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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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seinen Arbeitsschuhen knirschenden Glassplitter zu achten, schlurfte er zunächst einmal um den demolierten Porsche herum und stellte fest: »Sieht ganz so aus, als hättest du da ein Problem, Tucker.«
    »Kommt mir auch so vor«, stimmte Tucker zu. »Sag mal, hast du einen Glimmstengel übrig?«
    »Ich denke scho n.« Junior zog eine Packung Zigaretten aus der Brusttasche seines verschmierten Overalls und tippte dagegen, bis eine herausrutschte. Nachdem Tucker sie genommen hatte, zog er auch eine für sich heraus und steckte die Packung wieder ein. Mit der Zigarette im Mundwinkel musterte er den demolierten Kotflügel. Nach längerem Schweigen meinte er: »War mal’n hübsches Auto.«
    Tucker wußte, daß Junior nicht zu den schadenfrohen Zeitgenossen gehörte. Es war eben seine Art, das Offensichtliche festzustellen. Tucker beugte sich über den Wagen, öffnete das Handschuhfach, fand dort eine Streichholzschachtel, zündete seine Zigarette an und bot Junior ebenfalls Feuer an. »Aber in Jackson können sie ihn vielleicht wieder herrichten, oder?«
    Das ließ sich Junior eine Weile durch den Kopf gehen, ehe er erwiderte: »Wahrscheinlich schon. Kann allerdings sein, daß der Rahmen sich verzogen hat. Aber selbst dafür haben sie seit neuestem ein Gerät. Vor ein paar Jahren noch hättest du die Kiste wegwerfen müssen.«
    »Tja, den Fortschritt kann keiner aufhalten«, erwiderte Tucker mit einem breiten Grinsen.
    Caroline fragte sich langsam, ob sie den beiden Klappstühle bringen sollte, damit sie es etwas bequemer hatten.
    »Aber eins will mir nicht in den Kopf«, fuhr Junior fort. »Du bist doch weit und breit der beste Fahrer. Wie konntest du da den Pfosten abrasieren?«
    »Das war so«, erklärte Tucker nach einem tiefen Zug. »Der Wagen hat sich irgendwie selbständig gemacht. Das Lenkrad hat mir einfach nicht mehr gehorcht.«
    Junior paffte mit einem bedächtigen Nicken vor sich hin.
    Nach einer Weile kam er zu der Feststellung. »Aber so wie’s aussieht, hast du auch nicht gebremst.«
    »Doch, aber da war kein Widerstand.«
    In Juniors Augen blitzte etwas auf. Bei jedem anderen hätte er nur mit den Achseln gezuckt, aber wenn Tucker so etwas sagte, dann mußte es stimmen. »Na, wenn das kein Rätsel ist…
    Lenkrad kaputt, Bremse kaputt… und dabei war die Kiste doch bloß ein halbes Jahr alt, oder?«
    »Richtig.«
    »Dann wollen wir uns das Ganze doch mal anschauen.«
    »Wäre nett von dir, Junior.«
    Während Junior zu seinem Abschleppwagen zurücktrottete, sah Caroline Tucker besorgt an. »Ist dir noch schwindlig?«
    Er fühlte sich wieder gut, weil er aber ihre Zuwendung nicht verlieren wollte, antwortete er mit einem tapferen Lächeln: »Ein bißchen noch, aber das geht bald vorüber.« Er verkniff sich ein Grinsen, als sie einen Arm um seine Hüfte legte, um ihn zu stützen.
    »Heute strengst du dich nicht mehr an«, befahl sie. »Ich bringe dich heim.«
    Heim sollte er? Ausgerechnet jetzt, da sich endlich die ersten Fortschritte einstellten! »Vielleicht lege ich mich bei dir noch ein bißchen auf die Couch, bis ich wieder ganz bei Kräften bin…«
    Sie schwankte, das sah er ganz genau, doch im nächsten Moment dröhnte eine Hupe los. Tucker unterdrückte einen Fluch, denn Dwaynes weißer Cadillac schoß auf sie zu und kam mit quietschenden Reifen mitten in der Auffahrt zum Stehen.
    Dwayne hatte sich noch nicht rasiert, und seine Haare standen in alle Richtungen ab.
    »Menschenskinder, was machst du denn für Sachen?«
    Mit einem Blick vergewisserte er sich, daß Tucker wohlauf war und widmete seine Aufmerksamkeit dem demolierten Wagen, den Junior gerade an den Abschlepphaken hängte.
    »Bist du auf Spazierfahrt, Dwayne?«
    »Nein. Crystal hat angerufen. Die halbe Stadt weiß schon Bescheid. Du kannst von Glück reden, daß Josie nicht an den Apparat gegangen ist. Was meinst du, was du von der zu hören gekriegt hättest… Aber sag mal, Tuck, wie hast du es bloß geschafft, dein hübsches, kleines Spielzeug so plattzumachen?«
    Caroline platzte nun endgültig die Hutschnur. »Seien Sie froh, daß es nicht schlimmer ausgegangen ist!« giftete sie Dwayne an.
    »Aber zum Glück hat nur sein Betonkopf ein paar Schrammen abbekommen. Ich verstehe ja, daß Sie sich um den Gesundheitszustand Ihres Bruders sorgen, aber lassen Sie mich Ihnen versichern: Er ist mit dem Schrecken davongekommen.«
    Junior unterbrach seine Arbeit und vergaß vor lauter Staunen, an seiner Zigarette zu ziehen, Dwayne gaffte

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