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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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den Catheline am wenigsten sehen wollte.
    »Vielleicht hätte ich dir ein Zündeisen mitbringen sollen«, sagte er, weil er das Schweigen nicht ertrug, »dann könntest du dich wärmen. In den Nächten und frühen Morgenstunden ist es ja manchmal noch recht frisch.«
    »Der Rauch würde oben durch den Spalt im Fels entweichen, und es wäre weithin erkennbar, wo ich bin«, sagte sie.
    Sie hat recht. Was für ein dümmlicher Gedanke, dachte Mathis und griff, um sich nicht länger darüber zu ärgern als nötig, in seine Tasche. Brot, Schweineschmalz und Honig. Sogar eines der Messer aus der Küche der Pfarrei hatte Blanche in ein Tuch eingeschlagen und eingepackt. Mathis zögerte kurz und zog es dann doch heraus, legte es auf die wollene Decke. Aus den Augenwinkeln musterte er Catheline, die auf der Decke hockte und sich nicht bewegte. Sie trug keine Haube, und ihr Haar, das sie anscheinend versucht hatte zu waschen, hing ihr strähnig ins Gesicht. Doch sie hatte nur Teile des Schmutzes entfernt. Zurückgeblieben waren verschmierte dunkle Bahnen auf ihren Wangen, und niemand war da gewesen, der ihr hätte sagen können, dass sie zum Fürchten aussah.
    Es ist deine Schuld, dass sie sich einsam an diesem Ort zur Gefangenen macht, durchfuhr es ihn. Es ist deine Schuld, dass es ihr so elend geht. Hättest du dich nicht auf Ania eingelassen, wäre Catheline nie auf sie losgegangen. Und dann wäre auch der Baron nie auf die Idee gekommen, sie für die Täterin zu halten.
    »Willst du ein Brot?«, fragte er beklommen.
    Sie nickte.
    Er brach den Kanten ab und öffnete den Honig. Honig, das ist gut, den mag sie, dachte er und strich das Brot dick damit ein. »Blanche hat eine Zeugenaussage gemacht«, sagte er und war erleichtert, als sie nach dem Brot griff. Sich ein Stück vorbeugte. Ihn fragend ansah. »Ja, sie hat den Baron gesehen, mit Rachel. Es kommt mir ein wenig seltsam vor, dass sie das jetzt erst erwähnt, aber sie meint, sie hätte es vergessen …«
    »Hast du dir mal überlegt, was diese Frau durchgemacht hat? Sie hatte andere Dinge im Kopf! Sie hat ihre Kraft gebraucht, um Avel nicht hinterherzuspringen. Warum zweifelst du ihre Aussage an?«
    Mathis leckte sich einen Tropfen Honig vom Finger. Ich bin nicht hier, um mich zu streiten, versuchte er den aufsteigenden Zorn zu unterdrücken. »Dann habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Du hast recht. Was ich dir sagen wollte, ist, dass ihre Aussage anscheinend den Stein ins Rollen gebracht hat«, fuhr er fort und hoffte, dass Catheline sich damit zufriedengeben würde. »Denn jetzt machen die anderen ebenfalls ihre Aussagen. Dass Raymond eine Lieferung zum Schloss brachte, die Anzahl der Hufnägel, die silberne Spange, nichts wird ausgelassen.«
    Erleichtert seufzte Catheline auf, schob sich den letzten Bissen Brot in den Mund und begann, mit dem Daumennagel sandige Klümpchen aus ihrem Kittel zu kratzen. »Möchtest du einen Schluck Wasser?«, fragte sie, nahm den Krug und reichte ihn hinüber.
    »Ich möchte nicht deine spärlichen Vorräte vergeuden«, sagte er, doch sie winkte ab.
    »Trink nur, zum Bach ist es nicht weit. Wenn ich von allem so viel hätte, wie ich hier Wasser habe …« Sie grinste, ein wenig schief noch, aber sie grinste. Dann wurde ihr Blick wieder ernst. »Es wird eng für den Baron, nicht wahr?«
    »Magister Lacante scheint mir mit den Aussagen nur mäßig zufrieden. Aber er machte vage Andeutungen, dass man den Baron aufgrund verschiedener Vorwürfe in jedem Fall der Häresie schuldig sprechen können wird. Nur mit einer Pilgerfahrt als Strafmaß werden ihn wohl weder der Bischof noch der Inquisitor entkommen lassen. Ich habe den Eindruck, dass dieser Bischofswicht davon ausgeht, dass der Baron mit den Morden in Zusammenhang steht. Er scheint ihn schon auf dem Scheiterhaufen zu sehen.«
    »Sprich nicht so über den Magister. Sag mir lieber, wie geht es dir dabei? Was denkst du?«
    Die einsetzende Dämmerung tauchte die Höhle zunehmend in Dunkelheit. Cathelines Gesicht lag im Schatten, und Mathis konnte ihren Blick nicht mehr ausmachen. Er nahm den Wasserkrug und drehte ihn in seinen Händen. »Ich weiß es nicht«, sagte er, »ich weiß wirklich nicht mehr, was ich denken soll.«
    »Es tut gut, Besuch zu haben«, sagte Catheline unvermittelt, während sie auf ihre Finger sah, »ich hoffe, du bist mir nicht mehr böse, weil ich bei deinem letzten Besuch so schroff war. Aber mir ist alles zu viel, ich weiß manchmal nicht mehr, was mir zuerst

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