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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Caroline die üppig wuchernde Hecke am Wegrand in Angriff. Trotz der Hitze und ihrer bereits schmerzenden Arme fühlte sie sich blendend. Mit der messerscharfen Heckenschere mit dem schön altmodischen Holzgriff ging die Arbeit ja wie von selbst. Dazu trug sie zum Schutz gegen mögliche Blasen Handschuhe. Während Caroline also die Hecke stutzte, stellte sie sich vor, daß ihre Großmutter vor Jahren genau wie sie ausgesehen haben mußte.
    Caroline wußte, daß sie warten und die Arbeit Toby hätte überlassen können. Die prompte Reparatur ihrer Fenster hatte sie so beeindruckt, daß sie ihn für alle möglichen anfallenden Handwerkstätigkeiten eingestellt hatte. Dennoch verschaffte es ihr ein Erfolgserlebnis, selbst etwas zu vollbringen. Nur sie, ihre Arbeit, die Sonne und die vom Gesang der Vögel erfüllte Mittagsluft waren da.
    Was wollte sie mehr? Kurz hielt sie inne und rieb sich die schmerzende Schulter.
    Das Aufheulen eines Motors störte die friedliche Stimmung.
    Das konnte nur Tucker sein. Den starken Motor seines Wagens kannte sie inzwischen.
    Irritiert stemmte sie die Hände in die Hüften. Irgendwann würde er seinen Schlitten um einen Baum wickeln und im Krankenhaus landen. Wenn er demnächst zu ihr kam, würde sie es ihm gleich unter die Nase reiben. Der Mann war ja…
    Ein jähes Reifenkreischen riß Caroline aus ihren Gedanken.
    Ein gräßlicher Schrei folgte. Noch ehe sie Glas bersten hörte, rannte sie los.
    Die Schere fiel ihr aus der Hand. Über den heulenden Motor erhob sich Carl Perkins’ Stimme mit seiner eindringlichen Warnung vor ›Blue Suede Shoes‹.
    »Um Gottes Willen!« Caroline sah zunächst nur Furchen im Gras, dann den Porsche. Er hatte sich in den Pfosten verkeilt, an dem vor wenigen Augenblicken noch ihr Briefkasten gehangen hatte. Auf der Straße verstreut liegende Glassplitter funkelten im Sonnenlicht wie Diamanten. Jetzt erst erblickte sie Tucker. Die Stirn ans Lenkrad gepreßt, hockte er in seinem Sitz. Kreischend rannte sie auf ihn zu. »Tucker! O Gott, Tucker!«
    Was konnte sie nur tun? Ihn aus dem Wagen zerren? Ihn liegen lassen? Sie berührte mit sanfter Hand seine Wange und stieß einen Schreckensschrei aus, denn sein Kopf fuhr ruckartig hoch.
    »Scheiße!«
    »Du Idiot!« schluchzte sie. »Ich dachte, du wärst tot! Das hättest du auch verdient, so wie du fährst! Im Wagen führst du dich ja schlimmer auf als ein Halbstarker. Wie kannst du…«
    »Sei still, Caro!« Er fuhr sich mit zitternder Hand an die Schläfe und stellte fest, daß sie blutete.
    Sie riß die Tür für ihn auf. »Wenn du nicht verletzt wärst, würde ich dir eine runterhauen!« Statt dessen beugte sie sich über ihn und half ihm aus dem Porsche.
    »Sei vorsichtig. In meiner momentanen Stimmung würde ich zurückschlagen.« Tucker wurde schwindlig. Er mußte sich auf den hinteren Kotflügel, der den Unfall unbeschädigt überstanden hatte, stützen. »Mach bitte das Radio aus, ja? Und zieh den Schlüssel ab.«
    Sie folgte wutschnaubend. »Den Briefkasten hast du mir kaputtgemacht. Es ist ja nur ein Glück, daß dir kein anderer Wagen im Weg war.«
    »Morgen kaufe ich dir einen neuen.«
    »Sachen ersetzen, das fällt dir leicht, was?« Nach der überstandenen Angst überschlug sich ihre Stimme. Dennoch legte sie die Hand um seine Hüfte. Ohne ihre Hilfe wäre er vermutlich umgekippt. Immer noch schimpfend, führte Caroline ihn zu ihrem Haus.
    Die spitzen Kieselsteine erinnerten ihn schmerzhaft daran, daß er keine Schuhe anhatte. »Warum so böse, Caroline?«
    Etwas an seiner Stimme – nicht der Zorn, sondern etwas Klägliches – ließ sie aufhorchen. »Du kannst dich ruhig richtig auf mich stützen«, murmelte sie. »Ich bin nicht so schwach, wie ich aussehe.«
    »Du siehst aus, als könnte die nächste Boe dich fortwehen.«
    Das Haus verschwamm vor seinen Augen. Kurz fühlte er sich einer Ohnmacht nahe. Er blinzelte, was ihm so weh tat, daß er wieder klar im Kopf wurde. »Komisch, früher haben mir zierliche Frauen nie gefallen…«
    »Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?«
    »Aber zerbrechlich bist du ja nicht. Du hältst sogar eine Menge aus. Und jetzt bist du stinksauer auf mich. Aber bitte warte noch ein bißchen mit dem Schreien.«
    »Warum sollte ich schreien?« Seine hohle Stimme verriet ihr, daß er jederzeit umkippen konnte. Sieh zu, daß er sich ärgert, redete sie sich zu. Hauptsache, das Adrenalin steigt. »Was geht es mich an, wo du deinen Wagen zu Schrott fährst? Aber

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