Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
gefragt, womit er sein Geld verdient hat? Er ist alleiniger Besitzer von Riverbend, nicht wahr?â
Charlotte nickte. ââVortexâ ist seine Firma, Dad. Weiter wollte ich nicht in ihn dringen. Ich habe kein Recht dazu.â
âEr will Rache ⦠so einfach ist das.â Ihr Vater geriet wieder in Zorn. âEr will es uns zeigen. Ich war geschockt, als er plötzlich auf meiner Veranda stand.â
âGlaubst du, ich nicht?â
âSo eine Frechheit! Er war schon als Kind ein arroganter Kerl.â
âNicht arrogant, Dad.â Charlotte seufzte. âRohan war immer nur Rohan ⦠eben ein Ausnahmemensch. Der geborene Chef.â
Vivian Marsdon schwieg. Charlottes Einwand war nicht zu widerlegen. Wie oft hatte er sich einen Sohn wie Rohan Costello gewünscht und dabei ein schlechtes Gewissen gehabt!
âJedenfalls weià Mr Costello, wie man zu Geld kommtâ, urteilte er abschlieÃend. âIm Gegensatz zu mir. Beweist das nicht, wie wenig es ihm um dich geht? Angeblich wart ihr so wunderbare Freunde ⦠beinahe unzertrennlich. Hätte er dich nicht wenigstens warnen und uns damit den Schock ersparen können? Das hätte ihm allerdings die Rache verdorben.â
Darauf wusste Charlotte keine Antwort.
Montagmorgen fuhr Charlotte ihren Sohn wie sonst zur Schule. Die HauptstraÃe war noch ziemlich leer, und so fiel es Rohan nicht schwer, sie ausfindig zu machen.
âIch habe auf dich gewartetâ, sagte er. âWas hältst du davon, wenn wir zusammen eine Tasse Kaffee trinken gehen? Bei âDa Stefanoâ soll es sehr nett sein.â
Schweigend legten sie die kurze Strecke bis zu dem beliebten Café zurück, das an seiner braun-weià gestreiften Markise leicht zu erkennen war. Es wurde von den Campieris geführt, einem italienischen Ehepaar, das nicht nur köstliche Backwaren, sondern auch leichte Tagesgerichte anbot.
â Buon giorno, Carlotta ⦠Signor Costello.â Stefano vergaà nie sein strahlendes Lächeln. Er war ein groÃer, kräftiger Mann, der sich erstaunlich leichtfüÃig bewegte.
â Buon giorno, Stefanoâ, antwortete Rohan, der den Mann offenbar schon kannte. Vermutlich hatten die Campieris ebenfalls das Gartenfest besucht und bei der Gelegenheit den neuen Besitzer von Riverbend begrüÃt.
Nach einigen belanglosen Höflichkeitsfloskeln nahm Stefano die Bestellung auf: für Rohan einen doppelten Espresso und für Charlotte einen Cappuccino. Dazu gab es für jeden eine Scheibe von Signora Campieris Panettone.
Charlotte fixierte die einzelne Gerbera, die in einer kleinen Glasvase auf dem weià gedeckten Tisch stand. âNun?â, fragte sie. âWas gibt es?â
Rohan sah sie nur an. Am liebsten hätte er nie mehr damit aufgehört. Ihr wundervolles blondes Haar wurde auf einer Seite von einer goldfarbenen Spange gehalten, während es ihr sonst offen über den Rücken fiel. Sie trug weiÃe Jeans, dazu eine weiÃ-rosa karierte Bluse und weiÃe Sneakers. AuÃer einem hellrosa Lippenstift hatte sie kein Make-up benutzt. Ihre Haut war noch so zart und makellos wie früher.
âWie geht es Christopher?â
âEr schwärmt von seinem neuen Freund. Rohan hier ⦠Rohan da. So ging es das ganze Wochenende.â
âWie hat dein Vater darauf reagiert?â
âUm ehrlich zu sein â¦â
âAusnahmsweiseâ, unterbrach er sie.
Charlotte schnitt ein Gesicht. âWar das nötig? Dad liebt Christopher, das habe ich dir schon gesagt. Er lieà ihn reden und hörte lächelnd zu.â
âUnglaublich!â Rohan lehnte sich zurück, ein zynischer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. âEs geschehen noch Zeichen und Wunder.â
âSo könnte man annehmen. Da kommt Stefano.â
Der Cafébesitzer erschien mit einem Tablett, das er auf dem Nebentisch abstellte, um bequemer servieren zu können.
â Grazie, Stefano.â Rohan betrachtete den Panettone, der reichlich mit Nüssen und Rosinen gefüllt war und eine dicke Kristallzuckerkruste hatte. âDas sieht köstlich aus.â
âAltro?â
Charlotte schüttelte lächelnd den Kopf. âNo. Nientâaltro, grazie.â
Seit langer, langer Zeit sah Rohan sie zum ersten Mal entspannt lächeln. Es galt nicht ihm, aber er bemerkte, dass Stefano rot wurde. Charlotte wusste offenbar immer noch nicht, wie sehr ihre Schönheit
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