Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
Mutter und mir.â
âSie machten es einem beide ja auch nicht schwerâ, meinte der Mediziner herzlich. âWie geht es Ihrer Mutter?â
âDanke ⦠sehr gut, Sir.â Das klang verbindlich, aber nicht mehr.
âWie erfreulich. Werden Sie länger bei uns bleiben, Mr Costello?â Der Doktor wagte es, die entscheidende Frage zu stellen. âOffenbar ist ein äuÃerst erfolgreicher Unternehmer aus Ihnen geworden.â
Rohan lächelte leicht. âIch habe wiederholt Glück gehabt.â
âIch glaube, Ihre Fähigkeiten waren entscheidender. Sie hatten schon immer einen scharfen Verstand.â
Der Doktor wandte seine Aufmerksamkeit wieder Charlotte und ihrem Sohn zu. Rohan und Christopher haben die gleichen tiefblauen Augen, dachte er. Die Farbe gibt es selten. Er hatte die Marsdon-Kinder zur Welt gebracht und auch Christophers Geburt betreut. Der Junge war etwas zu früh gekommen, aber niemand hatte Verdacht geschöpft. Nach Matthews Tod und Barbaras anschlieÃender Flucht hatte er sich intensiv um Charlotte gekümmert. Mit ihrer Heirat war er allerdings nicht einverstanden gewesen. Er hatte nie viel von dem jungen Martyn Prescott gehalten, der so früh und so tragisch ums Leben gekommen war.
Christopher, der ebenfalls mit dem groÃen fremden Mann, der seine Mutter ins Haus getragen hatte, sprechen wollte, stand auf und wunderte sich, dass seine Mutter versuchte, ihn zurückzuhalten. âGuten Tagâ, sagte er und streckte die Hand aus, wie er es gelernt hatte. âIch bin Christopher. Wir haben früher hier gewohnt.â
âDas weià ich, Christopherâ, antwortete Rohan und kam einen Schritt näher. Dabei schaute er den Jungen so durchdringend an, dass dieser wie gelähmt stehen blieb. Dieser Mann kannte seine Mutter, das spürte er instinktiv.
âKennen Sie meine Mum?â
âMr Costello ist ein viel beschäftigter Mann, Chris.â Charlotte erhob sich, obwohl ihr noch etwas schwindlig war. Sie musste dieses Gespräch unbedingt beenden. âWir dürfen ihn nicht länger von seinen Gästen fernhalten.â
âNein, Mummy.â Christopher nickte, konnte sich aber eine zweite Frage nicht verkneifen. âWoher kennen Sie meine Mum?â, wollte er wissen, denn die gespannte Atmosphäre blieb ihm nicht verborgen. Warum verhielt sich seine Mutter so ablehnend gegenüber dem Fremden? Sie war doch sonst zu jedem freundlich. Warum nicht auch zu Mr Costello? Irgendetwas quälte sie.
âDeine Mutter und ich sind zusammen aufgewachsen, Christopherâ, antwortete Rohan. âIch habe Silver Valley mit siebzehn Jahren verlassen. Ich heiÃe übrigens Rohan. Du musst mich nicht âMr Costelloâ nennen.â
Christopher wurde rot vor Freude. âSie sind ja gar nicht so alt, wie wir gedacht haben! Kannten Sie meinen Dad und meinen Onkel Matthew?â
âHat deine Mutter dir nie von mir erzählt?â
Christopher schüttelte den Kopf. âWussten Sie, dass mein Vater tot ist?â Er ging auf Rohan zu, als würde er von ihm magnetisch angezogen.
âJa, das wusste ich, und es tut mir ehrlich leid.â Rohan sprach mit sanfter Stimme, aber sein Gesichtsausdruck blieb hart.
âJetzt sind Mummy und ich allein. Nur Grandpa ist noch da.â In Christophers Augen traten Tränen, obwohl er seine Mutter immer mehr geliebt hatte als seinen Vater â und seinen reizbaren alten GroÃvater auch.
âO Darling, frag doch nicht so vielâ, mischte sich Charlotte besorgt ein.
Auch jetzt überhörte er den Einwand seiner Mutter. âOnkel Mattie ist immer noch bei unsâ, teilte er Rohan, zu dem er sich irgendwie unwiderstehlich hingezogen fühlte, mit. âManchmal kann ich es direkt spüren.â
Rohan verzog keine Miene, sondern ging auf den Jungen ein. âDas glaube ich dirâ, sagte er. âManchmal fühle ich Matties Nähe auch. Er hätte dich sehr gerngehabt.â
âWirklich?â, fragte Christopher, der Rohan Costello immer netter fand, lebhaft. âMeine Mum behauptet, ich sei ihm früher ähnlich gewesen. Stimmt das?â
Rohan dachte einen Moment nach, ehe er antwortete. âSchon möglichâ, entschied er dann. âAber jetzt nicht mehr.â
âNein.â Christopher war offensichtlich derselben Ansicht. âIch sehe niemandem ähnlich.â
O doch, durchfuhr es Charlotte. Und
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