Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
haben?«
    »Nein.«
    »Na, von mir aus. Dann tu mir aber bitte einen Gefallen und ruf Junior Talbot an. Er soll den Wagen abschleppen.«
    »Ich kümmere mich darum. Aber schlafe mir ja nicht ein.
    Falls du doch eine Gehirnerschütterung hast, mußt du unbedingt wach bleiben.
    »Warum?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie genervt. »Die Ärzte sagen es halt immer.«
    »Okay. Ich verspreche dir, daß ich nicht einschlafen werde, wenn du gleich zurückkommst und mir die Hand hältst.«
    »Wenn du einschläfst, rufe ich sofort Doktor Shayes an und sage ihm, er soll mit seiner längsten Spritze kommen.«
    »O Gott, bist du hart!« Aber seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln.
    Drei Minuten später kam Caroline mit einer Packung Eiswürfel zurück. »Junior kommt so schnell wie möglich, hat er gesagt.«
    Da Tucker nur schlä frig grunzte, legte sie ihm einen Würfel auf die Stirn. Zur Antwort erhielt sie ein dankbares »Aaahhhh!«
    »Sag mal, soll ich deine Familie benachrichtigen!«
    »Noch nicht. Delia dürfte noch in der Stadt sein. Josie wird erst gar nicht ans Telefon gehen, und Dwayne wird seinen üblichen Kater haben. Außerdem ist es bei uns in der Familie nichts Besonderes, wenn ein Auto zu Schrott gefahren wird.«
    Sie runzelte böse die Stirn. »Ihr solltet lieber stricken lernen oder Krocket spielen. Wohin wolltest du überhaupt so schnell?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und deswegen bist du barfuß und mit über hundert Sachen gerast?«
    »Du hast einen Hang zum Übertreiben. Es waren höchstens achtzig.«
    »Das hätte aber ins Auge gehen können.«
    »Irgend jemanden wollte ich ohnehin umbringen.«
    Er sah ihr in die Augen. Sie erkannte, daß die Schmerztablette bereits wirkte, doch eine andere Art Schmerz, der weitaus tiefer lag als körperliches Unwohlsein, fiel ihr auf.
    »Ist etwas passiert?«
    »Sie hatte gar kein Baby«, hörte er sich sagen.
    »Wie bitte?«
    »Sie war nicht schwanger. Sie hat mich angelogen. Sie hat mir ins Gesicht gesagt, daß sie ein Baby erwartet. Und das war eine Lüge.«
    Es dauerte eine Weile, bis Caroline begriff, daß Tucker von der Frau redete, die sie im Teich gefunden hatte. »Oh, das tut mir leid.« Sie wußte nicht so recht, wie sie reagieren sollte.
    Verlegen faltete sie die Hände im Schoß.
    Er wiederum fragte sich, warum er es ihr erzählte, aber nachdem er damit angefangen hatte, sprudelte es aus ihm heraus.
    »Das war es ja, was in der letzten Zeit so an mir genagt hat.
    Einmal hat sie mir etwas bedeutet. Es war nicht die große Liebe, aber immerhin… Und wenn ich daran dachte, daß nicht nur sie gestorben ist, sondern auch ein Teil von mir, dann… Aber es war gar kein Teil von mir in ihr. Sie hatte nur gelogen!«
    »Vielleicht war es ein Irrtum. Sie kann ja geglaubt haben, sie sei schwanger.«
    Er lachte bitter auf. »Ich hatte fast zwei Monate nicht mehr mit ihr geschlafen. Frauen wie Edda Lou passen schon auf sich auf. Die wußte ganz genau, was los war.« Er schloß die Augen für einen Moment. »Warum rege ich mich nur so auf? Sie hat gelogen, aber das bedeutet, daß kein Baby gestorben ist, und ich brauche mir deswegen kein schlechtes Gewissen mehr zu machen.«
    Caroline hatte seine Hand ergriffen. Nun führte sie sie sogar an ihre Wange. Plötzlich wurde ihr klar, daß unter seiner glatten Oberfläche tiefe Gefühle verborgen lagen, die nur mit Mühe den Weg ans Tageslicht fanden. Und der Teil in ihr selbst, der für ihn weich geworden war, würde sich nie wieder verhärten.
    »Manchmal verletzt uns das, was hätte sein können, mehr als das, was ist.«
    Er drehte die Handfläche um, so daß ihre Hände sich ineinander verschlossen. »Ich glaube, du hast genau verstanden, was ich meine.«
    Sie lächelte ihn an und ließ ihn widerspruchslos ihre Knöchel küssen. »Das stimmt.« Behutsam entzog sie sich ihm schließlich doch. »Ich geh mal nachsehen, ob Junior schon da ist.«
    So schnell wollte Tucker sie aber nicht loslassen. Er richtete sich mühselig auf. »Wir können ja gemeinsam gehen. Du mußt mich nur ein bißchen stützen.«
    Caroline sah auf seine ausgestreckte Hand hinab. Wie dumm sie doch war, wenn sie glaubte, er verlange zuviel von ihr. Sollte sie ihm wirklich in diesem einen Augenblick, in dem es ihm schlecht ging, die Hilfe verweigern? Noch einmal ergriff sie seine Hand und hielt sie fest umschlossen.

10
    Junior Talbot kletterte aus seinem Abschleppwagen, nahm seine Baseballmütze ab und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    Ohne auf die unter

Weitere Kostenlose Bücher