SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
ließ sich immer finden, und war ihr einmal nicht danach, zum Joggen in den Park zu fahren, lief sie eine Runde ums Karree. An Samstagen bevorzugte sie jedoch den Park. Nicht den weitläufigen Lincoln Park, der an den Wochenenden von halb Chicago aufgesucht wurde, sondern den sehr viel unspektakuläreren Oz Park.
Aufgrund der frühen Stunde waren an diesem Samstag noch nicht viele Menschen unterwegs. Muriel begegnete lediglich anderen Joggern und ein paar Jungs in Baseballkluft, die zum Spielfeld trabten.
Ihre Laufschuhe stampften über den Boden. Wegen der Anstrengung ging ihr Atem schneller, doch kontrolliert. Drei Schritte, einatmen. Drei Schritte, ausatmen. Sie spürte eine angenehme Spannung in den Oberschenkeln und Waden und joggte in die Kurve, hinter der der Weg zurück zum Parkplatz führte.
Die vergangene Nacht ging ihr nicht aus dem Kopf. Das gefiel ihr nicht. Sie mochte nicht länger daran denken, sondern diese Nacht vergessen wie andere Nächte. Allerdings war dieses Erlebnis besser gewesen, als alles in der nahen Vergangenheit. Es war so verdammt gut gewesen, dass das Prickeln unter ihrer Haut beim bloßen Gedanken daran zurückkehrte. Was sie reizte, war weniger die Erinnerung an den Sex mit dem Blonden, sondern vielmehr die an den anderen, der eben nicht mit ihr geschlafen hatte – warum auch immer ... Vielleicht, weil er seine Befriedigung aus dem Zuschauen zog. Vielleicht, weil sie ihn nicht wirklich angetörnt hatte.
Letztere Möglichkeit wurmte Muriel irgendwie, und dass dies so war, ärgerte sie noch ein wenig mehr. Seit wann interessierten sie die Beweggründe eines Fremden? Wieso rief sie sich in Erinnerung, wie er sich anfühlte und was seine Berührungen in ihr ausgelöst hatten? Was war es schon, das sie ausgelöst hatten?
Lust? Verlangen? Neugierde? Sehnsucht?
Nein! Die bloße Überlegung war lächerlich, dachte Muriel grimmig.
Sie biss die Zähne aufeinander und steigerte ihr Jogging-Tempo, sodass ihre Atemzüge bald in Stößen über ihre Lippen flogen. Für einen Moment schloss sie die Augen und drängte dann die Bilder aus ihrem Denken. Es gab keinen Platz und keine Zeit für derlei. Sie musste sich auf ihren Job konzentrieren. Wenn sie bis Montag keine brillante Idee parat hatte, würde Leander ihr einen Auftrag geben.
Worüber also konnte sie als nächstes schreiben? Über No-Go’s fürs erste Date? Darüber, welcher Frauentyp auf welchen Mann abfuhr? Beim nochmaligen Betrachten der ersten Idee, empfand sie einen so immensen Widerwillen dagegen, dass sie sie komplett löschte. Sie wollte sich nicht über verflixte erste Dates auslassen, über verliebtes Wimperngeklimper oder die verdammten Schmetterlinge!
Schwachsinn! All das war Schwachsinn!
Muriel biss die Zähne fester aufeinander und ignorierte das Ziehen ihrer Gesichtsmuskulatur. Ihre Beine liefen inzwischen wie von selbst und würden nur mit einiger Überwindung zum Stoppen zu bringen sein. Unbewusst hatte sie ihre Hände zu Fäusten geballt und zwang sich nun, sie zu lockern. Ihre Fingerspitzen fühlten sich taub an.
Konzentrier dich auf deinen Job!, befahl sie sich abermals, doch spürte bereits, wie ihr die Gedanken, die sie so krampfhaft festzuhalten versuchte, entglitten. Vor die kühlen Motive ihres Arbeitsalltags schoben sich andere, die in warmen Farben schimmerten.
***
Eine Allee. Sonnenlicht, das durch die Bäume schillerte. Ein grünes Cabrio. Musik von Billy Joel. Songs wie All About Soul und The Downeaster Alexa. Ihr langes Haar wurde vom Wind in Strähnen geteilt und zerwuselt. Er schob sich die Sonnenbrille höher auf die Nase und bedachte sie mit einem Lächeln. Er nahm eine Hand vom Lenkrad, um ihre zu halten und seine Finger mit ihren zu verschränken.
Das Marschland der Küste von Louisiana. Fußabdrücke, die sich mit Wasser füllten. Ein Strandkorb, der James hieß. Unter einer der Fußstützen hatte jemand ein Scrabblespiel vergessen.
Venetian Island, der Außenbezirk von New Orleans, der Hurrikan Katrinas brachiale Gewalt zu spüren bekommen hatte. Das gelbe Holzhaus, das vor der Wut des Sturms verschont geblieben war.
Weite, pure Natur auf Spaziergängen nach Feierabend. Zwei Gläser und eine Flasche Merlot auf den Holzstufen vor dem Eingang. Das unter dem Dach liegende Schlafzimmer wurde über eine Leiter erreicht. Nach einem Streit war sie so erbost gewesen, dass sie die Leiter weggenommen und sich für eine Stunde verdrückt hatte. Länger hatte sie es nicht ausgehalten.
Selig war
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