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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nur ein kleines bißchen mit dir allein sein.
    War das nicht wieder typisch für ihn? Erst kochte er sie weich mit seinem Gesäusel, und dann ließ er sie in der Nacht warten!
    Fünf Minuten wollte sie ihm noch geben. Wenn er sich bis dahin nicht blicken ließ, würde sie eben mit dem Auto vor dem großen Haus vorfahren. Tucker Longstreet würde schon noch begreifen, daß er mit ihren Gefühlen nicht spielen durfte.
    Hinter ihr raschelte es im Laub. Sie drehte sich um und klimperte vorsichtshalber schon einmal mit den Wimpern. Ein Schlag auf dem Hinterkopf ließ sie vornüber zu Boden stürzen.
    Das eigene Stöhnen klang gedämpft in Edda Lous Ohren. Der Schädel tat ihr weh, als hätte ihn eine Axt gespalten. Vorsichtig reckte sie den Hals. Oh, das tat weh! Sie wollte die Hände gegen die Schläfen pressen und stellte fest, daß sie hinter ihrem Rücken festgebunden waren.
    Plötzlich waren die Schmerzen vergessen. Angst packte sie.
    Sie riß die Augen auf und öffnete den Mund zu einem Schrei.
    Aber der war zugestopft. Sie hatte den Geschmack eines mit Eau de Cologne betupften Tuchs auf der Zunge. Verzweifelt zerrte sie an den Fesseln.
    Nun erst bemerkte sie, daß sie splitternackt war. Sie scheuerte sich den Rücken und den Po an einer Baumrinde wund. Jemand hatte sie mit Händen und Füßen an eine Eiche gefesselt und dabei ihre Beine so geschickt gespreizt, daß ihr Dreieck in seiner ganzen Verwundbarkeit offen stand. Schreckensvisionen von Vergewaltigungen schossen ihr durch den Kopf.
    »Edda Lou. Edda Lou.« Von irgendwoher kam ein heiseres Flüstern. Sie verdrehte entsetzt die Augen. Nirgendwo war die Person auszumachen, von der die Stimme ausging.
    Wieder wollte sie schreien und meinte, an dem Tuch zu ersticken.
    »Edda Lou, ich habe schon lange ein Auge auf dich geworfen.
    Endlich ist es soweit. So ganz nackt im Mondschein, romantisch was? Und wir sind ga nz allein, du und ich. Wolln wir es miteinander machen?«
    In namenlosem Entsetzen sah Edda Lou eine Gestalt aus dem Dickicht treten, sah nackte Haut im Mondlicht schimmern, sah ganz kurz eine lange Messerklinge aufblitzen.
    Gräßliche Angst und Ekel packten sie, denn sie begriff, was nun auf sie wartete. Ihr Bauch zog sich zusammen und hob sich.
    Der Geschmack von Erbrochenem stieg in ihr hoch. Die Gestalt kam immer näher. Ihre schweißnasse Haut schimmerte im Mondlicht. Von ihr strömte der Geruch von Wahnsinn aus.
    Das Tuch erstickte Edda Lous Flehen im Keim. Blut rann in dünnen Bächen ihren Rücken und ihre Schenkel hinunter. Die Hände erreichten ihre Haut, fingen an zu streicheln und zu drücken. Nun kam auch der Mund hinzu. Heiße Tränen der Angst strömten über ihre Wangen, als die Lippen sich gierig um ihre schutzlosen Brustwarzen schlossen.
    Mit dem ganzen schweißnassen Körper rieb sich die Gestalt an ihr und stellte Dinge mit ihr an, die sie nie für möglich gehalten hatte. Bei jedem Kuß dieser Lippen, bei jedem neuen Körperkontakt, bei jeder Berührung durch die kalte, flache Klinge erschauerte sie am ganzen Leib.
    Nur zu genau erfuhr sie jetzt, was mit Arnette und Francie geschehen war. Sie mußte dasselbe namenlose Grauen, derselbe Ekel in ihrem letzten Moment gepackt haben.
    »Du willst es doch! Und wie du es willst!« Der geflüsterte Sprechgesang übertönte das Pochen in Eddas Kopf. »Hure!«
    Das Messer drehte sich. Sorgfältig, fast ohne ihr Schmerzen zu bereiten, fuhr es an Edda Lous Arm hinab. Als sich der Mund gierig über die klaffende Wunde beugte, fiel Edda Lou in Ohnmacht.
    »Nichts da!« Eine Hand weckte sie mit mehreren verspielten Ohrfeigen wieder auf. »Huren dürfen bei der Arbeit nicht schlafen.« Es folgte ein kurzes, schrilles Lachen, ein sich überschlagendes Kichern vielmehr. Blutverschmierte Lippen öffneten sich zu einem Grinsen. Edda Lous glasige Augen richteten sich auf ihren Peiniger. »So ist es gut. Du sollst alles genau sehen. Bist du fertig?«
    »Bitte, bitte!« wimmerte sie in sich hinein. »Bitte bring mich nicht um. Ich verrate auch keinem was!« Edda Lou roch die eigene Angst, das eigene Blut.
    »Nein!« Die Stimme bebte vor Erregung. Und dann näherte sich ihr das Gesicht bis auf wenige Zentimeter. Aus den Augen, die sie doch so gut gekannt hatte, leuchtete der pure Wahnsinn.
    »Du bist es nicht wert, daß man dich fickt!«
    Eine Hand riß den Knebel aus ihrem Mund. Zum Vergnügen gehörte anscheinend auch der letzte schrille Schrei. Er wurde jäh unterbrochen. Die Hand, die das Messer führte,

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