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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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Kalendertagen habe ich an 71 Tagen noch nie ein Bayern-Spiel gesehen, am 19. März dagegen gleich siebenmal.
       48,68 % meiner Besuche fanden samstags statt.
      37 Bayern-Spiele habe ich auf neutralem Platz gesehen.
       236-mal stand ich direkt im Fanblock.
      Längste Serie ohne Gegentor: neun Spiele.
      126 besuchte Freundschaftsspiele, aber kein einziges Spiel im Europapokal der Pokalsieger.
      Anteil der ausländischen Torschützen: 48,03 %.
      Mein häufigstes Ergebnis? Auswärts ein 1:1 (47-mal), daheim ein 2:1 (37-mal).
      88 Tore durch Mehmet Scholl, kurioserweise alle sechs Bundesligatore von Jan Wouters und nur ein Tor (sein einziges überhaupt) von Robert Kovac.
      165 Bayern-Spiele in Nordrhein-Westfalen, aber nur drei Spiele im Saarland.
      172 verschiedene Vereinsmannschaften und 13 verschiedene Auswahlmannschaften als Gegner.
      Rekordbesuch pro Saison: 50 Bayern-Spiele (2002/03).
    Und so weiter und so fort. Mittlerweile umfasst die Datei 85 verschiedene Statistiken. Manchmal bin ich ein Gefangener meiner eigenen, neurotischen Detailversessenheit. Obwohl ich zum Beispiel das Augsburger Rosenaustadion mit dem FC Bayern schon mehrfach besucht hatte, bin ich dennoch im Januar 2008 zu einem Freundschaftsspiel noch einmal hingefahren. Der Grund: Ich hatte an einem 9. Januar noch nie ein Bayern-Spiel gesehen. Meinen Mitfahrern gehe ich auf Auswärtsfahrten mit Ankündigungen wie: »Heute sehe ich mein 70. Bayern-Spiel im Ausland«, regelmäßig auf den Sack. Ich kann gar nicht anders. Auch wenn sie es mittlerweile nicht mehr hören können …
    Im April trat ich meine neue Stelle in München an. Ein traumhaftes Büro in der Nähe der Theresienwiese im fünften Stock. Und das Beste daran: mit Blick auf Mekka, also den Olympiaturm. Zumindest dann, wenn man sich weit aus dem Fenster lehnte. Aber immerhin. Es war sowieso ein erhebendes Gefühl, nun plötzlich in der Stadt seines Vereins zu wohnen und zu arbeiten. Nicht selten fuhr ich in den ersten Monaten morgens auf dem Weg zu Arbeit extra einen kleinen Umweg vorbei am Trainingsgelände an der Säbener Straße.
    Ohnehin genoss ich die Präsenz des Vereins im Alltag. Ein neuer Kollege entpuppte sich als ehemaliger Schulkamerad von Franz Beckenbauer, der Sohn einer Kollegin gehörte der Schiedsrichterabteilung des FCB an, der Mannschaftsbus kam mir regelmäßig auf dem Mittleren Ring entgegen, und so mancher Spieler war im Straßenverkehr dank seines Luxus-Audi mit verräterischem Kennzeichen M-DM (bei Jahren als amtierender Meister) oder wahlweise M-RM (für Rekordmeister) schnell zu identifizieren. Es klingt albern, ich weiß. Aber irgendwie erfreute es mein in dieser Hinsicht kindliches Gemüt, wenn an der roten Ampel neben mir plötzlich Michael Ballack auftauchte. Eine an sich völlig normale, ja geradezu banale Sache. Aber wahrscheinlich doch nicht für jemanden, der den Verein bis dahin nur aus 600 Kilometer Distanz verfolgt hat. Jeden, der gerade an meiner geistigen Entwicklung zweifelt, kann ich aber beruhigen: So etwas legt sich mit der Zeit. Auch bei mir.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

2002/03
    A LLES ANDERE ALS ALLTÄGLICH
    Meine erste komplette Saison in München. Ich genoss weiterhin die Annehmlichkeiten regelmäßiger Heimspielbesuche, ausschweifende Berichterstattung in den örtlichen Boulevardzeitungen und den Neid der befreundeten Bayern-Fans aus meiner rheinischen Heimat, die mich in dieser Hinsicht im Schlaraffenland wähnten. Mit dieser Einschätzung lagen sie gar nicht einmal so falsch. Der Kauf von Bayern-Jahreskarten für Antje und mich war zu Beginn dieser Saison dermaßen logisch, dass die Beschaffung vorab noch nicht einmal thematisiert wurde und ich die Dinger einfach besorgte. Am 1. Spieltag fuhren wir also, ausgestattet mit Jahreskarte und meinem neuen BMW-Dienstwagen, Richtung Olympiastadion. Zu sagen, dass ich in diesem Moment etwas melancholisch wurde, wäre stark untertrieben. Der Kölner an sich ist, wie erwähnt, »nah am Wasser gebaut«.
    In Block X4 stießen wir auf Sitznachbarn, die uns zu Freunden wurden und in der Allianz-Arena auch heute noch neben mir sitzen. Das ist, wie ich mittlerweile erfahren musste, keine Selbstverständlichkeit, sondern glückliche Fügung. Bei durchschnittlich 24 Heimspielen pro Saison ist es eben nicht völlig egal, wer neben dir wie ein irischer Hafenarbeiter flucht, wie ein Spice Girl jubelt oder in bester

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