. Habt Ihr mich verstanden? Saint Millieux! Das Tor zur Kornkammer Frankreichs, das darüber hinaus noch Einnahmen durch Schiffszölle zu bieten hat. Nun geht und seht zu, dass Ihr dieses Stückchen Land erwerbt. Herzog Johann rechnet auf Euch. Und nicht nur er, seid Euch dessen gewiss!«
Schloss Troyenne
M an sieht ihnen an, dass sie die Nacht und den Tag durchgearbeitet haben. Dass sie klaglos und freundlich die Wünsche der Gäste erfüllt und ihre eigenen Bedürfnisse hintangestellt haben. Ob sich die Müdigkeit auch so tief in meinGesicht
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