SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
inspiriert vom Leben, das sich vor ihrer Nase abspielte. Und war es nicht gerade die Herausforderung des vermeintlich Unmöglichen, die einen Profi ausmachte? Hatte sie nicht selbst behauptet, aus Liebe zum Schreiben alles, wirklich alles, schreiben zu können?
Ein Lächeln umspielte Muriels Mund, als sie beschloss, sich den verflixten Heiratsanträgen zu stellen. Und wenn Leander sie im nächsten Monat bitten würde, exotische Tiere zu interviewen, mit denen ein Mann seine Frau am erfolgreichsten beeindruckte, würde sie begeistert in die Hände klatschen.
»Na, Gott sei Dank«, murmelte Emma, als sie Muriels bessere Laune bemerkte, und setzte ihr den verschmähten Teller wieder vor. »Jetzt iss brav auf, damit morgen schönes Wetter wird. Dieser Regen da draußen geht mir auf die Nerven.«
***
Muriel tauchte unter den Schaum in das Badewasser. Sie mochte die dumpfe Stille, in der allein ihr Herzschlag zu hören war, und stellte sich vor, dass sie in einem Ozean war, tief unten auf dreißig Metern. Um die Zeit unter Wasser zu verlängern, ließ sie in Abständen Luft aus ihren Lungen, was das Herzschlaggeräusch mit dem der aufsteigenden Blasen vermischte.
Wieder über Wasser strich sie die Haare zurück und lehnte den Kopf gegen das Gummikissen.
Ein Bungee-Sprung?, überlegte sie. Er konnte sich von einer Brücke stürzen und ein Banner hinter sich herziehen, auf dem die Frage stand. Der Haken war, dass das wahrscheinlich gegen die Sicherheitsvorkehrungen verstieß und somit nicht umsetzbar war.
Aber wie wäre es mit einem gemeinsamen Fallschirmsprung?, grübelte sie weiter, und der Landung auf einem riesigen Stofftuch, auf welchem sein Antrag zu lesen sein würde.
Muriel griff über den Rand der Wanne und klaubte den Notizblock samt Stift vom Boden. Der Unterwasser-Antrag und der Antrag auf einem Open-Air-Konzert waren dort bereits notiert. Sie kritzelte den Fallschirmsprung darunter.
Neben möglichen Themen surrten Adjektive, welche die jeweiligen Subtitel abgeben konnten, durch ihren Kopf: Atemlos für die Frage unter Wasser. Abgerockt für die auf dem Konzert. Schwindelfrei für den Sprung.
Und dabei blieb es. Alle Ideen, die Muriel hierauf in den Sinn kamen, waren so öde und abgedroschen, dass sie damit rechnen musste, dass Leander sie ihr um die Ohren hauen würde.
Sie warf Zettel und Stift zurück auf den Boden, legte die Arme auf dem Wannenrand ab und sagte sich, dass drei Einfälle völlig okay waren für einen Tag – einen halben, genau genommen. Denn eigentlich hatte sie erst ab der Mittagspause angefangen, darüber nachzudenken.
Was ist mit einem Heiratsantrag beim Sex?, überlegte sie dennoch weiter und ein verschmitztes Grinsen schmuggelte sich auf ihre Lippen. Traute sich das jemand? War es zu riskant oder vielleicht ein Leichtes zu fragen, wenn das Opfer ohnehin am Ja-Schreien war? Wenn sie ihn zwischen ihren Beinen und tief in sich hatte? Wenn ihre Hände über seine Muskeln fuhren, über seinen Rücken kratzen, in seinen Haaren wühlten? Wenn sie ihren Namen ins Ohr geflüstert bekam und seinen Namen als Keuchen erwiderte?
Sex war etwas Wunderbares, wenn man sich liebte, sich vertraute, sich in- und auswendig kannte. Hätte er ihr die Frage beim Sex gestellt, statt in der Badewanne ... Muriel hätte wahrscheinlich ebenfalls mit Ja geantwortet.
Sie schloss die Augen und versuchte diesmal gar nicht erst, ihre Gedanken festzuhalten. Sie wusste ja nur zu gut, wie stur diese freien Gesellen waren, und dass sie grundsätzlich taten, was sie wollten, dass sie flogen, wohin es sie zog.
Noah ..., seufzte sie im Stillen und sank tiefer ins Wasser. Noah, Noah, Noah ... so, wie sie es getan hatte, wenn er in ihr gewesen war. Sie tauchte die Arme unter Wasser, ließ ihre Hände zuerst sanfte Wellen schlagen und legte sie dann auf ihren Bauch.
Noah hatte ihr gesagt, dass sie sich gut anfühlte, dass sie sich fantastisch anfühlte, und Muriel wünschte in diesem Moment, dies nachvollziehen zu können. Aus seiner Perspektive. Wenn sie sich jedoch berührte, spürte sie nichts als ihre Haut und die Knochen darunter.
Mit einem Lächeln auf den Lippen malte sie sich Geschehnisse aus, die nie passieren würden, malte sie so bunt, dass sie völlig real erschienen: Morgen würde sie aus dem Büro kommen und er würde auf der letzten Stufe vor ihrer Wohnungstür hocken. Die enge Jeans auf halb acht, die Schnürsenkel der Converse lose, die Ärmel des Hemdes über die Ellenbogen gestreift, den
Weitere Kostenlose Bücher