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Sehnsucht

Sehnsucht

Titel: Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Blue
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dann passierte alles gleichzeitig. Zu schnell, um noch reagieren zu können, materialisierte sich die Kreatur wieder. Zischend schlitzten die glänzenden Krallen Amys Oberschenkel auf. Sie schrie und ihre Fingernägel kratzten über den Boden, als das Ding ihr Bein abtrennte. Mit einem verzweifelten Aufheulen stieß Andre David und Cecile brutal zur Seite und machte einen Satz in Amys Richtung. Seine Hand berührte Amys, gerade als das Wesen ihr die Kehle herausriss.
    Oh nein, oh Gott nein! Nein!!!
    Weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, führte er einen letzten, panikgeladenen Gedankenstoß aus. Er fühlte ein dumpfes Ziehen in seiner Brust und ein Wirbeln in seinem Kopf. Dann war es auf einmal vorbei. Er fiel auf die Knie und rang nach Atem.
    Das Ding war verschwunden, als wäre es nie da gewesen. Bo, David und Cecile bildeten einen Kreis um Andre, der Amys reglosen Körper in den Armen hielt. Er wiegte sich leicht hin und her und flüsterte in ihr blutverklebtes Haar.
    Schuld sammelte sich wie Steine in Sams Magen. Es überraschte ihn nicht, dass er nicht in der Lage war, zu stehen oder zu sprechen. Die kalte, fremde Intelligenz in seinem Bewusstsein gehabt zu haben, hatte ihn vollkommen erschöpft und hilflos zurückgelassen. Er fühlte sich fallen, konnte es aber nicht aufhalten.
    Er spürte kaum, wie sein Kopf auf dem Holzboden aufschlug. Eine Sekunde lang wurde alles schwarz. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er Bos besorgtes, tränenverschmiertes Gesicht über sich. Bo schien gar nicht zu bemerken, dass er weinte.
    »Krankenwagen und Polizei sind unterwegs«, murmelte er und legte eine Hand auf Sams Wange. »Cecile hat sie verständigt.«
    Sam musste zweimal ansetzen, bevor es ihm gelang, zu sprechen.
    Seine Stimme war ein heiseres Krächzen. »Amy… oh Gott, es tut mir leid…«
    Schmerz stieg in Bos Augen auf. »Es war nicht deine Schuld.«
    Sam schwieg. Er drehte den Kopf und drückte seine Wange gegen Bos Handfläche. Er wusste, dass er das nicht tun sollte, dass er es nicht verdiente, aber er hatte keine Kraft übrig, um der zarten Berührung zu widerstehen.
    Nach wenigen Minuten schrillten draußen Sirenen, gefolgt von lautem Klopfen an der Tür und einer Stimme, die die Polizei ankündigte. Jemand muss sie reingelassen haben , dachte Sam, da der Raum plötzlich voller Menschen und hektischer Aktivität war. Eine Frau in der Uniform der Rettungssanitäter schob Bo sanft aus dem Weg und beugte sich über Sam.
    »Ich bin Sherry«, sagte sie mit professionellem Lächeln. »Ich werde Sie untersuchen, in Ordnung?«
    Er nickte. Ihre muntere Stimme wirkte beruhigend auf ihn.
    »Wie ist Ihr Name?«, fragte Sherry und legte eine Blutdruckmanschette um seinen Arm.
    »Sam«, krächzte er. Laute Stimmen drangen von der anderen Seite des Raumes herüber. Er drehte den Kopf, konnte aber nicht an Sherry vorbei sehen. »Was…?«
    Er brachte kein weiteres Wort heraus, aber Sherry schien ihn offensichtlich verstanden zu haben.
    »Die Polizei befragt Ihre Freunde«, sagte sie ihm. Sie drückte einen Knopf an dem Gerät, das neben ihr auf dem Boden lag und die Manschette um Sams Arm zog sich zusammen.
    »Können Sie mir sagen, welches Jahr wir haben, Sam?«
    Sam runzelte verwirrt die Stirn. »Zwei... Zweitausendvier«, flüsterte er langsam.
    »Und wo befinden wir uns gerade?« Sherry schrieb eine Zahl auf ein Klemmbrett, als die Manschette sich wieder lockerte.
    »Oleander House«, antwortete Sam. »In Mississippi. Wieso stellen Sie mir solche Fragen?«
    »Ich weiß, es hört sich seltsam an«, sagte sie und leuchtete ihm mit einer kleinen Lampe in die Augen. »Ich muss nur sichergehen, dass Sie nicht verwirrt sind. Ihr Freund da drüben hat gesagt, dass Sie hingefallen sind und sich dabei ziemlich hart den Kopf angeschlagen haben und eine Weile bewusstlos waren. Ihre geistige Verfassung zu beurteilen, ist eine Standardprozedur bei Kopfverletzungen.«
    Sam blinzelte überrascht zur Decke hinauf. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er bewusstlos gewesen war. Er lag so still da, wie er konnte, während Sherry seinen Hals untersuchte und Brustkorb und Bauch mit einem Stethoskop abhörte.
    Grauen senkte sich auf seine Brust, als er Bos immer aufgeregter klingende Stimme hörte. Er stritt offensichtlich mit der Polizei und David und Cecile schalteten sich alle paar Sekunden ein. Andres auffälliges Schweigen versetzte ihm einen Stich.
    Er war nicht überrascht, als ein stämmiger Polizist neben ihm zum Stehen

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