Sehnsucht erwacht auf Mallorca
es gewusst hättest? Ihr Geld für die Abtreibung gegeben? Oder alles deiner jungen Frau gebeichtet und ihr Leben dadurch ebenso ruiniert? Aber die Tatsache, dass ihr nicht mehr verheiratet seid, zeigt ja, dass sie offensichtlich vernünftig genug war, dich zu verlassen.“ Vor Empörung atmete sie schwer.
Noch nie in seinem Leben war Alejandro so sehr beleidigt worden, weder von einem Mann noch von einer Frau. Und dann musste er sich so etwas von einer Frau anhören, die er noch vor wenigen Minuten heftig begehrt hatte!
„Meine Frau ist tot. Und es ist überhaupt keine Frage, dass ich für Joanna und meinen Sohn gesorgt hätte, wenn ich von ihm gewusst hätte.“
„Wie angenehm, wenn man reich genug ist, um das Gewissen auf diese einfache Art zu beruhigen.“
„Das reicht!“, stieß er jetzt mühsam beherrscht hervor, während seine Augen gefährlich aufblitzten. „Ich gehe jetzt besser, damit du dich beruhigen kannst. Wir können morgen früh weiterreden, wenn du willst.“
Brynne wusste nicht, was sie wollte. Sie wünschte nur, sie hätte ihn niemals kennengelernt.
Vor wenigen Minuten noch hatte sie gespürt, wie Alejandro sie erregte, und zwar nicht zum ersten Mal. Am liebsten würde sie in Tränen ausbrechen über ihre eigene Dummheit, sich zu diesem Mann hingezogen zu fühlen.
Als sie vorhin auf dem Bett lag, wäre es so einfach gewesen, sich umzudrehen und seinen Kopf zu sich herunterzuziehen. Sie hätte ihn küssen können, bis sie an nichts anderes mehr denken konnte. Mit jeder Faser ihres Körpers hatte sie sich nach seinen Liebkosungen gesehnt.
Diese Erkenntnis verstörte sie ebenso wie die Tatsache, dass er verheiratet gewesen war.
„Ich weiß nicht, was ich morgen früh will“, sagte sie benommen.
Dabei wusste sie es sehr gut: Sie wollte nach Hause, zurück nach England, und diesen Mann vergessen. Doch für Michael musste sie hierbleiben.
„Bitte geh jetzt“, bat sie Alejandro schließlich mit ausdrucksloser Stimme.
Er sah auf ihren geneigten Kopf hinunter. Das wunderschöne Haar ergoss sich wie ein Meer aus Flammen über ihre nackten Schultern. Als er die entzückenden Sommersprossen anstarrte, die er vor wenigen Minuten noch küssen wollte, spürte er, wie sein Zorn schwächer wurde.
Alejandro war der Meinung, dass Brynne nichts über die Einzelheiten seiner Beziehung zu Joanna oder über seine Ehe mit Francesca wissen musste. Und obwohl er heute Abend kurz davor gewesen war, sie in den Arm zu nehmen und sie zu lieben, war er immer noch dieser Ansicht. Und eigentlich wollte er überhaupt nicht mit Brynne Sullivan schlafen.
Sie seufzte und hob eine Hand, um die Haare zurückzustreichen. Dann sah sie ihn mit gequältem Blick an.
Er betrachtete sie noch ein paar Sekunden lang, dann drehte er sich um, ging zur Tür und zog sie leise hinter sich zu.
Draußen auf dem Korridor lehnte er sich an die Wand und schloss die Augen. Er kämpfte gegen das Bedürfnis an, wieder hineinzugehen und sie in die Arme zu schließen.
Als Francesca vor fünf Jahren starb, hatte er beschlossen, sich in Zukunft nur noch auf oberflächliche Beziehungen zu Frauen einzulassen. Kurze Affären ohne emotionale Verstrickungen. Doch Brynne Sullivan war nicht die Frau, die sich mit so etwas zufriedengeben würde.
Am nächsten Morgen bekam Brynne kaum die Augen auf. Sie war durcheinander, weil sie viel zu wenig geschlafen hatte. Aber das, was sie gestern Abend über Alejandro erfahren hatte, hatte sie einfach nicht zur Ruhe kommen lassen.
Als er vor sieben Jahren die kurze Affäre mit Joanna begann, war er wahrscheinlich bereits verlobt gewesen. Sie sollte sich wirklich unbedingt vor der Anziehungskraft dieses Mannes hüten.
Es hätte erst gar nicht erst so weit kommen dürfen, nachdem sie sechs Wochen lang erbittert um das Sorgerecht für Michael gestritten hatten. Je mehr sie über Alejandro Santiago erfuhr, desto überzeugter war sie davon, dass Michael bei ihr bleiben musste.
Als sie das Speisezimmer betrat, saß er bereits allein an der langen Tafel und las die Zeitung. Sein Anblick verbesserte ihre Laune ganz und gar nicht.
Er schaute auf, doch sie wich seinem Blick aus und ging zur Anrichte, um sich ein Glas Orangensaft einzuschenken.
„Wo ist Michael?“, fragte sie, als sie ihm gegenüber Platz nahm.
„Er ist mit Maria im Obstgarten, um frische Orangen zu pflücken“, erklärte er, faltete die Zeitung ordentlich zusammen und legte sie neben sich. „Nimmst du nur Saft zum Frühstück?“ Das Du
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