Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)
einem anderen Zeitpunkt vor einem Vertreter des weltlichen Gerichts wiederholen, falls dieser in den nächsten Tagen nicht in Saint Mourelles dabei sein kann. Ich weiß noch nicht, wie sich die Zusammenarbeit gestaltet, das befindet sich noch in Klärung.«
»Ist es nicht ein wenig gewagt, den Baron zu bezichtigen, wenn es keinerlei Beweise gibt? Warum sollten die Bauern dieses Dorfes gegen ihn aussagen? Er ist ihnen ein guter Lehnsherr.«
Den Alten quälten die gleichen Zweifel wie ihn. Julien wusste, dass er den Pfarrer überzeugen musste, denn nur so würde es dem alten Mann gelingen, die Dorfbewohner zur Aussage zu bewegen. Er wiegte den Kopf. »Der Baron wird unter anderem wegen Teufelsbeschwörung angeklagt, das ist der Ansatzpunkt für die Inquisition. Alles andere wird sich finden«, er zögerte und fügte, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hinzu, »im Angesicht des Herrn.«
Doch diese Worthülse schien den Alten nicht zu erreichen.»Teufelsbeschwörung? Das nehme ich Euch nicht ab. Ich kenne kaum einen gottesfürchtigeren Mann als ihn.« Er hob die Hand und wies in Richtung des Fensters. »Der Baron kommt für den Unterhalt meiner Haushälterin auf, und er hat eine Kapelle auf dem Schloss, die nicht prächtiger ausgestattet sein könnte.«
Er ist schlau, dachte Julien, der Alte hebt die Wohltaten des Barons hervor, ohne die Diözese, die sich kaum um diese kleine Gemeinde kümmert, anzugreifen. »Es gibt eine Aussage«, er stockte kurz, »es gibt einen Zeugen. Und wir sind uns doch einig, dass auch die Bauern dieses Dorfes verstehen werden, dass Teufelsbeschwörung verwerflich und gottlos ist?«
Jeunet schüttelte den Kopf, sein Unglauben war nicht zu übersehen. »Ich fasse es nicht, ich fasse es nicht«, murmelte er und zerrte noch heftiger an seiner Unterlippe herum. »Weiß es der Baron schon?« Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Pfarrers.
»Auch der von der Denunziation Betroffene wird aufgefordert, sich zu äußern. Noch weiß er allerdings nichts. Insofern ist es wichtig, dass alles schriftlich festgehalten und sorgfältig überprüft wird, damit ein Abgleich zu seiner Erwiderung vorgenommen werden kann.«
»Müssen die Zeugen vor Gericht erscheinen?«
Julien nickte. »Ja, auch Augenschein ist vorgesehen, wenn nötig.«
Der Alte erbleichte. »Ihr wisst schon«, stieß er hervor, »was den Bauern blüht, wenn sie sich gegen ihren Lehnsherren erheben und der Prozess scheitert? Der Baron mag ein gottesfürchtiger Mann sein, aber ich glaube nicht, dass er frei von Rachsucht ist.«
Einen schlimmeren Fehler kann der Bischof nicht machen, dachte Mathis. Die Inquisition anrufen und sie in unser kleines Dorf zerren. Wer am Ende für diesen Fehler bluten wird, liegt doch auf der Hand. Er sah sich um. Schweigend und dicht aneinandergedrängt standen die Bewohner Saint Mourelles in der Kirche. Sie schienen ähnlich zu denken, denn sie wichen Pfarrer Jeunets Blick aus.
Schmied Yann trat einen Schritt vor. »Warum will der Bischof einen Inquisitionsprozess gegen den Baron anstreben?«, fragte er, die an Pranken erinnernden Hände zu Fäusten geballt.
»Es gibt belastende Aussagen, die ich nicht ausführen darf, die jedoch einen Inquisitionsprozess rechtfertigen. Der Bischof wird wissen, was er tut«, entgegnete Pfarrer Jeunet, wobei er sich mit der Hand über den Kopf fuhr. Fahrig und unkontrolliert, eine Geste, die seine Zweifel zum Ausdruck brachte und einen Kontrast zu seinen Worten bildete.
Vereinzeltes Gelächter war zu vernehmen. »Viel geschehen ist nach der letzten Bekundung des Bischofs nicht«, legte Yann nach. Eifriges Kopfnicken in den Bankreihen bestätigte seine Aussage. »Sollte der Bischof wirklich einen Ansatz finden, gegen den Baron vorzugehen, wird der König von Frankreich seine schützende Hand über ihn halten. Der Baron war einer von denen, die Johanna von Orléans begleitet haben. Sie war es, die den König nach Reims zur Krönung führte. Das sind Bande, die sind nicht auflösbar. Schon gar nicht durch uns Bauernvolk.«
Während Yann wieder einen Schritt zurück machte, trat Catheline in den Mittelgang. »Darf ich auch das Wort ergreifen?«, wandte sie sich an Pfarrer Jeunet, der sie kurz skeptisch ansah und dann nickte. »Wie ihr alle wisst, wurde eine Mantelspange bei Gabin gefunden.«
Mathis sprang von seinem Schemel auf. »Diese Spange führtnicht weiter«, fuhr er Catheline über den Mund. »Sie werden zuhauf getragen.«
»Meine Schwester hat, und
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