SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
genüsslich aß, schickte sie Emma einen Blick über den Rand ihrer Sonnenbrille. »Du etwa nicht?«
Emma schüttelte den Kopf. »Er war sehr unterhaltsam, aber ich habe beschlossen, allein nach Hause zu gehen.«
Muriel nahm die zweite Flasche Sekt aus dem Cooler und drehte den Draht auf. Anne, die deshalb meinte, ihre Rolle als Gastgeberin zu vernachlässigen, sprang auf, um ihr die Flasche aus der Hand zu nehmen.
Muriel hielt sie aus Annes Reichweite. »Beruhig dich, okay! Du sollst uns nicht bewirten, sondern bloß deinen Garten zur Verfügung stellen.«
Als Anne wieder entspannte, löste Muriel den Draht vom Flaschenkopf, hielt den Korken fest, damit er nicht herausflog und entfernte ihn vorsichtig. »Außerdem lässt du es immer knallen, und wie ihr alle wisst ...«, hob sie an und blickte auffordernd in die Runde.
Anne und Emma beendeten den Satz unisono. »... gehört sich das nicht.«
»Genau. Absolut gegen jede Etikette ist das.«
»Auf einer Spießerparty vielleicht«, murmelte Janis und hielt Muriel ihr geleertes Glas hin.
Die schenkte ihr nach und füllte ihr eigenes Glas. »Worauf trinken wir im August?«
Immer tranken Sie auf irgendetwas. Und da sie dies seit mehr als einem Jahr jeden Monat taten, wurde es allmählich schwer, etwas Originelles zu finden.
Als Emma sich vor einem halben Jahr von ihrem Freund getrennt und mit Tequila betrunken hatte, hatten sie auf »Tequila« angestoßen. Als Anne den Zuschuss für die Fotokampagne eines Modekatalogs für Mollige bekommen hatte, hatten sie sich auf »ein paar Kilo zu viel« zugeprostet. Als Janis sich beim Basketballtraining den Arm gebrochen und mit der verheirateten Orthopädin, die ihr den Gips gelegt hatte, eine Affäre gestartet hatte, waren ihre Gläser auf »den Basketball« erhoben worden. Gab es keinen Anlass, erfanden sie einen und tranken beispielsweise auf »Jude Laws blaue Augen« oder auf »Spaghetti Aglio Olio«.
»Auf Kampfjetpiloten«, schlug Anne vor. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute in den Himmel, wo außer den Kondensstreifen der beiden Jets, die eben über das Firmament gedonnert waren, kein Weiß das Blau störte.
Janis hatte einen Einwand. »Ich will nicht auf irgendeinen Kerl trinken.«
Muriel fand das zwar berechtigt, hielt es allerdings für übertrieben, den Toast um die weibliche Endung zu verlängern. Allerdings hatte sie selbst keine bessere Idee, wie es sich nach wie vor auch mit ihrer nächsten Kolumne verhielt, was sie allmählich zu nerven begann. Ihre Gedanken wollten einfach nicht über die Dinge hinaus, die sie sah: Honigbienen, Gänseblümchen, lila Blumen ... und Erinnerungen, die unglücklicherweise noch immer in ihrem Hirn kursierten: Erinnerungen an Zinkbadewannen und silberne Kreuzanhänger.
Nichts davon war einen Toast wert.
»Auf Blaubeermuffins«, tönte Janis. Dazu schnappte sie sich eines der kleinen Küchlein, schälte es aus dem Papier, biss ab und kaute mit dem Ausdruck höchsten Genusses in der Miene. »Ich bin süchtig nach den Teilen«, murmelte sie zwischen zwei Bissen und wischte sich die Krümel vom Mund.
Einen Blaubeermuffin-Toast mochte Anne nicht ausbringen und machte darauf aufmerksam, dass sie erst im Juli auf »Kirscheis« angestoßen hatten. Hätte Anne nichts gesagt, hätte Muriel das Veto eingelegt. Das Kirscheis hatte sie sich gefallen lassen, fand jedoch, dass ihnen für die Toasts etwas Geistreicheres einfallen sollte, als immer neues Essen – Süßes noch dazu.
»Was ist mit dir?«, sprach Anne Muriel an. »Warum bist du so still, wo du für gewöhnlich vor Ideen sprühst?«
»Eine Blockade, wie ich befürchte«, gab Muriel zu und zwirbelte den Stil des Glases zwischen den Fingern. »Also los, Mädels, entweder euch fällt gleich was ein oder ich trinke ohne Toast.«
»Lass uns doch auf Leander trinken!« Ein spitzbübisches Funkeln lag in Emmas Blick, als sie das sagte. »Darauf, dass er deiner Blockade den Garaus macht, indem er dir am Montag einen Auftrag serviert, den du ...Wie hat er es genannt? ... « Sie legte einen Finger an den Mund, als grübele sie. »Den du verabscheuen wirst, richtig?«
»Ein Thema, das ich hassen werde«, korrigierte Muriel sie. »Gibt es irgendwelche anderen Vorschläge? Wie wär’s mit Honigbienen oder Gänseblümchen?«
»Quatsch!«, kam es abermals von Emma. »Lasst uns auf den September trinken und darauf, dass er jeder von uns einen richtig guten Moment bringen möge. Etwas, das den September-Toast wert
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