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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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so schnell.«
    Gestern war es ihr freilich wie in Zeitlupe vorgekommen. Sie hatte das Gefühl gehabt, durch Sirup zu laufen. Wieder spürte sie die Hitze, in der sie um jeden Atemzug hatte ringen müssen; sie kämpfte sich durch das dichte, hohe Gras voran, hatte das Glitzern der Klinge in der gnadenlosen Sonne, sein Grinsen, sein breites, gieriges Feixen vor Augen.
    »Ich…« Caroline biß sich auf die Unterlippe und verscheuchte die letzten lähmenden Reste ihrer Angst. »Ich drückte ab, aber nichts geschah! Er kam immer näher und grinste unentwegt. Ich habe wohl geweint oder gebetet oder geschrien, ich weiß nicht mehr. Und er kam auf mich zu mit diesem Grinsen im Gesicht.
    Er sagte, ich sei das Lamm Gottes, und er müsse mich opfern.
    Es müsse genauso sein wie bei Edda Lou.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?« fragte Burns und führte die Kaffeetasse an seinen Mund.
    »Ja!« Sie stieß mit zitternden Händen das Frühstück, das sie nicht angerührt hatte, beiseite und sprang auf.
    »Moment bitte, ja?« Tucker ergriff Carolines Hand. Er hatte mehr getan, als nur zugehört. Er hatte Burns beobachtet. In seinen Augen hatte der FBI-Beamte sich hinterhältig an Caroline herangeschlichen. »Ihnen geht es gar nicht um einen entflohenen Wahnsinnigen. Für einen wie Sie sind das Provinzpossen. Sie sind eine miese Ratte!«
    »Tucker, bitte!«
    »Verstehst du nicht? Ihm geht es nur um Edda Lou und die anderen. Du interessierst ihn nicht die Bohne!«
    Das Blut wich aus Carolines Gesicht. »Das Messer! O Gott!
    Er wollte mich nicht erschießen, weil es so sein sollte wie bei Edda Lou! Es mußte mit dem Messer geschehen!«
    »Genau.« Tucker wandte sich mit eisiger Stimme an den Beamten. »Sie benutzen Caroline, um an mehr Informationen über Hatinger heranzukommen. Sie soll Ihnen weiterhelfen, aber das haben Sie ihr wohlweislich verschwiegen, Sie widerwärtiger Schmarotzer!«
    Burns setzte seine Tasse fein säuberlich auf die Untertasse.
    »Ich bin mit der Aufklärung von Serienmorden beauftragt. Ich bin der Allgemeinheit keine Auskünfte schuldig.«
    »Ach was! Sie wissen doch, was sie durchgemacht hat. Da wäre es das mindeste gewesen, sie aufzuklären.«
    »Ich kann durchaus für mich selbst sprechen«, sagte Caroline.
    Sie atmete zweimal tief durch. »Ich kannte Edda Lou überhaupt nicht, aber bis ans Ende meines Lebens wird sie jetzt vor meinen Augen im Wasser treiben. Ich war noch nie mit Gewalt konfrontiert, und jetzt habe ich auf einmal einen Menschen getötet. Das mag für Sie nichts Außergewöhnliches sein, Matthew, zumal es sich ja um Notwehr handelt, aber ich habe einen Menschen getötet und muß das verarbeiten. Und jetzt kommen Sie daher und wollen von mir, daß ich Ihnen weiterhelfe, aber wie ich mit der Wahrheit fertig werde, das interessiert Sie nicht.«
    »Es ist ja nur eine Hypothese, Caroline. Und in Ihrem eigenen Interesse…«
    Sie fiel ihm mit einem Aufschrei ins Wort. Betont langsam sprach sie dann weiter. »Ich habe einmal einem Mann gedroht, ich würde ihn umbringen, wenn er noch einmal eben diese Floskel wiederholte. Wörtlich habe ich das natürlich nicht gemeint, aber ich rate Ihnen, kommen Sie mir nicht noch einmal mit diesem Blödsinn.«
    Tucker grinste bis zu den Ohren. »Sie kann ganz schön kratzbürstig werden, was? Ach, tut das gut, wenn es mal einen anderen trifft!«
    »Ich bedaure außerordentlich, wenn ich Sie aus der Fassung gebracht habe«, erklärte Burns steif. »Aber ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen meine Pflicht zu erfüllen. Wir wissen nicht, ob Austin Hatinger die Morde begangen hat, aber nach den gestrigen Ereignissen steht er natürlich im Mittelpunkt unserer Untersuchungen.«
    »Können Sie mir sagen, ob die Frauen mit diesem Messer umgebracht wurden?«
    »Die nötigen Tests dazu sind noch nicht abgeschlossen. Ich kann Ihnen jedoch vertraulich mitteilen, daß Hatinger aufgrund seiner psychologischen Struktur einige Kriterien eines Serienmörders erfüllt. Zu nennen wäre der tief verwurzelte Haß Frauen gegenüber. Leider können wir ihn zu seinen Motiven nicht mehr befragen. So bleibt mir nichts anderes übrig, als seine jeweiligen Aufenthaltsorte zum Zeitpunkt der Morde zu rekonstruieren. Solange meine Arbeit sich auf ihn konzentriert, werde ich eine Reihe von Spuren verfolgen müssen.«
    »Dann haben Sie sich ja einiges vorgenommen«, meinte Tucker lächelnd. »Wir möchten Sie dabei nicht aufhalten.«
    »Ich werde mich auch mit seinem Sohn Cy unterhalten

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