Sehnsucht erwacht auf Mallorca
zu ziehen, solange er so schwer krank war. Kannst du das verstehen?“, fragte er.
Natürlich verstand sie das. Sie wusste, wie bindend solche Arrangements sein konnten, und dass sie gewöhnlich zum Wohle der Familien und nicht der Männer und Frauen getroffen wurden, die einander heiraten mussten.
„Du hast Francesca geheiratet, obwohl du wusstest, dass ihr euch nicht liebt.“ Sie nickte. „Mir geht es wie Joanna, ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.“
Er nickte ebenfalls. „Die Ehe war von Anfang an unglücklich. Wir haben es versucht. Francesca wollte eine gute Tochter sein, verstehst du?“
„Genauso, wie du ein guter Sohn sein wolltest“, erklärte Brynne. Sie konnte den leisen Ärger, den sie den Eltern gegenüber empfand, nicht unterdrücken. Wie konnten sie ihre Kinder nur zu so etwas zwingen!
„Ja, ich wollte ein guter Sohn sein, der seine Pflicht erfüllt“, bestätigte Alejandro und neigte den Kopf. „Und ich versuchte, ein guter Ehemann zu sein. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich war Francesca treu.“
„Warum sollte ich dir nicht glauben?“
„Aus mehreren Gründen: Während unserer Verlobungszeit war ich Francesca nicht treu. Und seit dem Ende der Ehe hatte ich viele Affären.“
Er wird mir – und sich selbst – kein einziges dieser schmerzhaften Details ersparen, erkannte Brynne. Aber warum erzählt er mir das, obwohl er ein Mann ist, der nicht viel von sich preisgibt? Welche Absicht verfolgt er?
„Leider war Francesca keine gute Ehefrau“, fuhr er achselzuckend fort. „Kann man ihr das übel nehmen? Sie war neunzehn Jahre alt und mit einem Mann verheiratet, den sie kaum kannte und schon gar nicht liebte! Schon im ersten Jahr unserer Ehe hatte sie einen Liebhaber. Das ist nicht ungewöhnlich in solchen Ehen, obwohl man gewöhnlich wartet, bis der erste Sohn geboren ist“, erklärte er bitter. „Um sicherzustellen, dass zumindest der Erbe das leibliche Kind des Mannes ist.“
„Was ist mit Francesca passiert?“, fragte Brynne leise.
Seine Antwort war kaum zu verstehen. „Sie starb bei der Geburt des Kindes, das sie von ihrem Liebhaber empfangen hatte. Das Kind starb ebenfalls.“
Entsetzt keuchte Brynne auf.
„Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, woher ich weiß, dass das Kind von ihrem Liebhaber war?“ Alejandro sah sie an.
Zum ersten Mal begriff Brynne, wie sehr dieser Mann in der Vergangenheit verletzt worden war. Er hatte seine Frau vielleicht nicht geliebt, doch sie hatte keinen Zweifel daran, dass er, nachdem er erst einmal verheiratet war, Francesca respektiert hatte.
Mitfühlend schaute sie ihn an. „Weil du nicht mit ihr geschlafen hast?“
Alejandro spürte, wie ein Teil seiner Anspannung von ihm abfiel. Erst da begriff er, wie groß der Druck gewesen war, der die ganze Zeit auf ihm gelastet hatte. Es war ihm wichtig, dass Brynne ihm glaubte. Wichtiger, als ihm je irgendetwas anderes gewesen war.
„Weil wir nicht miteinander geschlafen haben“, wiederholte er. „Nur in den ersten drei Monaten unserer Ehe versuchten wir es manchmal, aber ich glaube nicht, dass einer von uns es besonders genossen hat.“ Er dachte an jene Zeit zurück, als sie versucht hatten, Liebe füreinander zu empfinden. Doch dieses Gefühl ließ sich nicht erzwingen. „Als wir beide vor vier Tagen miteinander geschlafen haben …“
„Alejandro …“
„… habe ich einen Fehler gemacht, als ich dich so überstürzt allein gelassen habe“, fuhr er unbeirrt fort. „Meine einzige Entschuldigung – und wahrscheinlich eine ziemlich schlechte – ist, dass ich es für das Beste hielt. Ich verstand nicht, was zwischen uns geschah. Aber in diesen vier Tagen, in denen ich nicht bei dir war, habe ich an nichts anderes außer an dich und unsere gemeinsame Zeit gedacht. Möchtest du wissen, warum?“
Fragend sah sie ihn an. Sie war sich immer noch nicht sicher, was er von ihr wollte. Aber sie zweifelte nicht daran, dass er aufrichtig war. Schuldete sie ihm deshalb nicht auch ein wenig Ehrlichkeit?
„Ja“, erwiderte sie leise. „Ich möchte es wissen.“
„Weil die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, so wunderbar war“, gestand er ihr. „Und mit dir zu schlafen, war das Schönste, was ich je erlebt habe.“
Brynne hatte plötzlich einen Kloß im Hals, und Tränen verschleierten ihren Blick, weil es auch für sie das Schönste war, mit Alejandro zu schlafen.
Er trat auf sie zu und ergriff ihre Hände, während er sie aufmerksam anschaute. „Ich war
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