Sehnsucht erwacht auf Mallorca
darauf stiegen sie die schmale, in Fels geschlagene Treppe zu der Bucht direkt unter der Villa hinunter. Nach zehn Minuten erreichten sie den kleinen Strand. Hier gab es sogar eine Stelle mit feinem weißen Sand, und die warme Luft war erfüllt vom Geruch nach Meer und Salz. Michael stürzte sich mit seinem Schnorchel sofort ins seichte Wasser, während die Erwachsenen sich einen Platz im Schatten der Felsen suchten. Alejandro lag neben Brynne im Sand. Er trug nur eine knappe Badehose, die seinen männlichen Körper betonte und nicht dazu beitrug, ihr Gefühl von Panik zu mindern.
Sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon begann ihr Puls zu rasen und ihr wurde am ganzen Körper heiß. Wie sollte sie nur einen ganzen Vormittag neben ihm durchstehen, wenn er derart bekleidet – oder besser unbekleidet – neben ihr lag?
„Du wirkst ein wenig … abgelenkt heute Morgen“, begann er, als er eine Handvoll Sand aufnahm und ihn durch seine Finger gleiten ließ.
Abgelenkt?
Oh nein, sie war sich seiner Anwesenheit vollkommen bewusst.
Achselzuckend erklärte sie: „Ich bin immer noch überrascht, weil du uns nicht erzählt hast, dass du zurückkommst. Das ist alles.“
„Gestern habe ich dir erzählt, dass wir die Übernahme erfolgreich verhindert haben.“
Ja, das hatte er tatsächlich, aber ihr war nicht in den Sinn gekommen, dass er so schnell nach Mallorca zurückkehren würde. Sie hatte gedacht, ihr blieben noch ein paar Tage.
Doch gleichgültig, wann er zurückgekommen wäre, das erste Wiedersehen zwischen ihnen wäre auf jeden Fall peinlich geworden.
„Du musst sehr erleichtert sein, dass alles noch einmal gut gegangen ist“, sagte sie unverbindlich.
„Natürlich.“
Brynne lächelte verkrampft. „Ich vermute, du musst noch einmal aufs Festland, um alles abzuschließen?“
Alejandros Lächeln war ebenso freudlos. „Dir scheint sehr daran gelegen zu sein, mich loszuwerden.“
„Natürlich nicht …“
„Lüg doch nicht“, unterbrach er. „Du versuchst ja nicht einmal, dein Missfallen über meine Rückkehr zu verbergen.“
Aber das war doch nur, weil …
Weil sie diesen Mann so sehr liebte, dass es wehtat. Doch sie wagte nicht, ihre Freude über seine Rückkehr zu zeigen. Womöglich merkte er dann, was sie für ihn empfand! Das wäre zu demütigend.
„Sei nicht albern, Alejandro“, erwiderte sie leichthin. „Das ist schließlich deine Villa, und Michael ist dein Sohn. Du musstest zwangsläufig irgendwann zurückkommen“, fügte sie sachlich hinzu.
„Deine Begeisterung ist überwältigend!“, stellte er trocken fest.
Sie wandte sich ab und holte tief Luft. Das war unerträglich. Die ganze Situation war nicht zum Aushalten.
„Brynne …“
„Falls du vorhast, über jene Nacht zu reden – bitte lass es“, erklärte sie mit zitternder Stimme und drehte sich wieder zu ihm um. „Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist oder wie es dazu kommen konnte. Es ist einfach passiert“, schloss sie energisch. „Und ich will jetzt keine genaue Analyse der ganzen Angelegenheit!“
Er schaute sie forschend an. Sie sah so schön aus an diesem Morgen. Die Augen strahlten, die Wangen waren sanft gerötet, und ihr Mund zitterte leicht. Am liebsten wollte er nur noch neben ihr im Sand liegen und sie an Ort und Stelle verwöhnen.
Immer und immer wieder …
In jener Nacht war sie so empfänglich gewesen, so schüchtern und zugleich ungehemmt, dass er während der langen Sitzungen in Australien unentwegt an sie denken musste.
Zuerst hatte er sich geärgert, dass er diese Frau einen Monat lang würde ertragen müssen. Vor vier Tagen wusste er nicht, was er von ihrer neuen Beziehung halten sollte. Und jetzt erkannte er, dass er den Gedanken, Brynne könnte in wenigen Wochen wieder aus seinem Leben verschwinden, nicht ertragen konnte.
„Und seit heute Morgen“, fuhr sie mit fester Stimme fort, „kann ich dir versichern, dass es auch keine ungewollten Nachwirkungen gibt.“
Ungewollt?
Als er fort war, hatte er auch darüber nachgegrübelt, was wäre, wenn Brynne ein Kind von ihm erwartete. Sicher, mit Michael hatte er bereits ein uneheliches Kind, und eigentlich wollte er nicht, dass so etwas noch einmal geschah. Doch wenn Brynne schwanger gewesen wäre, hätte sie nicht einfach wieder aus seinem Leben verschwinden können.
„Da bist du wahrscheinlich erleichtert“, sagte er leise.
„Natürlich“, erwiderte sie. „Aber du bestimmt auch.“
War er erleichtert? Normalerweise war er sich
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