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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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Personalkontinuität und schafft somit Identifikation. Das gilt ebenso für die Zusammensetzung des Kaders, in dem die Fans ehemaligen Jugendspielern des Vereins die höchste Gunst erweisen und es schon eines Ausnahmekönners wie Frank Ribéry bedarf, diese Gesetzmäßigkeit zu brechen. Natürlich hat auch der Glamour eines solchen Stars seinen Reiz. Wie stark die Zuschauerstimmung allerdings kippt, wenn dieser seine Leistung nicht bringt, bestätigt nur meine Theorie.
    Als ich erfuhr, dass ein so umsatzstarkes Unternehmen wie der FC Bayern fast sämtliches Büromaterial aus einem winzigen Schreibwarenladen in München bezieht und damit einen großartigen Spieler der Vereinsgeschichte wie Georg Schwarzenbeck unterstützt und an sich bindet, hat mich das äußerst gerührt. Wahrscheinlich wird es mir auch so gehen, wenn Uli Hoeneß oder Dr. Müller-Wohlfahrt mal nicht mehr auf der Bank sitzen. An den Anblick der beiden habe ich mich seit 1979 gewöhnt. Wie ich seit 2002 selber erfahren darf, hat der Verein eine familiäre Atmosphäre, die mit der Glitzerfassade an der Säbener Straße nichts gemein hat.
    Auch ich selber habe Fußball im Verein gespielt. Dass ich das bisher unerwähnt ließ, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass meine Leistungen auf den Ascheplätzen der örtlichen Vereine SSV Lützenkirchen (Leverkusen), VfL Engelskirchen und dem SV Refrath nur knapp oberhalb meiner immer noch katastrophalen Zeugnisnoten angesiedelt waren. Ein Aha-Erlebnis verschaffte mir einen nicht unerheblichen Erkenntniszuwachs, als ich nämlich mit der C-Jugend des VfL Engelskirchen auf einem Nebenplatz des Kölner Südstadions das Vorspiel zur Zweitligapartie zwischen Fortuna Köln und 1860 München bestritt und dabei auf die C-Jugend des SC Fortuna Köln traf. Wir verloren knapp mit 0:15. Was das Debakel noch schlimmer machte, war der Umstand, dass die Begegnung altersgerecht nur auf zweimal 30 Minuten angesetzt war. Zu allem Überfluss war ich Stürmer. Meine vornehmste Aufgabe bestand also darin, alle vier Minuten einen neuen Anstoß auszuführen. Ohne mich rechtfertigen zu wollen: Ich habe das Spiel nie wirklich von der Pike auf gelernt, sondern auf dem großen Feld einfach dort weitergemacht, wo ich mit dem Tennisball auf dem Pausenhof des Gymnasiums unbeholfen aufgehört hatte. Das war natürlich zu wenig. Zwar reichte es noch zum Auswechselspieler der A1-Jugend, aber dann war wirklich Schluss. Mir fehlte es nach wie vor an allem, was Technik, Übersicht und Ruhe am Ball anbelangt. Ich war lediglich körperlich robust und dabei recht schnell. Zusammenfassend konnte man feststellen: Balleroberung super – und dann spontan überfordert.
    Immerhin kam ich durch meine aktive Kickerei zu einem weiteren Besuch in und bei Bayern. Die B-Jugend des SV Refrath begab sich Ostern 1985 auf München-Tour und absolvierte vor Ort vier Freundschaftsspiele sowie ein ausgedehntes Kulturprogramm, wozu auch der Besuch eines Nachmittagtrainings beim FC Bayern gehörte. Für mich eine tolle Sache, weil ich damit ein weiteres Mosaiksteinchen als Fan für mich ergänzen konnte. Was mich aber in Oberbayern am meisten beeindruckt hat, waren die gepflegten Rasenplätze. War das Dorf auch noch so klein, es hatte seinen Rasenplatz. Für uns, die wir in Nordrhein-Westfalen nur auf Asche spielten, war es ein Traum. Rasenplätze in Nordrhein-Westfalen sind etwas Seltenes. Dortige Jugendabteilungen, die über ein solches Privileg verfügten, hatten wesentlich besseren Zulauf. Auch einige meiner Freunde radelten lieber fünf Kilometer weiter, nur um auf Rasen trainieren zu dürfen.
    Für unsere bayerischen Gegenspieler war die Verzückung ob dieser fantastischen Platzverhältnisse nicht nachvollziehbar. Wer jetzt glaubt, wir hätten die Gunst des Augenblicks genutzt und zu sauberen Tacklings und kraftvollen Grätschen angesetzt, der irrt. Wir hatten mit Rücksicht auf Haut und Knochen sowie zur Vermeidung zwangsläufiger Schürfwunden so etwas auf Asche einfach nie trainiert. Ist es wirklich nur ein finanzielles Problem der Kommunen, oder liegt es an den überbeanspruchten Plätzen, dass man in NRW im Sommer auf dem Platz verstaubt und bei Regen die Zweikämpfe im Matsch austrägt?
    Nun war ich zwar schon in München beim Bayern-Training und auch bei zwei Heimspielen gewesen, doch wie wenig routiniert ich immer noch als Fan war, wurde mir im Februar schmerzlich bewusst. Es stand der für mich obligatorische Besuch des Auswärtsspiels in Leverkusen an.

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