Sehnsucht der Unschuldigen
ihr die Hände hinter dem Rücken fesselte.
Aus dem Haus drangen ein Schrei und dann ein wüster Fluch.
John Thomas wankte ihnen entgegen. Aus seiner Schulter spritzte Blut. »Das kleine Aas ist mit dem Messer auf mich losgegangen!«
»Herrgott, der wird nicht mal mit ‘nem Kind fertig!« Billy T.
ging hinüber und untersuchte die Wunde. »Mann, du blutest ja wie eine abgestochene Sau. Komm mal einer her und verarzte ihn. Und ihr anderen behaltet das Haus im Auge. Wenn der Junge sich blicken läßt, wißt ihr, was ihr zu tun habt!«
Toby kam mit einem Stöhnen zu Bewußtsein. Sein linkes Auge war zugeschwollen, das rechte in Panik weit aufgerissen.
Billy T. beugte sich über ihn. Er genoß seine Macht in vollen Zügen. Sie schmeckte, aber sie stieg zu Kopfe. Sein ganzes Leben war er immer nur eine winzige Nummer gewesen. Und jetzt auf einmal war er Herr über Leben und Tod.
Er riß Toby hoch und zog ihm die Schlinge über den Kopf.
»So, die ziehe ich jetzt schön langsam zu, mein Kleiner. Aber ein bißchen lasse ich dich noch leben. Vorher mache ich mit deiner Frau das, was du deinen Opfern angetan hast. Keuch du nur!« Er sah grinsend zu, wie Toby nach Luft schnappte und hilflos an seinen Fesseln zerrte.
»Bei Vergewaltigung mach’ ich nic ht mit«, verkündete Woody erneut, entschlossener diesmal.
Billy T. wirbelte herum. »Du hältst deine dämliche Fresse, kapiert? Das ist keine Vergewaltigung, sondern höhere Gerechtigkeit.«
»Das blutet immer weiter!«
Einer von den Männern hatte sein Hemd ausgezogen und um John Thomas’ Wunde gewickelt. Es war längst in Blut getränkt.
Billy T. spürte, daß er auf der Verliererstraße war. Die Männer traten verlegen von einem Fuß auf den anderen. Keiner wagte, die auf dem Boden liegende Frau anzusehen. Ihnen wollte Billy T. schon zeigen, was ein richtiger Mann war! Er schnallte den Gürtel auf.
»Da kommt ein Auto, Billy!«
»Wahrscheinlich Will. Der war ja schon immer ein Spätzünder.«
Er setzte sich rittlings auf Winnie. Mit einer Hand riß er ihr den Morgenrock auf, da pfiff ein Schuß an seinem Ohr vorbei.
»Das Ding ist genau auf deine Eier gerichtet, Billy T.!« schrie Tucker. »Wetten, daß es potenter ist als du!«
»Das hier geht dich einen Dreck an, Tucker!« Billy T.
verfluchte insgeheim, daß er sein Gewehr auf den Boden gelegt hatte. »Wir tun nur das, was die Bullen längst hätten erledigen müssen.«
»Richtig, brennende Kreuze sind ganz dein Stil. Und den Mut, auf wehrlose Menschen loszugehen, hat auch nicht jeder.« Erst jetzt sah Tucker Winnies blutverschmiertes Gesicht. Ihm wurde fast übel. »Und Frauen schlagen. Dazu braucht man natürlich fünf bis an die Zähne bewaffnete Männer!«
»Der Nigger hat unsere Frauen umgelegt!«
Tucker zog eine Augenbraue hoch. »War das bislang nicht deine Spezialität?«
»Den Killer hängen wir heute noch. Und daran könnt ihr uns nicht hindern. Du und dieser Suffkopf von deinem Bruder.« Er riß Winnie blitzschnell hoch und verschanzte sich hinter ihrem Körper. Ehe Tucker reagieren konnte, hatte er sie zwei Schritte mit sich gezerrt und bückte sich nach seinem Gewehr. »Was wollt ihr zwei gegen uns sechs denn ausrichten, ha?«
Ein weiteres Scheinwerferpaar tauchte die Nacht in grelles Licht. Delias Oldsmobile bremste scharf. Heraus sprangen drei mit Gewehren bewaffnete Frauen.
»Sieht ganz so aus, als wären wir nicht mehr ganz so schlecht dran!« rief Tucker.
»Glaubst du wirklich, wir machen uns wegen ein paar Weibern in die Hosen?«
Delia drückte ungerührt ab. Eine Kugel schlug genau zwischen Woodys Füßen ein. »Ihr wißt doch, daß ich schießen kann. An eurer Stelle würde ich nicht zuviel riskieren!«
Woody warf sein Gewehr als erster zu Boden, »Scheiße noch eins! Ich schieß’ doch auf keine Frauen!«
»Dann tritt lieber aus der Schußlinie«, riet ihm Tucker. »Jetzt sind wir fünf gegen fünf.« Ein Sirenenheulen kam näher. »Und dabei bleibt es wohl auch nicht lange. Tja, mein lieber Billy T.
An deiner Stelle würde ich Winnie jetzt lieber ganz sachte absetzen. Sonst rutscht mir noch der Finger aus, und ich puste deinem Brüderchen ein Loch in die Stirn.«
»Mensch, Billy, laß sie los!« schluchzte John Thomas.
Billy T. benetzte sich die Lippen. »Vielleicht sollte ich dich abknallen, du Memme.«
»Keine schlechte Idee«, meinte Tucker. »Aber du kannst nicht gleichzeitig schießen und eine Frau festhalten.«
»Laß sie los, Billy«, mahnte Woody.
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