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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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zutraue.«
    »Da musste ich erst so alt werden, um derart ratlos zu sein«, seufzte der Pfarrer. »Wir müssen … ja, was müssen wir tun? Was können wir überhaupt tun? Wir können wohl kaum zum Baron gehen und ihm erzählen, dass es vielleicht einer seiner Männer ist, der sein Unwesen treibt. Oder gar sein Hauptmann.«
    »Doch, das habe ich vor. Und Ihr, Pfarrer Jeunet, Ihr müsst noch einmal eindringlich den Bischof um Gottes Beistand bitten.«
    »Das habe ich bereits getan. Aber seitdem habe ich nichts mehr vom Bischof und dem Magister gehört. Was sollen sieauch machen? Wir haben nichts als Annahmen. Nichts als Gerüchte, die stets Schuldige, aber selten die Wahrheit finden. Doch ich werde es erneut versuchen, zu unserem Nachteil kann es nicht sein.«
    Geduckt schlich Catheline zur Tür zurück. Wenn Vater Jeunet das Haus betrat, musste sie in der Küche sein, noch besser, auf dem Weg zum Brunnen. Das Schlafgemach konnte warten. Sie brauchte Luft. Frische Luft, um den Druck auf ihrem Brustkorb loszuwerden.

Schloss Troyenne
    M eine Beine zittern. Zumindest das eine, und so wird, auch wenn ich es nicht mit Gewissheit sagen kann, das andere ebenfalls zittern. Mathis lauschte dem Klacken, das er bei jedem Schritt mit dem Treibstecken auf dem steinernen Fliesenboden der großen Eingangshalle verursachte. Schon dieses Geräusch schien hier nicht hinzupassen, von dem Rest, der an diesem dürren, mannshohen Stück Holz hing, ganz zu schweigen.
    Hauptmann Bouchet hatte geschwiegen, als einer der Wachhabenden ihm mitgeteilt hatte, dass ein Bauer darum bitte, zum Baron geführt zu werden. Anscheinend hatte er sich an ihn erinnert, an die Begegnung an einem dunklen Winterabend und den Befehl des Barons. Wortlos, als wäre die Bewegung der Lippen eine Verschwendung, hatte der Hauptmann sich erhoben und war ausgeschritten. Mit mächtigem Schritt, der es dem Bauerntölpel in seinem Rücken unmöglich machen sollte, ihm zu folgen, ohne lächerlich zu wirken. Mathis hoffte, dass sich dieser Kerl mit dem finsteren Blick zurückziehen würde, sobald sie den Baron erreichten.
    Doch weit gefehlt. Vor einer Flügeltür musste er ausharren, und Mathis fühlte, dass sein Bein noch stärker zitterte.
    Wenig später stand er vor Amédé de Troyenne. Die Ruhe, die von diesem Mann ausging, minderte die bösartige Ausstrahlung des Hauptmannes, der sich neben den Baron gestellt hatte.
    »Geh und hole meinem Gast einen Kelch Wein«, waren die ersten Worte, die der Baron, an seinen Knappen gewandt, sagte. Im Aufspringen stieß der Junge gegen den Tisch, dass die Steine des Mühlespiels ins Rutschen gerieten. Sorgsam schob der Baron sie wieder zurück, dann widmete er seine Aufmerksamkeit Mathis.
    »Du möchtest mich sprechen? Ich hatte dir freien Zutritt zugesagt, also was führt dich zu mir?«
    »Der Tagelöhner Gabin aus Saint Mourelles ist, wie Ihr bereits erfahren habt, ermordet aufgefunden worden.«
    Die Augen des Hauptmannes verengten sich, der Baron nickte nur.
    »Uns ist aufgefallen, dass es Spuren an der Fundstelle gab, die von Reitern hinterlassen wurden«, fuhr Mathis fort.
    Hauptmann Bouchet öffnete nun doch den Mund und lachte laut auf. Der Baron winkte kurz durch die Luft, und das Lachen verebbte.
    »Und was ziehst du daraus für Schlüsse?«, fragte er, schob das Mühlespiel beiseite und beugte sich vor.
    Yann hat recht: In Kürze werde ich im Baum hängen, irgendwo im Wald. Was mache ich hier? Die Leere im Kopf schien die Worte verschluckt zu haben. Mathis versuchte, sich am Blick des Barons festzuhalten, der wachsam, aber ohne jede Spur von Boshaftigkeit auf ihm lag.
    »Sie führten zum Schloss, und es waren eindeutig Pferde vom Schloss. Der Schmied hat seine Arbeit erkannt«, stieß er hervor. »Ja, die Spuren führten zum Schloss«, wiederholte erden Satz, weil er fürchtete, man könne ihn, den tumben Bauern, nicht für voll nehmen.
    Die Braue des Barons hob sich.
    »Ich bin, bitte seht mir diese Eigenmächtigkeit vor«, redete Mathis hastig weiter, »zum Schloss Port-Saint-Luc geritten, und dort wird ein Mädchen vermisst, eine Magd. Erst seit Kurzem …«
    Der Sprung des Hauptmannes und das Ziehen des Schwertes waren eine Bewegung. »Du dreckiger Lump, was nimmst du dir raus?«, brüllte er, und schon stand er hinter Mathis, die Klinge an dessen Hals gedrückt.
    »Es geht um die Sicherheit des Barons«, rief Mathis. »Wer auch immer diese Taten verübt, inzwischen fallen ihm auch Männer zum Opfer. Vielleicht sind es

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