Sehnsucht nach Geborgenheit
zurückkommen würde.
„Ich hoffe, morgen früh fliegen zu können", erwiderte sie.
Sofort erkundigte er sich nach der Ankunftszeit und der Flugnummer.
Die vergangenen Tage waren so anstrengend gewesen, dass sie jeden Abend erschöpft ins Bett gefallen und eingeschlafen war.
Sie hatte keine Zeit gehabt, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was geschehen würde, wenn Jack den Prozess verlor. Oder darüber, wann genau sie nach Washington fliegen würde. Ihm zu erklären, dass sie noch keinen Flug reserviert hatte, war sinnlos.
„Ich bin froh, dass du morgen kommst", erwiderte er. „Wir müssen reden. Ich sag dir was ... ruf meine Sekretärin vom Flughafen aus an, bevor du an Bord gehst. Ich hole dich ab ... am National Airport, richtig? Und dann gehen wir essen. Dabei können wir reden."
In dieser Nacht wälzte Liz sich im Bett, bis ihr Körper nach Schlaf verlangte. Um 19 Uhr 17 am Abend darauf stieg sie in Washington völlig übermüdet aus der Maschine. Wie
versprochen holte Jack sie ab, mit ernster Miene und einem schwarzen Regenschirm unter dem Arm.
Verlegen ließ sie sich von ihm umarmen. Sie roch sein Aftershave und fühlte die Bartstoppeln, als ihre Wangen sich streiften.
„Hast du Gepäck aufgegeben?" fragte er und machte einen halben Schritt nach hinten, um sie anzusehen.
Ihre Mitreisenden hielten sie beide vermutlich für eine Ehepaar.
Ein Liebespaar hätte sich geküsst. Liz schüttelte den Kopf. „Ich habe nur diesen Kleiderbeutel dabei. Ich reise immer mit leichtem Gepäck."
„Lass mich den nehmen. Mein Wagen steht draußen." Er hängte sich die Tasche über die Schulter und nahm ihren Arm.
„Du meinst... er steht vor dem Eingang? Du hast ihn nicht auf einen Parkplatz gestellt?"
„Das hätte zu lange gedauert", erwiderte er. „Ich habe einen Gepäckträger bestochen. Er behält ihn im Auge."
Es hatte aufgehört zu regnen. Auf Jacks schnittigem Sportwagen glitzerten Tropfen. Er war nicht abgeschleppt worden, und unter dem Scheibenwischer steckte auch kein Strafzettel. Jack reichte dem Gepäckträger weitere zehn Dollar, öffnete Liz die Beifahrertür, ging um den Wagen herum und setzte sich ans Steuer.
„Wo möchtest du essen?" fragte er, während er sich geschickt in den dichten Verkehr einfädelte.
„So hungrig bin ich eigentlich gar nicht", sagte Liz.
Es war das erste Mal, das sie zusammen ausgingen - abgesehen von jenem Tag vor fünf Jahren, an dem sie ihn mit Sharon bekannt gemacht hatte. Als er ihr Parfüm wahrnahm, sog er den Duft absichtlich tief ein. Sharon hatte kräftige Noten bevorzugt, diese dagegen war eher dezent und so schwer zu erfassen wie Liz. Er hatte lange enthaltsam gelebt, gefangen in einer schlechten Ehe, weil er nichts von Scheidung hielt.
Jetzt jedoch war er frei, und das Bedürfnis, mit der Frau zusammen
zu
sein, die er begehrte, wurde immer
überwältigender. Am liebsten hätte er den Arm ausgestreckt und mit den Fingerknöcheln über ihre locker sitzende graue Seidenbluse gestrichen.
Die Vorstellung, ihre Kleidung oder gar die Kurven darunter zu berühren, war einfach zu erotisch, als dass er sie sich gestatten konnte. Wenn er sich nicht zusammenriss, würde er noch einen Unfall verursachen. Außerdem war ihre Schwester noch nicht lange unter der Erde, und wenn er Liz schon jetzt seine Gefühle offenbarte, würde sie ihn tadeln, wenn nicht sogar verachten.
„Dann fahren wir zu Clyde's", verkündete er. „Ich habe Appetit auf einen riesigen Burger. Oder auf einen Krabbensalat."
Auch mitten in der Woche war Clyde's überlaufen. Ein diskretes Trinkgeld für den Oberkellner verschaffte ihnen einen ruhigen Tisch. Unter üppigen Farnen saß Liz Jack gegenüber und blätterte in der Speisekarte. Plötzlich verspürte sie doch Hunger.
Oder sie bildete es sich ein. Vielleicht wollte sie sich auch nur mit Messer und Gabel beschäftigen, um ihn nicht die ganze Zeit anzustarren.
Sie bestellte einen Chefsalat, er einen Burger mit Zwiebeln, wobei er hoffte, dass die Zwiebeln ihm helfen würden, sich von Liz fernzuhalten. Sie sah müde und ein wenig angespannt aus.
Auf der zarten Haut unter ihren Augen zeigten sich nicht nur Sommersprossen, sondern auch Schatten.
Er orderte eine Flasche Wein. „So", murmelte er und schaute ihr in die Augen. „Womit fangen wir an? Am Telefon sagtest du, wir brauchten nichts zu unternehmen, bevor Richter Barnes sein Urteil fällt. Aber ich fürchte, vor allem Kassies wegen, dass es dann zu spät ist. Die Anwälte der
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