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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nicht gerade behaupten, daß mir das paßt.«
    »Du hast mein vollstes Verständnis. Kann ich jetzt wieder ins Bett zurück?«
    »Tucker, es ist wegen Edda Lou.« Burke befingerte nervös seinen Sheriffstern. Ihm war klar, daß er Interna nicht an Außenstehende weitergeben durfte, zumal an Leute wie Tucker, der nach wie vor vom FBI verdächtigt wurde. Aber die lange Freundschaft galt in seinen Augen mehr als das Gesetz. »Sie hatte nichts im Bauch, Tuck.«
    »Ha?«
    »Sie war nicht schwanger. Das kam bei der Autopsie heraus.
    Ich dachte mir, du hast ein Recht, das zu erfahren.«
    Ein ohrenbetäubendes Dröhnen stieg in Tuckers Kopf.
    Benommen starrte er auf seine Zigarette und wiederholte langsam, jede Silbe betonend: »Sie war nicht schwanger?«
    »Nein.«
    »Ganz sicher?«
    »Rubinstein ist ein Fachmann, und er sagt nein.«
    Mit geschlossenen Augen lehnte Tucker sich zurück und fing an zu schaukeln. Ihm dämmerte, daß ein Großteil seiner Schuldgefühle von dem Kind herrührten. Aber es gab gar keins, hatte nie eins gegeben, und seine Trauer verwandelte sich urplötzlich in rasende Wut.
    »Sie hat mich angelogen.«
    »Das stimmt wohl.«
    »Sie hat sich vor all den Leuten hingestellt und mir ins Gesicht gelogen.«
    Burke, der sich jetzt überflüssig vorkam, erhob sich. »Ich wollte es dir nur sagen. Es wäre unfair gewesen, wenn du die ganze Zeit geglaubt hättest… na ja… ich finde, du hast ein Recht, es zu wissen.«
    Tucker nickte nur stumm. Mit geschlossenen Augen blieb er sitzen, bis er hörte, wie Burkes Wagen ansprang und das Motorbrummen sich auf der langen, gewundenen Auffahrt entfernte.
    Schwarzer, gräßlicher Zorn sammelte sich in seiner Magengrube, stieg ihm in blubbernden Blasen in die Kehle und sorgte für einen nachhaltig bitteren Geschmack im Mund.
    Tucker kannte diese Anzeichen. Zu einer anderen Zeit hätte er Angst davor bekommen.
    Er wollte irgend etwas packen, zerschlagen, zerfetzen, in den Staub treten.
    Auf einmal sprang er aus dem Stuhl und jagte ins Haus und die Treppen hinauf in sein Zimmer. Dort schleuderte er zuerst eine Lampe gegen die Wand. Dann schnappte er seine Schlüssel, riß sein Hemd von der Stuhllehne und zwängte sich beim Hinausgehen in einen Ärmel.
    »Tuck?« Mit verquollenen Augen stolperte Josie ins Treppenhaus. »Tuck, warte, ich muß dir was sagen.«
    Er stürmte wortlos an ihr vorbei. Sie rannte ihm nach. Beim Wagen erreichte sie ihn. Er riß gerade die Tür auf.
    »Tucker, was ist denn los mit dir?«
    Er stieß sie weg. »Laß mich in Ruhe!«
    »Honey, ich will dir doch bloß helfen. Wir gehören zusammen!«
    »Laß mich in Ruhe, hörst du?«
    »Laß mich doch bitte was sagen, Tucker!« rief sie unter Tränen. »Mensch, Tucker, gestern war ich mit dem Doktor vom FBI zusammen.« Sie mußte brüllen, um das Dröhnen des Motors zu übertönen. »Edda Lou war gar nicht schwanger! Es hat nie ein Baby gegeben! Sie wollte dich bloß reinlegen, so wie ich’s dir gesagt habe!«
    Sein Kopf fuhr zu ihr herum, und wütende Blicke bohrten sich in ihre Augen. »Ich weiß.« Kieselsteine spritzten auf, und der Porsche schoß die Auffahrt hinunter.
    Mit einem Schmerzensschrei griff sich Josie ans Schienbein.
    Sie hatte einen Stein abbekommen. Frustriert packte sie eine Handvoll Kiesel und warf sie dem Wagen nach.
    »Herrgott im Himmel, was ist’n das für’n Krach?« In der Tür zur Terrasse stand schwankend Dwayne und rieb sich die Augen.
    »Ach, nichts«, seufzte Josie und erklomm langsam die Stufen zur Veranda. Im Moment konnte sie nichts für Tucker tun, aber Dwayne hatte ihre Hilfe bitter nötig. »Komm mit, Liebling. Jetzt machen wir uns erst mal einen anständigen Kaffee.«
    Das Lenkrad vibrierte unter Tuckers Hand. Mit Vollgas raste er in Richtung Stadt und kümmerte sich nicht darum, daß das Heck ausschwenkte und die Reifen kreischten.
    Damit kam sie ihm nicht davon. Une ntwegt wiederholte er sich das. Damit kam sie ihm nicht davon. Er biß die Zähne aufeinander und trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Er wußte weder, wohin er fuhr, noch, was er überhaupt tun würde.
    Aber etwas tun mußte er. Und zwar auf der Stelle.
    Seine Hand schloß sich fester um das Lenkrad, denn gleich kam die Kurve mit der Abzweigung zur Farm der McNairs.
    Doch er konnte drehen, soviel er wollte, der Wagen schoß wie ein Pfeil geradeaus weiter. Fluchend trat er auf die Bremse, die sich als genauso nutzlos erwies.
    Unter dem Schutz des breitkrempigen Sonnenhuts ihrer Großmutter nahm

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