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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eine volle Minute, bis sie sich sicher war, daß sie den Mund aufmachen konnte, ohne loszuschreien. »Das Eis ist leider geschmolzen, Tucker.«
    Sie trug die Schalen in die Küche und stellte sie in die Spüle.

22
    Heute schienen die Probleme Tucker nur so nachzulaufen.
    Sein ganzes Leben hatte er es fertiggebracht, sich an der Oberfläche friedlich treiben zu lassen, doch mit einem Schlag steckte er bis zum Hals in einem wilden Strudel. Im Moment war es Caroline, in der es brodelte, und Tucker wußte noch nicht so recht, wie er sie beruhigen, ihr beim Abbauen ihrer Schuldgefühle helfen sollte. Wie gerne hätte er jetzt eine geraucht, aber seine Zigaretten waren oben und wahrscheinlich ohnehin vom Regen total durchnäßt.
    Er nahm seinen Mut zusammen und ging zu Caroline in die Küche, wo im flackernden Licht der Kerzen die Spannung überzukochen drohte. Caroline stand vor dem Fenster und sah in die Dunkelheit hinaus.
    Tucker legte ihr eine Hand auf die Schulter. Zu seiner Enttäuschung erstarrte sie. Er wagte dennoch einen Anlauf.
    »Weißt du, früher habe ich immer versucht, die Situation mit einem Witz zu entkrampfen, wenn eine meiner Freundinnen vor sich hinbrütete. Und wenn das nicht geklappt hat, habe ich schleunigst Reißaus genommen. Aber bei dir ist das ganz anders.«
    »Im Moment hätte ich gegen einen Witz nichts einzuwenden.«
    Er küßte ihr leicht die Haare. Ausgerechnet jetzt wollte ihm nichts Witziges einfallen. »Sprich mit mir, Caroline«, bat er sie.
    »Es gibt nichts zu sagen.«
    Tucker sah auf. Im Fensterglas spiegelten sich die Silhouetten ihrer Gesichter. Wie zerbrechlich sie doch waren! Er fragte sich, ob auch sie sich ihrer beider Vergänglichkeit bewußt war.
    »Als du vorhin die Treppe runtergegangen bist, habe ich dich trotzdem noch neben mir gespürt. Du warst so weich, so warm.
    Aber auf einmal bist du so zugeknöpft. Damit komme ich nicht zurecht, Caroline.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun.«
    Tucker zerrte sie unvermittelt vom Fenster fort. »Willst du mich denn nur zum Sex gebrauchen und alles andere ausklammern?« rief er in kaum verhüllter Enttäuschung. »Wenn das, was sich vorhin zwischen uns abgespielt hat, nur eine Freiübung auf durchschwitzten Laken für dich war, dann sag’s mir bitte, und ich stelle mich darauf ein. Aber für mich war es mehr! Verflucht, so etwas wie mit dir habe ich noch nie erlebt!«
    »Setz mich nicht unter Druck!« rief Caroline mit tränenerstickter Stimme. »Mein ganzes Leben lang habe ich mich von anderen unter Druck setzen lassen. Aber damit ist es vorbei!«
    »Aber zwischen dir und mir ist es nicht vorbei. Wenn du glaubst, du kannst zumachen und mich einfach wegschicken, dann hast du dich gewaltig getäuscht. Ich lasse nicht locker. Und daran werden wir beide uns gewöhnen müssen.« Als müsse er es ihr beweisen, schlang er beide Arme um sie.
    »Ich muß mich an überhaupt nichts gewöhnen. Ich kann tun und lassen, was ich…« Caroline verstummte plötzlich und drückte beide Augen fest zu. Dann holte sie tief Luft und löste sich aus der Umklammerung. »Ach, was streite ich mit dir. Du kannst ja nichts dafür, Tucker. Ich allein bin schuld. Und wenn ich dich anschreie, wird es um keinen Deut besser.«
    »Von mir aus kannst du mich gern anschreien. Das stört mich nicht. Na ja, nicht allzusehr. Hauptsache, es hilft dir.«
    Sie massierte sich schon wieder die Schläfen. »Im Moment helfen mir wohl nur Dr. Palamos Wunderpillen«, meinte sie mit einem resignierten Lächeln.
    »Versuchen wir lieber etwas anderes.« Er nahm sie bei der Hand und setzte sie auf einen Stuhl. »Bleib da sitzen. Ich hole den Wein, den ich dir neulich mitgebracht habe, und dann erzählst du mir, was dich so auf die Palme gebracht hat.«
    Caroline schloß die Augen. »Auf die Palme gebracht hat…
    Meine Mutter hätte einen solchen Ausdruck nie geduldet. Bei ihr heißt es ›irritiert‹, aber ›auf die Palme bringen‹ gefällt mir viel besser. In den letzten Monaten haben mich tausend Dinge auf die Palme gebracht. Das war übrigens meine Mutter vorhin am Telefon.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.« Er entkorkte die Flasche und schenkte zwei Gläser voll. »Aber weswegen war sie…
    irritiert? Wegen der Sache von gestern?«
    »Stimmt, ja. Vor allem, weil sie gestern bei einer Party das Hauptgesprächsthema war. Die Yankees klatschen ja auch gerne, auch wenn meine Mutter es lieber ›Kontaktpflege‹ nennt.
    Aber was sie am meisten bestürzt hat, war, daß die

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