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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Bedürfnisse einer Frau auszunutzen verstanden.
    »Du kannst meinen Kuß erwidern, wenn du willst«, mur melte Tucker. »Wenn nicht, mache ich einfach weiter, wie es mir gefällt.«
    Zunächst erforschte er träge ihr Gesicht, zeichnete mit den Lippen die Schläfen, die geschlossenen Augenlider, die Wangen nach. Weil er von Natur aus sanft war, gab er dem in ihm wachsenden Drang, Besitz zu ergreifen, nicht nach. Statt dessen konzentrierte er sich auf das erste schwache Zittern, den nachlassenden Widerstand, bis ihr Körper sich allmählich an den seinen schmiegte, auf ihren schneller fliehenden Atem. Und erst jetzt legte er den Mund wieder zärtlich auf den ihren.
    Diesmal öffneten sich ihre Lippen von selbst. Schritt für bittersüßen Schritt verstärkte er den Druck, und dann glitten ihre Hände an seinen Armen hinauf. Und es war so herrlich zu spüren, wie sie nachgab, zu hören, wie ihr Atem immer schneller ging, und zu riechen, wie ihr betörend weibliches Parfüm sich über die Düfte des Abends erhob.
    Caroline dachte längst nicht mehr – was Wunder bei diesem steten Sausen in ihren Ohren! Sie hatte sich an ihn geklammert, um nicht zu stürzen, was die Welt aber nicht daran hinderte, wild um sie herumzuwirbeln. Ihre Vorsicht hatte sich in Rauch aufgelöst. Mit einem hilflosen Stöhnen gab sie sich dem Kuß hin.
    Sein Mund trank aus dem ihren. Doch das reichte nicht. Was er bekam, schmeckte süß und scharf zugleich. Mit jedem Zug begehrte er mehr. Zunge und Zähne gruben sich immer tiefer in sie hinein. Und dennoch ließ die Qual nicht nach.
    Aber ein Kuß sollte doch keine Qualen bereiten! Es sollte ihm doch nicht vor den Augen schwimmen, nur weil sie sich fester an ihn drückte! Und warum zitterte er auf einmal? Weil sie seinen Namen stöhnte?
    Tucker wußte, was es hieß, eine Frau zu begehren. Es war ein natürlicher und angenehmer Teil des Mannseins. Aber deswegen klapperten doch die Knie nic ht gegeneinander, bis man Angst bekam, man würde zu Boden sinken und um Liebe betteln!
    Er spürte, daß er im nächsten Moment rückwärts in den See fallen würde. Vorsichtig führte er Caroline mit sich einen Schritt vom Ufer weg. Die Wange an die ihre geschmiegt, rang er nach Luft.
    Caroline hielt mit zitternden Händen seine Hüften umfaßt.
    Nach und nach tauchten ihre Gedanken durch den Nebel ihrer Gefühle wieder an die Oberfläche. Zu lange war es her, daß es zu einer innigen Umarmung gekommen war, daß sie wahre Sehnsucht auf den Lippen eines Mannes geschmeckt hatte. Da konnte man sich durchaus für ein paar Augenblicke verlieren.
    Aber jetzt hatte die Welt sich wieder zurückgemeldet. Das Blut hämmerte nicht mehr in ihren Schläfen. Sie konnte die Insekten summen und schwirren, die Frösche quaken hören.
    Und der lockende Ruf eines Ziegenmelkers drang an ihr Ohr.
    Die Sonne versank hinter dem Horizont. Das Licht schwebte in diesem letzten verzauberten Moment zwischen Tag und Nacht, doch der Tag verebbte und nahm die Glut der Leidenschaft mit sich.
    »Kann sein, daß wir beide uns getäuscht haben«, erklärte Tucker.
    »Inwiefern?«
    »Du, weil du geglaubt hast, ich sei dir egal, und ich, weil ich dachte, nach einem Kuß würde ich besser schlafen können.« Mit einem tiefen Seufzer hob er den Kopf. »Ich muß dir was sagen, Caro. Seit ich es mit fünfzehn zum erstenmal in der Scheune mit Laureen O’Hara getrieben habe, habe ich immer gedacht, es sei nichts als ein Vergnügen, eine Frau zu begehren. Du bist die erste Frau in meinem Leben, bei der die Sache etwas komplizierter ist.«
    Caroline wollte ihm gern glauben, daß seine Empfindungen ihr gegenüber komplizierter, intimer, gefährlicher waren als alles zuvor Erlebte. Und gerade weil sie ihm glaubte, bekam sie solche Angst, daß sie sich aus der Umarmung löste. »Wir sollten es wohl besser bleiben lassen.«
    Sein Blick flackerte über ihre vollen, sinnlichen Lippen. »Das hältst du noch für möglich?«
    »Es ist mein Ernst, Tucker.« Eine Spur Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. »Ich habe eben erst eine gräßliche Beziehung beendet und habe keine Lust, mich gleich in die nächste zu stürzen… Und dein Leben ist im Moment auch so kompliziert genug!«
    »Normalerweise würde ich dir ja zustimmen. Aber wenn du wüßtest, wie dein Haar jetzt gerade im Abendlicht aussieht…
    Wie ein Engel mit Heiligenschein. Vielleicht brauche ich jemanden, der mich erlöst. Ist das nichts – der Engel und der Sünder?«
    »So einen Unsinn

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