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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aus sich herauspressen lassen sollte. Weil sie mit den Kindern vor seinen Augen herumwedelte etwa?
    Was hatte er nicht schon alles gezahlt? Teure Privatschulen, die edelsten Klamotten, und das, obwohl sie und ihr aalglatter Liebhaber seine Besuche bei den Jungen mit allen möglichen Tricks so gut wie unterbunden hatten. ›Kontakte nur unter Aufsicht‹ hieß es. Angeblich, weil er zuviel trank.
    Dwayne stierte wütend ins dunkle Wasser und genehmigte sich wieder einen tiefen Schluck. Sie hatten ihn als eine Art Monster hingestellt. Dabei hatte er nie eine Hand gegen die Jungen erhoben. Gewalttätig war er nämlich nicht – ganz im Gegensatz zu seinem Vater. Nur das mit dem Trinken hatte er von ihm geerbt. Sissy Koons hatte damals gena u gewußt, was sie erwartete, als sie die Beine für ihn gespreizt hatte. Und nach der Hochzeit hatte er ihr ein schönes Haus gekauft und tausend andere Dinge, die ihr Herz begehrte.
    Im Grunde hatte sie mehr bekommen als sie verdiente, sagte er sich jetzt. Ihr Brief war der letzte Beweis. Aber wenn sie glaubte, dieser schleimige Schuhvertreter würde seine Kinder adoptieren dürfen, hatte sie sich gewaltig getäuscht. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er den verhüllten Drohungen nachgab und ihr noch höhere Unterhaltszahlungen überwies.
    Um das Geld ging es ihm eigentlich gar nicht. Darum kümmerte sich ohnehin Tucker. Es ging ums Prinzip. Mehr Geld, gab sie ihm auf ihre hinterhältige Art zu verstehen, oder deine Söhne tragen einen anderen Namen.
    Seine Kinder, die er so liebte! Das Symbol seiner Unsterblichkeit! Waren sie nicht sein Fleisch und Blut, sein einziger Bezug zur Zukunft, einer der wenigen Lichtblicke in seinem verpfuschten Leben?
    Ein einziges Mal hatte er sich vergessen und Sissys beste Gläser zertrümmert, als der kleine Dwayne gar nicht mehr zu heulen aufgehört hatte. Und gleich war Sissy ins Zimmer gestürzt und hatte sich aufgeführt, als hätte er ihren Sohn gegen die Wand geschmissen.
    Ihr wollt einen richtigen Grund zum Heulen? Bei Gott, den könnt ihr haben!
hätte sein Daddy gebrüllt. Und alle hätten gezittert wie Espenlaub.
    Wenn er es genau bedachte, hatte er damals sogar dasselbe geschrien. Nur hatte Sissy nicht gezittert. Sie war lediglich vor lauter Erregung und Abscheu knallrot angelaufen und hatte zurückgeschrien.
    Um Haaresbreite hätte er sie geohrfeigt. Die Hand hatte er sogar schon erhoben, doch dann war die Hand seines Vaters vor seinen Augen aufgetaucht, und er war zurückgewichen. Danach war er aus dem Haus getorkelt und hatte seinen Wagen zu Schrott gefahren.
    Als Burke ihn am Tag drauf heimgebracht hatte, war das Haus verrammelt gewesen. Was für eine Demütigung! Sie hatte sich aus dem Fenster gelehnt und gekeift, sie würde sich einen Anwalt nehmen.
    Wochenlang hatte sich ganz Innocence den Mund darüber zerrissen, wie Sissy seine Kleider aus dem ersten Stock hinuntergeworfen hatte. Nur ein mehrtätiger Vollrausch hatte ihm über diese Schmach hinweggeholfen.
    Und jetzt hatte Sissy den Rachen immer noch nicht voll!
    Das Allerschlimmste freilich war, daß sie aus ihrem Leben etwas machte. Sie hatte Sweetwater mit einer Leichtigkeit abgeschüttelt, mit der eine Schlange ihre Haut abstreift. Und er?
    Er steckte im Schlamm seiner Vergangenheit fest und kam nicht los von der Bürde der Hoffnungen, die sein Vater in ihn gesetzt hatte. Frauen waren in der Hinsicht ungleich freier. Nein, er sah keinen Grund, warum er sie dafür nicht hassen sollte.
    Dwayne setzte die Flasche ab und glotzte grübelnd ins Wasser. Wieder einmal stellte er sich vor, wie es wäre, wenn er einfach hineinginge, immer tiefer versänke, einen letzten, einen tödlichen Schluck nähme und seine Lungen sich mit Wasser füllten.
    Die Augen weiter auf das stille Wasser gerichtet, versank er statt dessen im Whiskey.
    Josie saß im McGreedy und genoß den Flirt vor dem großen Augenblick. Neben dem Schönheitssalon war die Kneipe ihre zweite große Anlaufstation im Ort. Sie liebte die mit Whiskey bespritzten Wände, den klebrigen Boden und die wackeligen Tische.
    Sie konnte in der trübsten Stimmung eintreten, doch kaum schlugen ihr die rauchverhangene Luft, das Stimmengewirr, das Poltern der Billardkugeln und die Countrymusik aus der Jukebox entgegen, war sie wie ausgewechselt.
    Heute hatte sie Teddy mitgebracht. Gerade riß er einen besonders schmutzigen Witz. Unter scha llendem Gelächter schlug sie ihm auf die Schulter.
    »Du bist ein Urvieh, Teddy! Hast auch wirklich

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