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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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Frauen die Totenwaschung vornehmen.« Doch er stolperte über Pierre, und beide stürzten zu Boden.
    Eve beugte sich indes vor und zerrte das Tuch von ihrem Mann.
    Bitte, schrei mich an. Schrei mich an, dass ich es war, die ihn gefunden hat. Schrei uns an, dass du es uns doch gesagt hast, dass wir alle sterben werden. Schrei uns an, dass es Raymond ist, der hier sein Unwesen treibt. Egal was, bitte mach etwas, das du sonst auch machst, flehte Catheline sie stumm an.
    Aber Eve schwieg. Mit zum Strich gewordenen Lippen stand sie am Wagen, streichelte Gabins Wange, fuhr mit dem Finger seine Augenbrauen nach und umschloss dann seine Hand. Ohne ihren Mann loszulassen, kletterte Eve auf den Wagen und setzte sich neben ihn. »Bringt ihn zu mir nach Hause. Sofort!«, sagte sie, ohne die Stimme zu heben.
    Jetzt begannen Pierre und Marcel zu schreien. Die angsterfüllten Stimmen klirrten in Cathelines Kopf. Sie nahm die Hände hoch und presste sie auf die Ohren, sah, dass Mathis Yann zunickte. Sofort trieb der Schmied das Pferd an.
    Pierre und Marcel versuchten, auf den anfahrenden Wagen zu klettern, rutschten aber ab. Weinend liefen sie, sich am Holz des Karrens festklammernd, hinterher.
    Eve schien es nicht zu bemerken, still und steif saß sie neben Gabin, jenseits aller Tränen.

    Wärme schlug Mathis entgegen, als er den Unterstand der Schmiede betrat. Das Feuer loderte, und die kleine Cécile, die vielleicht auch Camille hieß, hielt mit der Zange ein glühendes Stück Eisen auf dem Amboss fest. Yann drosch mit einem schweren Hammer darauf ein, dass die Funken flogen. Als er Mathis’ Anwesenheit gewahr wurde, setzte er den Hammer ab und nickte seiner Tochter zu. Sie tauchte das glühende Eisen in einen Wasserbottich. Laut zischend erlosch die Glut. »Geh bitte und hilf deiner Mutter«, sagte er, und das Mädchen verschwand.
    »Wann wirst du wieder einen Lehrling bekommen?«, fragte Mathis.
    Der Schweiß stand Yann auf der Stirn, er wischte ihn mit dem Unterarm weg, stellte den Hammer beiseite und band sich den Lederschurz ab.
    »Wir haben so viele Sorgen, was glaubst du, wie viel Zeit mir da bleibt, mich nach einem geeigneten Lehrling umzusehen? Nicht jeder ist für diese Arbeit gemacht.«
    Ob er noch darauf hofft, dass sein Sohn zurückkehrt?, überlegte Mathis und sah sich um. Eine Holztruhe stand auf dem Boden.
    »Wir fertigen gerade Beschläge für eine Hochzeitstruhe«, sagte Yann, der seinem Blick gefolgt war. »Aber du bist sicher nicht gekommen, um mit mir über die Arbeit zu sprechen. Was führt dich zu mir?«
    »Ich brauche dein Pferd. Für ein paar Tage, wenn es dir möglich ist, es zu entbehren.«
    »Es ist noch zu früh, die Felder zu bestellen, und du hast auch zwei tüchtige Ochsen im Stall. Also, was hast du vor?« Yann griff sich die Zange, die noch im Bottich hing, und zog den Beschlag hervor. Das Wasser tropfte vom schwarz glänzenden Eisen.
    »Der Pfarrer zeigt sich besorgt über Blanches Gedanken, dass irgendwer vom Schloss der Täter sein könnte.«
    »Du weißt, dass ich Blanche schätze. Sie versteht sich auf die Kräuterkunde, und ich weiß nicht, wie oft sie den Kindern damit schon bei ihren Krankheiten geholfen hat. Zudem ist sie gutherzig und geduldig«, sagte Yann und wischte das Metall mit einem Tuch trocken. »Aber seit das mit Avel passiert ist, ist sie nicht mehr …« Er hob die Hand und tippte sich an den Kopf. »Seitdem ist sie halt seltsam, ein wenig verwirrt.« Er ging in die Knie und hielt den Beschlag gegen die Holztruhe.
    »Das mag sein, aber die Spuren um Gabins Fundstelle haben uns nachdenklich gestimmt. Uns ist aufgefallen, dass in der Zeit, in der ein Teil der Schlossgarde in Port-Saint-Luc weilte, kein Mord geschah. Kaum sind die Männer wieder zurückgekehrt …«
    »Ja, du hast recht«, rief Yann aus, wobei ihm der schmale Metallstreifen fast aus den Fingern glitt. »Und nur die Männer der Garde wissen, wann wieder Berittene durch die Gegend ziehen, um nach dem Rechten zu sehen. Du musst mit dem Baron reden. Denn wenn einer seiner Männer …« Er geriet ins Stocken und zog die Stirn kraus. Schwieg einen Moment und überlegte. »Nein, das kannst du nicht machen«, fuhr er dann fort. »Wenn wirklich einer seiner Männer der Täter ist, wäre das grauenvoll. Man wird dir sagen, dass man letzthin Pferde verkauft hat, und damit nützt es uns auch nichts mehr, dass wir die Spuren der Hufe den Pferden des Schlosses zuordnen konnten. Sie werden sich immer eine Ausrede einfallen

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