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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hinweggetrampelt, nein, er kam ihr so vor, als wäre er meilenweit durch die Landschaft geschleift worden. Inzwischen ärgerte er sich über seinen Stolz. War seine Ehre wirklich ein blaugeschlagenes Auge wert?
    Außerdem war Edda Lou bestimmt weggefahren und lachte sich in ihrem Versteck ins Fäustchen über das ganze Trara. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr war Tucker davon überzeugt, daß er sich mit Austin für nichts und wieder nichts geprügelt hatte.
    Wenn Edda Lou nun aber wirklich schwanger war, würde sie das Baby garantiert nicht abtreiben lassen. Damit hätte sie ja ein ideales Druckmittel gegen ihn. Ein Druckmittel, so schwante ihm, von dem er zeitlebens nicht loskommen würde.
    Nichts nahm einen so in Beschlag wie eine Familie, überlegte er sich. Und im Blut des Babys würde sich das seine mit dem von Edda Lo u mischen. Aber ihre guten und schlechten Anlagen würden neu vermengt werden, und von Gott oder dem Schicksal oder vielleicht nur der Zeit würde es abhängen, welche Züge sich letztendlich durchsetzten.
    Tucker tat einen tiefen Schluck und drückte die Flasche gleich wieder gegen sein Auge. Es hatte ja doch keinen Sinn, über die Zukunft zu spekulieren. Die allmächtige Gegenwart bot schon genug Probleme – besser, er dachte an etwas Schönes. An Caroline Waverly zum Beispiel. Er mußte grinsen bei der Erinnerung an ihre hochnäsige Miene in Larssons Laden neulich. Da bekam er richtig Lust, sie flachzulegen. Nicht, daß er im Augenblick etwas mit Frauen vorgehabt hätte. Erstens taten ihm noch sämtliche Knochen weh, und zweitens glaubte er, im Augenblick eine Pechsträhne erwischt zu haben. Aber die Vorstellung war ja ganz nett. Ihm gefiel der Klang ihrer Stimme – die so weich war und so ganz anders als der kühle, abweisende Blick. Was er wohl tun müßte, damit sie ihn an sich heran ließ?
    Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief Tucker ein.
    »Tuck!«
    Er murmelte etwas Unverständliches und versuchte, die Hand, die da an seiner Schulter rüttelte, wegzuschubsen. Die plötzliche Bewegung brachte mit einem Schlag die vergessen geglaubten Schmerzen zurück. Er schlug mit einem lauten Fluch die Augen auf. »Kreuzdonnerwetter, darf man denn gar nicht mehr seine Ruhe haben?« Er blinzelte Burke ins Gesicht. »Burke? Du hier?
    Ich bin noch nicht ganz wach, aber du kannst dir schon mal ein Bier holen. Du weißt ja, wo es ist.«
    »Ich bin dienstlich hier, Tucker. Ich muß mit dir sprechen.«
    »Bei einem Bier spricht sich’s leichter.« Er grinste seinen Freund an. Aber als er dessen Miene bemerkte, wurde er mit einem Schlag ernst. »Was ist los?«
    »Eine schlimme Sache, Tuck.«
    Er wußte es, noch ehe es aus gesprochen wurde. Mit einem Satz sprang er aus der Hängematte. »Es ist wegen Edda Lou, nicht wahr?«
    »Tuck…«
    »Laß mir eine Minute Zeit, ja?« In hilfloser Wut trommelte Tucker gegen den Baum. »Bist du dir auch ganz sicher?«
    »Ja. Es war wie bei Arnette und Francie.«
    »O Gott!« Er preßte den Kopf gegen den Baumstamm, versuchte, die gräßlichen Bilder zu verscheuchen. Gut, er hatte sie nicht geliebt und hatte sogar einen Punkt erreicht, an dem er sie nicht einmal mehr gemocht hatte. Aber er hatte sie berührt, hatte ihre Zunge geschmeckt, war in sie eingedrungen. Und deswegen wurde er von einem Gefühl der Trauer ergriffen, nicht nur ihretwegen, sondern auch um das kleine Kind, obwohl er es nie gewollt hatte.
    »Jetzt setz dich doch wieder hin.«
    »Nein!« Tucker wandte sich abrupt um. Sein Gesicht war nun nicht mehr dasselbe. Aus seinen Augen blitzte der harte, gefährliche Blick, den nur wenige sehen durften. »Wo hast du sie gefunden.«
    »Im Teich der McNairs. Vor zwei Stunden.«
    »Das ist ja ganz in der Nähe.« Seine Schwester fiel ihm ein.
    Sie und Delia mußten doch irgendwie geschützt werden. »Sie…
    Caroline sollte da draußen nicht allein bleiben.«
    »Josie und Carl sind bei ihr. Josie hat ihr ein paar Gläser von Miss Ediths Apfelbrandy aufgeschwatzt. Caroline hat übrigens die Leiche gefunden.«
    »Scheiße!« Er setzte sich wieder auf die Hängematte und verbarg das Gesicht in den Händen. »Was zum Teufel sollen wir nur tun, Burke? Was wird hier gespielt, verflucht noch mal?«
    »Ich muß dir ein paar Fragen stellen, Tucker. Aber zuvor will ich dich vor Austin warnen. Ich mußte ihm vorhin die Nachricht überbringen. Paß auf deinen Arsch auf, Tuck.«
    Tucker zündete ein Streichholz an, vergaß aber, daß er keine Zigarette im Mund

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