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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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holen.
    »O Gott!« Will stürzte verzweifelt den Rest seines Biers hinunter. Er wollte vor den anderen nicht als Feigling dastehen, aber schließlich ging es hier um Mord. Er war nicht betrunken genug, um Lynchjustiz mit Gerechtigkeit zu verwechseln. Was er sah, war ein am Seil baumelnder und mit den Füßen in der Luft strampelnder Toby March, dessen Augen immer weiter hervorquollen und dessen Gesicht blau anlief.
    Die traurige Wahrheit war: Ihm graute vor einem solchen Anblick. Da konnte er einfach nicht mitmachen. Das hieße aber, daß seine Saufkumpane ihn in Zukunft schneiden würden. Will sah nur einen Weg, das zu verhindern: Sie mußten irgendwie von ihrem Vorhaben abgebracht werden.
    Er schlurfte zu Dwayne hinüber. »Dwayne, hör mir mal zu.«
    »Ich hab’ dir doch gesagt, du brauchst die Miete erst nächste Woche zu zahlen.«
    »Darum geht es gar nicht. Hast du die Burschen gesehen, die gerade rausgegangen sind?«
    »Nein, und ich will auch nichts und niemanden sehen, kapiert?« knurrte Dwayne in sein Glas hinein.
    »Sie sind auf dem Weg zu March. Sie haben ein Seil dabei.«
    Verständnislos schüttelte Dwayne den Kopf. »Was wollen sie denn mit einem Seil?«
    »Toby March aufknüpfen. Sie glauben, daß er die Frauen alle auf dem Gewissen hat.«
    »So ein Blödsinn! Toby March ist die Gutmütigkeit in Person.«
    »Kann schon sein. Aber die Männer holen jetzt ihre Gewehre.
    Billy T. ist felsenfest davon überzeugt, daß Toby March es war.
    Und besoffen, wie er ist, schreckt er vor nichts zurück.«
    Dwayne rieb sich die Bartstoppeln. »Scheiße, dann müssen wir ihn wohl daran hindern.«
    »Das mußt du allein versuchen. Ich kann dir nicht helfen, weil ich sonst für alle hier gestorben bin. Was ich tun konnte, habe ich getan.«
    Jedermann war Dwaynes plötzliche Wutausbrüche gewöhnt.
    Darum erregte er wenig Aufsehen, als er plötzlich aufsprang und Will an der Gurgel packte. »Einen Dreck hast du! Wenn Toby heute ein Härchen gekrümmt wird, mache ich euch fertig, dich genauso wie die anderen!«
    »Mensch, Dwayne! Ich kann meinen Freunden doch nicht in den Rücken fallen.«
    »Du willst doch das Dach über deinem Kopf nicht verlieren, oder? Du gehst jetzt sofort zum Sheriff. Wenn du ihn nicht in seinem Büro findest, dann gehst du zu ihm nach Hause und sagst ihm alles, was du mir gesagt hast.«
    »Dwayne, Billy T. bringt mich um, wenn er das erfährt!«
    »Bonny wird niemanden umbringen.« Dwayne stieß Will zur Tür. »Los, Beeilung!«
    Eine voll und ganz zufriedene Caroline legte schläfrig den Kopf auf Tuckers Brust. »Ich habe ja immer gedacht, daß gute Manieren nicht alles sein können«, murmelte sie.
    »Dann bleib bei mir. Bald wirst du die letzten Reste auch noch vergessen.«
    »Ich glaube, das habe ich schon.« Sie preßte die Wange an die seine. »Meinst du, wir können so schlafen?«
    »Wie Babys«, versprach er und rieb ihr träge den Rücken. Er achtete nicht weiter auf den Wagen, der die Auffahrt heruntergedonnert kam und mit quietschenden Reifen stehenblieb. Auch dem Türenknallen und kurz darauf dem Getrampel auf den Treppen maß Tucker keine Bedeutung zu.
    Ob Dwayne betrunken war oder Josie irgendeinem Liebhaber zürnte, konnte er auch noch morgen erfahren.
    Aber dann trommelte Dwayne wütend gegen sämtliche Türen und brüllte seinen Namen. Caroline schreckte hoch.
    »Herrgott noch mal, was der sich wieder für Zeiten aussucht«, brummte Tucker und zog sich hastig an. »Bleib liegen, ich bring’ ihn schon zur Räson.«
    Er hörte sich den Lärm draußen noch ein paar Sekunden an, dann riß er die Tür auf. »Menschenskinder, Dwayne, mußt du das ganze Haus aufwecken?«
    »Ist schon passiert!« rief Tante Lulu. Sie stand in einem roten Footballdreß in ihrer Tür. »Und ich hatte so schön von Frank Sinatra geträumt…«
    »Leg dich wieder hin, Tante Lulu. Mit dem werde ich schon allein fertig.«
    Doch Dwayne rüttelte Tucker an der Schulter. »Hol dein Gewehr! Es gibt Ärger!«
    »Du kriegst Ärger!« schrie Delia, die ebenfalls auf den Gang getreten war. »Und zwar mit mir. Du hast bloß wieder getrunken. Einen Eimer Wasser sollte ich dir ins Gesicht schütten!« Sie packte ihn am Arm und versuchte, ihn in sein Zimmer zu drängen.
    Dwayne riß sich los. »Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir haben, Tucker. Sie wollen Toby March lynchen.«
    »Was sagst du da?«
    »Die Bonnys und ihre Spießgesellen sind zu Toby March unterwegs und wollen ihn aufhängen!«
    »O Gott! Ich ziehe mich

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