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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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dabei. Selbst einen zweitägigen Einstellungstest zum Polizei-Vollzugsdienst absolvierte ich, fiel in der NRW-Landespolizeischule in Münster-Hiltrup jedoch beim abschließenden Medizincheck durch. Schade eigentlich, der Job hätte mir Spaß gemacht. Noch heute muss ich oft daran denken, wenn ich im Stadion die Beinahe-Kollegen in Uniform entdecke. So aber besuchte ich ab 1985 die dreijährige Höhere Handelsschule, mit dem Ziel, diese mit der Allgemeinen Hochschulreife abzuschließen. Eigentlich …
    Inzwischen hatte ich mich beim Kicken auf dem Schulsportplatz mit drei Jungs aus der erweiterten Nachbarschaft angefreundet, von denen zwei regelmäßig im Bayern-Trikot auftauchten. Sofortige Sympathie! Die Folge war, dass ich nun nicht mehr allein im Zug unterwegs war. Wir kamen uns im fantechnischen Sinne ideologisch immer näher und beschlossen im November 1985, einen offiziellen Bayern-Fanclub zu gründen. Dabei waren unsere Motive recht eigennützig. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda versuchten wir, ältere Bayern-Fans mit Führerschein und Auto für unsere Idee einer regelmäßigen Fahrgemeinschaft zu begeistern. Es gab Unmengen zu organisieren. Auch ein prägnanter Name wurde schnell gefunden – »Die Elche«. Ein friedfertiges und starkes Tier gleichermaßen. Auch das entsprechende Fanclub-Logo drängt sich damit praktisch von alleine auf.
    Wahrscheinlich war 1985 der ungünstigste Zeitpunkt schlechthin, einen Fußball-Fanclub aus der Taufe zu heben. Erst wenige Monate zuvor waren 52 Menschen beim Tribünenbrand im Stadion von Bradford City ums Leben gekommen. Etwa drei Wochen danach verloren 39 Menschen beim Europapokal-Endspiel im Brüsseler Heysel-Stadion ihr Leben. Kein Wunder, dass wir da mit unserem Fanclub betont Friedfertigkeit demonstrieren wollten. Unser selbstkreiertes Motto wurde mit »finest fun for fair fans« eine Alliteration. Ich gebe zu, wir nahmen uns wichtiger, als wir tatsächlich waren. Als uns der FC Bayern den Eintrag als offizieller Fanclub bestätigte, hatten wir immerhin ansatzweise das Gefühl, ein bisschen auf Augenhöhe mit dem Verein zu kommunizieren. Man gehörte jetzt nicht mehr einfach nur so zur großen Masse der Bayern-Fans, sondern war immerhin Mitglied in einem Fanclub. Das war doch was, zumal es zu diesem Zeitpunkt nur etwa 200 Bayern-Fanclubs gab. Heute sind es fast 2.600!
    Auch persönlich hatte ich zuvor einen entscheidenden Schritt vollzogen und war im Juli 1985 Mitglied des FC Bayern geworden. Wie es überhaupt dazu kam, spricht für die damalige Geschäftstüchtigkeit des Vereins. Als nämlich mein Vater die Eintrittskarten für das erste Heimspiel im Olympiastadion postalisch geordert hatte, wurden Name und Anschrift gespeichert. Prompt erhielt er zum Sai sonbeginn 1983/84 Werbepost aus der Säbener Straße, ob er denn nicht Interesse an einem Abonnement des Bayern-Magazins hätte. Das hatte er natürlich nicht. Ich dafür aber um so mehr. Und so war ich, vor meiner Zeit als Mitglied, zwei Jahre nur Abonnent der Stadion- und Vereinszeitschrift.
    Heute ärgere ich mich darüber. Nur Abonnent und nicht Mitglied? Die Vereinsmitgliedschaft ist nur unwesentlich teurer und das Bayern-Magazin im Beitrag bereits enthalten. Was eigentlich harmlos klingt, löst bei Insidern Kopfschütteln aus und sei an dieser Stelle für alle Leser rasch erklärt: Der FC Bayern hat seit jeher ein System der fallenden Mitgliedsnummern. Das bedeutet, dass neue Mitglieder bei Eintritt immer die aktuell jeweils höchste Nummer bekommen. Gleichzeitig wird die Mitgliederdatei zu Saisonbeginn um Austritte und Todesfälle bereinigt, so dass die eigene Mitgliedsnummer jährlich immer kleiner wird. Die ersten Jahre macht man dabei noch große Sprünge nach vorne. Etwa ab dem siebten Jahr fängt es an, recht zäh zu werden. Je kleiner die Nummer, desto länger ist man also Vereinsmitglied. Bei knapp 160.000 Mitgliedern ist das für einen selbst nicht ganz uninteressant und befriedigt im kleinen, vierstelligen Bereich ein bisschen sogar das eigene Ego. Einen wirklichen Vorteil gibt es erst ab einer gewissen Mitgliedsnummer. Ab da besteht nämlich eine Art Gewohnheitsrecht auf Zuteilung einer Eintrittskarte bei wichtigen Spielen. Ich persönlich habe in der Saison 2010/11 die Nummer 3.925. Wenn ich weiter in diesem Tempo vorrücke, dann brauche ich mir ungefähr ab der Saison 2026/27 keine Sorgen mehr um meine Eintrittskarten für Auswärtsspiele zu machen. Wahrlich eine lange Zeit, aber der Mensch braucht

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