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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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und ernsthaft.
    »Den Baron. Im Wald, er war im Gespräch mit Rachel Authié, dem Mädchen, das immer noch vermisst wird. Die Tochter des Bauern Martin Authié und dessen Frau Ysa.«
    Die Feder zitterte ein wenig, als Julien sie auf das Papier setzte und den Namen der Frau, die ihn so geradeheraus anschaute, vermerkte. »Blanche Boudet«, sagte er und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, »Ihr werdet Eure Aussage auch vor Gericht so wiederholen, wie Ihr sie jetzt bei mir macht?«
    »Ja, das werde ich.«
    »Hat noch jemand diese Begegnung zwischen dem Baron und dem Mädchen gesehen?« Juliens Herz schlug bis zum Hals.
    Aber die Frau schüttelte den Kopf.
    Enttäuscht notierte er, dass die Zeugin die Beobachtung allein gemacht hatte.
    »Wann habt Ihr den Baron mit dem Mädchen gesehen?«
    Den Kopf schräg gelegt, sog die Frau die Lippe durch die Lücke zwischen ihren Zähnen. Sie runzelte die Stirn. »Das muss am Tag ihres Verschwindens gewesen sein.«
    »Warum wisst Ihr das noch so genau?«
    »Ysa, die Mutter des Mädchens, hatte wenige Tage zuvor entbunden. Ich wunderte mich, dass das Kind nicht zu Hause bei seiner Mutter war, um ihr zur Hand zu gehen. Aber ich habe mir nicht viel dabei gedacht. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir ja noch davon aus, den besten aller Lehnsherren zu haben. Es war nicht ungewöhnlich, dass er das Gespräch mit dem gemeinen Volk, auch mit Kindern suchte. Und kurz darauf, also kurz nach der Geburt des kleinen Bruders Luc, war das Mädchen weg. Vom Erdboden verschwunden.«
    »War der Baron allein oder in Begleitung unterwegs?«
    Ein Schatten huschte über das Gesicht der Frau, eine Braue hob sich. Sie schwieg und musterte die Tischplatte. Erst jetzt fiel Julien auf, dass sie eine kleine Figur, ein schmales Holzding, umklammert hielt, das sie nun in die andere Hand wechselte.
    »War der Baron allein oder in Begleitung unterwegs?«, wiederholte Julien seine Frage.
    »Ich muss überlegen«, sagte sie langsam und wirkte abwesend, fast so, als würde sie die Bilder der Erinnerung in ihrem Kopf noch einmal durchgehen. Dann schien sie die Antwort entdeckt zu haben und nickte. »Ich bin der Meinung, dass ein wenig abseits der Hauptmann stand. Hoch zu Pferde meine ich natürlich.«
    Die Tür wurde geöffnet, und der Pfarrer schob den Kopf durch den schmalen Spalt. »Oh, Blanche«, sagte er erfreut und kam herein, in seinen Händen einen versiegelten Brief.
    »Ich mache eine Aussage, Vater Jeunet«, sagte die Frau, und der alte Mann zuckte zusammen.
    »Oh, meine Liebe, ich wollte nicht stören, aber ein Bote von Bischof du Clergue brachte dieses Schreiben für Magister Lacante. Es ist dringend, nehme ich an.«
    Auf seinen Gehstock gestützt, blieb der Pfarrer vor dem Tisch stehen, und auch die Frau beugte sich vor, um zu beobachten, wie er das Siegel brach. Julien spürte, dass seine Hände beim Lesen feucht wurden. Er ließ den Brief sinken. »Amédé de Troyenne wurde vor gut einer Woche die Anklage der Kirche zugestellt. Jetzt hat er geantwortet, dass er in Person vor dem Herrn Bischof von Nantes und jedem anderen kirchlichen Richter, auch dem Inquisitor, erscheinen wird, um sich von den ihm gegenüber gemachten Vorwürfen reinzuwaschen. Er erkennt die Zuständigkeit des Bischofs und von Pater Blouyn, dem Vertreter des Inquisitors, für diesen Prozess an.«
    »Das heißt, dass es jetzt losgeht?«, fragte die Frau aufgeregt. Der Alte legte die Hand auf ihre Schulter, als wolle er sich festhalten. »Ja, Blanche, damit ist es bestätigt: Der Prozess ist ein Inquisitionsprozess, und ich nehme an, dass der Baron nicht ahnt, worauf er sich da einlässt.«
    Das ist auch so gewollt, dachte Julien zufrieden und faltete das Anschreiben des Bischofs sorgfältig zusammen. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken.
    Eine dicke Frau, einen Säugling vor den Leib gebunden, trat in Begleitung eines schlaksigen Mannes mit beeindruckenden Augenbrauen ein. Der zog seinen Strohhut vom Kopf und verneigte sich. »Magister, mein Name ist Martin Authié, ich bin Bauer in diesem Dorf, und das ist meine Frau Ysa. Wir möchten eine Aussage machen.«

In den Wäldern bei Saint Mourelles
    B lanche hat mich geschickt, dir das zu bringen«, sagte Mathis und öffnete seine Tasche. Immer noch ärgerte er sich, dass er es wieder einmal nicht geschafft hatte, Blanche einen Wunsch abzuschlagen. Nun stand er hier im Halbdunkel und hatte das Gefühl, sein Erscheinen rechtfertigen zu müssen. Eben genau der Mensch zu sein,

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