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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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müssen.«
    Tuckers Lächeln erstarb.
»Er
ist bei mir in Sweetwater.«
    »Nun gut.« Burns erhob sich. »Eine Frage nur noch, Longstreet. Finden Sie es nicht auch sonderbar, daß Hatinger Caroline ins Visier nahm, nachdem er Ihrer nicht habhaft werden konnte?« Er hatte Tucker an seinem wunden Punkt, den Schuldgefühlen, getroffen und weidete sich daran, wie dessen Gesicht sich verfinsterte. »Wenn Ihnen noch hilfreiche Details einfallen sollten, Sie wissen ja, wo Sie mich erreichen, Caroline.
    Danke für den Kaffee. Ich finde schon allein zur Tür.«
    »Tucker«, setzte Caroline an, sobald sie allein waren, doch er schüttelte den Kopf.
    »Ich brauche jetzt erst mal etwas Zeit zum Nachdenken.« Er strich sich durch das fast trockene Haar. Der Duft ihres Shampoos stieg ihm in die Nase. Selbst solche Kleinigkeiten sorgten schon für ein flaues Gefühl in seinem Magen. »Schaffst du es, Caroline? Soll ich vielleicht Josie oder Susie zu dir rüberschicken?«
    »Nein, nein, ich schaffe es allein. Aber wie ist es mit dir? Laß dich von Matthew nicht verunsichern. Er bemerkt nicht mehr, daß er Menschen aus Fleisch und Blut vor sich hat, sondern denkt nur noch in den Kategorien Schuld und Unschuld.«
    »Ganz schuldlos bin ich leider nicht. Hör zu, ich muß sofort nach Hause und mich um Cy kümmern. Er ist doch noch ein Kind.«
    »Ja, tu das unbedingt. Um mich brauchst du dich wirklich nicht zu sorgen.«
    Das Alleinsein würde ihr guttun, dachte Caroline für sich.
    Was heute morgen zwischen ihnen geschehen war, darüber konnten sie auch noch später sprechen. Ihr Blick fiel auf den Teller, den sie nicht angerührt hatte. Useless würde ein königliches Frühstück bekommen.
    Tucker legte noch einmal die Hand auf ihre Schulter. »Ich komme wieder.«
    »Ich weiß.« Sie wartete, bis er die Tür erreicht hatte. »Tucker.
    Danke, daß du Matthew darauf aufmerksam gemacht hast, daß ich nicht hilflos bin. Wenn man immer mit Leuten zusammen war, die genau das Gegenteil meinten, dann tut so etwas wahnsinnig gut.«
    Sie wandte ihm den Rücken zu. An der Art, wie ihre Schultern verkrampften, erkannte Tucker, daß sie zu der Stelle hinausschaute, an der das verkrustete Blut im Gras klebte.
    »Wir werden uns über vieles unterhalten müssen, wir zwei allein.«
    Da Caroline keine Antwort gab, hielt er es für klüger, sie fürs erste allein zu lassen.

20
    Sein Daddy war tot. Miss Delia hatte es ihm gesagt. Kein Gürtel würde mehr auf ihn niedersausen, keine Faust auf ihn eindreschen. Niemand würde ihn mehr im Namen eines blutrünstigen Gottes für seine Faulheit, seine Sünden, seine schmutzigen Gedanken bestrafen.
    Miss Delia hatte sich in ihrer hellen Küche mit ihm hingesetzt, den Arm liebevoll um ihn gelegt und es ihm schonend beigebracht. Trotzdem wurde er die entsetzliche Angst vor der Hölle nicht los. Hatte sein Vater ihm nicht ausführlich geschildert, wie sich die Sünder dort brüllend vor Schmerzen in einem Meer aus Feuer wanden? Und wie konnte er die Vergebung des Herrn je erreichen, wenn er so böse Gedanken in seinem Herzen nährte? Wieder und wieder flüsterte der Teufel sie ihm zu, und er konnte nicht widerstehen.
    Sein Daddy war tot. Und er war froh darüber.
    Als die Tränen gekommen waren, hatte Delia sie ihm geduldig aus dem Gesicht gewischt. Aber es waren keine Tränen der Trauer oder Verzweiflung gewesen. Es waren Freudentränen gewesen. Eine wahre Flut der Freude, Dankbarkeit und Hoffnung.
    Und dafür, so schoß es Cy beim Bewässern des Gartens in den Kopf, würde er bestimmt für alle Ewigkeit mit Höllenqualen bestraft. Er hatte den Tod seines Vaters zu verantworten. Und es tat ihm nicht leid.
    Miss Delia und auch Tucker hatten ihm versichert, daß er bei ihnen bleiben konnte. Er mußte also nicht nach Hause zurück, in dieses von Angst und Hoffnungslosigkeit beherrschte Haus. Und er war in Sicherheit vor Vernon, in dessen Augen derselbe Haß wie bei seinem Vater funkelte. Seiner Feigheit verdankte er eine so schnell nicht erwartete Freiheit.
    Cy richtete den Schlauch weiter auf das Rosenbeet, obwohl sich dort schon eine Pfütze bildete. Er rieb sich die Tränen aus den Augen, Tränen der Freude und zugleich des Entsetzens über seine schwarze Seele.
    »Cy.«
    Er zuckte zusammen. Nur durch einen schnellen Sprung zur Seite brachte Burns seinen Anzug vor dem Wasserstrahl in Sicherheit. Einen Moment starrten sie einander an, der Junge mit dem verängstigten Blick und dem verquollenen Gesicht und der

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